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Fotoausstellung 100 Jahre - 100 Geschichten

Fotoausstellung 100 Jahre - 100 Geschichten

Fotoausstellung 100 Jahre - 100 Geschichten

Ein Projekt des Integrationsbüros

Was macht Nürtingen aus?

Es sind die Menschen, die hier leben und ihre Geschichten, die sie mit Nürtingen verbinden. Das Integrationsbüro hat 100 Menschen aus Nürtingen gefunden, die von sich erzählt haben. Deren Portraits und ihre Geschichte möchten wir Ihnen in dieser Ausstellung präsentieren- ein Ausschnitt aus einer großen Vielfalt, die unsere Stadt ausmacht.

Klicken Sie auf die Bilder und entdecken Sie die Geschichten hinter den Personen! Viel Freude beim Lesen! 

Clara SchweizerClara Schweizer

Clara Schweizer

Mein Name ist Clara Schweizer und ich bin hier in Nürtingen aufgewachsen. Ich habe im Laufe meiner Kindheit die verschiedenen Einrichtungen des Trägerverein Freies Kinderhaus besucht und dieses Jahr mein Abitur am MPG absolviert. Nürtingens viele Facetten habe ich zum einen als Kind und Jugendliche, aber zum anderen auch als engagierte Person erlebt.

Verschiedene Blickwinkel konnte ich vor allem durch mein Engagement im Jugendrat, im Stadtjugendring und bei Fridays for Future Nürtingen gewinnen. Dieses Engagement verbindet mich mit Nürtingen. Ich habe in den vergangenen Jahren so viele verschiedene Menschen kennengelernt, die Nürtingen zu meiner charmanten Heimatstadt machen, in der ich die ersten 19 Jahre meines Lebens verbringen durfte. Ich bin nun seit über 4 Jahren im Jugendrat und dort Vorsitzende. Dadurch konnte ich Nürtingen von einer neuen Seite kennenlernen.

Der Jugendrat repräsentiert die Jugendlichen gegenüber der Stadtverwaltung, dem Gemeinderat und der Öffentlichkeit. Als Jugendräte nehmen wir an Ausschusssitzungen und Gemeinderatsitzungen teil, in denen wir von unserem Rede -, Anhörungs - und Antragsrecht Gebrauch machen können. Zum einen besteht unsere Arbeit aus dieser formellen Vertretung im Gemeinderat, dort haben wir z.B. die Outdoorfitnessgeräte und die Calisthenics beantragt und konnten aber auch Zeuge davon werden, dass die deutsche Bürokratie nicht die schnellste ist. Zum anderen organisieren wir Veranstaltungen, wie z.B. Kleidertauschpartys oder Jugendkonferenzen. Wir versuchen, den Nürtinger Jugendlichen eine Stimme zu geben und hoffen, dass sich möglichst viele Jugendliche für den Jugendrat interessieren.

Des Weiteren erlebe ich Nürtingen im Rahmen meines Engagements bei Fridays for Future Nürtingen als eine engagierte, bunte Stadt, die sich aber noch sehr viel mehr engagieren muss, um (bis 2030!) klimaneutral zu werden. Ich werde nie vergessen, wie im Rahmen von „Nürtingen ist bunt“, im Jahr 2017 anlässlich des AfD-Parteitags über 1000 Nürtinger*innen für eine vielfältige, bunte und tolerante Stadt protestiert haben.

Ich hoffe, dass Nürtingen in der Zukunft genauso bunt bleibt und auch um einiges grüner wird, damit sich unsere Stadt zu einer attraktiven und lebenswerten Heimat für junge Menschen entwickelt.

Ruth HauserRuth Hauser

Ruth Hauser

„Man muss jeden Tag nehmen, wie er kommt“
Ruth Hauser, 101 Jahre

Als ich im Dr. Vöhringer-Heim das Zimmer von Frau Hauser betrat, tat ich das mit einer gewissen Ehrfurcht, schließlich begegnet man nicht alle Tage einem Menschen, der eine so lange Wegstrecke hinter sich hat und ich war gespannt, was mich dort erwartete. Sie saß an einem kleinen Tisch und war mit der Zeitung beschäftigt, womit sie mich gleich überraschte,  aber tatsächlich ist die tägliche Zeitungslektüre für sie etwas Selbstverständliches. „Das ist wichtig, man muss wissen, was in der Welt los ist“, erklärte mir die rüstige Dame in ihrem nunmehr 102. Lebensjahr und ich erfahre viel von einer Frau, die ein arbeitsreiches Leben hinter sich hat, aber nach wie vor sehr interessiert am Leben teilnimmt.

Frau Hausers Lebensweg begann am 23.08.1920 in Göttelfingen, einem kleinen Dorf im Nordschwarzwald, das heute zur Gemeinde Seewald gehört und ca. 430 Einwohner zählt. Sie wuchs dort als Älteste von 7 Kindern auf dem landwirtschaftlichen Hof ihrer Eltern auf. Von klein auf war sie dort eingebunden in die täglich anfallende Arbeit und musste ihrer Mutter vor allem auch bei der Betreuung ihrer jüngeren Geschwister helfen. Ihr Vater war die meiste Zeit im eigenen Sägewerk im Nagoldtal beschäftigt. So lernte sie sehr früh, was es heißt, eine Familie zu versorgen. In jener Zeit erlernte sie zum Beispiel auch das Spinnen, eine Fähigkeit, die heute wohl kaum noch jemand beherrscht. „Ich kann auch melken“, merkte sie nicht ohne Stolz an und klärt mich darüber auf, was man hierbei beachten muss. Für eine kurze Zeit war sie auch „Haustochter“ bei einer Familie in Buttenhausen, im Lautertal. In Buttenhausen begegnete sie bei einer Geburtstagsfeier auch ihrem späteren Mann Eugen, den sie 1948 heiratete.

Das glückliche Paar musste aber zunächst noch rund zwei Jahre getrennt voneinander leben, sie in Göttelfingen, er in Stuttgart, wo er als Beamter bei der Stadt angestellt war. Erst 1950 zogen sie im Stuttgarter Osten zusammen und im gleichen Jahr wurde ihre Tochter geboren, 3 Jahre später dann der Sohn, der heute in Berlin lebt. Es folgte 1955 der Einzug in das eigene, neu erbaute Haus in Stuttgart - Sillenbuch, wo sie fast 60 Jahre verbrachte, bis sie vor etwa 7 Jahren, infolge eines Sturzes, gezwungen war, in das Dr. Vöhringer-Heim nach Nürtingen zu ziehen. Ihr Mann Eugen war zu dieser Zeit schon lange nicht mehr bei ihr, er starb 1988. Seither lebt sie in der Nähe ihrer Tochter, die seit 1979 mit einem „Nürtinger“ verheiratet ist.

Während unseres Gesprächs kam ihr Schwiegersohn hinzu und ich erfahre, dass sie letztes Jahr sogar eine Corona Infektion überstanden hatte und im August dieses Jahres, in Begleitung ihres Sohnes, für zwei Wochen nach Berlin reiste, per Flugzeug!

Schließlich verriet sie mir auch noch das Geheimnis ihres hohen Alters: „Weil ich immer viel arbeiten musste.“ Früher wanderte sie häufig mit ihrem Mann, der Wanderführer im Schwäbischen Albverein war. Deshalb gilt für sie auch heute noch der Grundsatz: „Man muss sich viel bewegen!“ Sie sitzt während unseres Gesprächs zwar in einem Rollstuhl („mein Auto“), kann aber am Rollator gehen und macht zweimal in der Woche unter Anleitung Laufübungen, damit sie nicht einrostet. Aber auch die guten Gene scheinen ihren Anteil zu haben, denn bis auf eine Ausnahme sind alle ihre Geschwister über 90 Jahre alt geworden. Eine Schwester und ein Bruder leben noch. Wenn im Dr. Vöhringer-Heim alle 4 Wochen Brot gebacken wird, freut sie sich ganz besonders. Das erinnert sie wieder an früher, als sie selbst alle 2-3 Wochen aus einem halben Zentner Mehl Brot gebacken haben, natürlich alles von Hand!

 „Ich habe ein interessantes Leben gehabt, aber man muss halt alles mitmachen.“ Jeden Tag so annehmen wie er kommt, so lautet also die Lebensweisheit einer 101-jährigen Frau, die nach einem arbeitsreichen Leben, die ihr noch geschenkte Zeit im Dr. Vöhringer – Heim in Nürtingen genießen kann. Ich verabschiede mich von Frau Hauser und gehe nachdenklich nach Hause. Eine bemerkenswerte Begegnung, die noch lange in mir nachhallt, liegt hinter mir.

Volker Döring, Autorenkreis Atmosphäre, VHS Nürtingen / 14.10.2021

Felix RankFelix Rank

Felix Rank

Ich bin Felix Maximilian und bin 1 Jahr alt. Ich habe 2 Schwestern Luisa & Hannah, unsere Katze Lilly und Mama&Papa. Meine größten Erlebnisse sind jeden Tag auf die höchsten und wackeligsten „Türme“ zu steigen, die ich finden kann.

Heute war es das Hochbett meiner Schwester Luisa und die Sprossenwand im Zimmer meiner Schwester Hannah, die komme ich auch schon ohne Probleme bis nach oben. Ich liebe es zu klettern und habe so viel Spaß jeden Tag an allem, was mir über den Weg läuft. Ich bin eine kleine Frohnatur.

Johannes FridrichJohannes Fridrich

Johannes Fridrich

Meine erste Erinnerung an Nürtingen habe ich, als ich 3 oder 4 Jahre alt war.

Es war Sommer und ich durfte einige Tage bei meiner Oma verbringen. Eines Mittags waren wir in der Stadt und sie kaufte mir einen schönen bunten Luftballon gefüllt mit Helium, den ich stolz zu ihr nach Hause trug. In der Oberboihinger Straße passierte dann das Malheur – ich passte eine Sekunde nicht auf und schwups schwebte der Luftballon gen Himmel davon. Meine Tränen konnte Oma zum Glück mit einem Eis schnell wieder trocknen.

Es folgten viele weitere Ferien, die ich in Nürtingen bei meiner Oma verbrachte. Ich erinnere mich an Einkäufe bei Spielwaren Sterr, Besuche im Nürtinger Freibad, an Spaziergänge im Tiefenbachtal und an das leckere Schlemmertöpfle, das es damals im Waldheim im Roßdorf gab.

Nach dem Tod meiner Oma 1999 pausierte meine Nürtinger Geschichte für einige Jahre. 2015 schlug sie dann aber ein neues Kapitel auf, als ich meine Frau Astrid kennenlernte. Astrid lebte damals in Nürtingen und unsere erste Verabredung führte uns direkt ins Café Schümli. Es folgten viele weitere Treffen in Nürtingen und Umgebung. Besonders in Erinnerung ist uns beiden ein gemeinsamer Kochkurs, den wir damals in der VHS in der Schloßbergschule besuchten: „Fingerfood und Co“.

An diesem Abend muss ich Astrid mit meinen Kochkünsten ziemlich beeindruckt haben, so dass wir fortan gemeinsam durchs Leben gingen.

Unsere erste gemeinsame Wohnung war zunächst in Stuttgart, aber nach unserer Hochzeit waren wir uns schnell einig, dass wir unser weiteres gemeinsames Leben in unserer beider „Herzensstadt“ Nürtingen verbringen wollten.

2019 zogen wir in das Haus meiner Oma, das mein Urgroßvater 1932 erbaut hatte. Das Haus an das ich so viele schöne Kindheitserinnerungen habe. Mit der Geburt unserer Tochter Lea im März 2021 erfüllt nun wieder neues Kinderlachen in 5. Generation unser Zuhause.

Nürtingen ist für mich eng mit meiner Familie und den Menschen, die ich liebe verbunden. Deshalb ist Nürtingen für mich nicht irgendeine Stadt, sondern Heimat und eine Herzensangelegenheit.

Johannes Fridrich

Hannes WezelHannes Wezel

Hannes Wezel

Nürtingen die Bürgerstadt, wo‘s viel Engagierte hat…

Zwanzig Jahre bin ich jeden Morgen gerne in den Bürgertreff gekommen. Kein Tag war wie der andere. Der Bürgertreff war von seinem Start an, im April 1991 ein Umschlagplatz der 1000 Bürgerideen und des endlos scheinenden Engagements der Nürtinger Bürgerinnen und Bürger. Das war damals ein Novum fürs ganze Land und darüber hinaus: in einem Rathaus, den Bürgerinnen und Bürgern einen selbstwirksamen Resonanzraum zu schaffen und damit die Menschen selbst zu ermächtigen, sich für andere einzubringen, mit dem was sie gut können und woran sie Freunde haben.

Der Erfolg des Bürgertreffs hat ganz viele Mütter und Väter, denen ich mit diesem kleinen Text, danke sagen möchte. Allen voran, Alfred Bachofer und Guido Wolf. Als OB und BM haben die beiden den Raum für den Bürgertreff geschaffen und das Potential für das Zusammenspiel zwischen Verwaltung, Gemeinderat und Bürgern erkannt, dass dies ein zukunftsweisender Weg war. Die beiden mussten sicher mehr als einmal schlucken, bei dem was wir ihnen mit unseren Ideen und Projekten zugemutet haben. Als Keyborder und Schlagzeuger sind sie sogar 1999 beim großen Bürgerfest, anlässlich des Bertelsmann Preises mit der Rathausband aufgetreten. Der begnadete Dichter Guido Wolf textete dafür;  „Nürtingen die Bürgerstadt, wo‘s viel Engagierte hat, Alte, Junge, Groß und Klein, jeder bringt sich ein.“ Natürlich auf die Melodie von Marmor Stein und Eisen bricht.

Genauso herzlich bedanke ich mich bei meinen langjährigen haupt- und ehrenamtlichen Kolleginnen und Weggefährten. Allen voran Irmgard Schwend, Silvia Sollner und im Andenken an Lie An Haack. Wichtig ist mir auch ein extra Dank an Sepp Misch für seinen unermüdlichen Einsatz für lange Jahre! Es freut mich, dass viele unserer gemeinsamen Projekte über die Jahre Bestand haben, ob Stadtlauf, Selbsthilfekontaktstelle oder mein Herzensprojekt das Café Regenbogen.

Veränderungen gehören immer dazu, ganz besonders wenn solch große gesellschaftliche Herausforderungen kommen wie 2016 die Integration von Geflüchteten oder aktuell die Corona Pandemie; dem stellt sich das Team im Bürgertreff der Hauptamtlichen und die ehrenamtlich Engagierten. Dafür wünsche ich alles Gute; hegt und pflegt und nutzt den Bürgertreff auch zukünftig als Herzkammer des Bürgerengagements in unserer Stadt.

Hannes Wezel

Dirk FunckDirk Funck

Dirk Funck

Ein Küstenkind im Schwabenland

Geboren und aufgewachsen bin ich in Cuxhaven. Viele Jahre habe ich direkt mit Blick auf das Meer gewohnt. Am Wasser leben und auf das Wasser schauen. Das war immer ein Stück Heimat für mich. Mein Lebensweg hat mich dann durch Deutschland geführt. Immer wieder verbinde ich die schönen Orte auch mit dem Wasser. Meist suche ich mir eine Laufstrecke und entspanne mich bei einer Sporteinheit entlang eines Küsten- oder Flussverlaufs. In Cuxhaven war es der Weg am Strand entlang zwischen den Stadtteilen Sahlenburg, Duhnen und der Kugelbake, die als Seezeichen die Elbmündung in die Nordsee markiert. Später dann in Hameln ein Weg der Weser entlang und in Worms war es der Rhein.

Nun bin ich seit 2014 in Nürtingen. Es hat nicht lang gedauert, bis ich meine neue „Hausstrecke“ entlang des Neckars gefunden habe:

Der Start am Schlachthofareal. Dann geht es über die Stadtbrücke an der Freien Kunstakademie vorbei, an der Neckarbrücke erneut über den stolzen Fluss und vorbei am Gelände des Eislauf- und Tennisverein Nürtingen e.V.. Weitere Stationen sind der Beutwangsee und der Reit- und Fahrverein Neckartailfingen e.V., bis es dann nach Neckartailfingen geht. An guten Tagen erreiche ich den Aileswasensee und umrunde diesen sogar.

Auf dem Weg zurück kreuze ich den Fluss dann nicht mehr. So komme ich mit dem so wunderschönen Blick auf die Stadtkirche St. Laurentius am Ruderclub und dem Wörthgarten zur Steinachbrücke und über den aktuell so gelungenen Stadtbalkon wieder zurück zum Startpunkt, wo ich inzwischen in der Sigmaringer Straße auch zuhause bin.

Ich bleibe immer ein Küstenkind. Dieser Weg entlang des Neckars mit seiner landschaftlichen Qualität, seinen besonderen Orten und den (meist J) entspannten Schwaben ist aber nun ein Teil meines Lebens und auch meiner empfundenen Heimat geworden.

Dirk Funck

Naja GeldmannNaja Geldmann

Naja Geldmann

Corona – Pandemie – COVID 19

Mir geht es gut ... aber das war nicht immer so!

Das schlimmste für mich, ich durfte nicht mehr zur Arbeit gehen. Damit sich niemand mit Corona ansteckt, mussten wir alle zuhause bleiben. Das war eine blöde, aber auch schöne Zeit.

Blöd war, dass alles, was bisher normal war, es jetzt nicht mehr gab. Kein Reiten mehr, kein „Mamma Mia“ - Theater, kein Bowling und kein Fußballspielen. Alles nicht mehr möglich.

Schön waren die gemeinsamen Spaziergänge und das Kniffeln mit der Familie. Jetzt bin ich geimpft und hoffe, dass alles wieder so wird wie es mal war.

Naja Geldmann

Zejnep StauchZejnep Stauch

Zejnep Stauch

Eine Seite reicht bei weitem nicht aus, will man über Zejnep Stauch – Demirova das `Wichtigste´ berichten.

Aber was ist überhaupt das `Wichtigste´ eines Menschen?

Vielleicht, dass ihr Vater 1977 nach Deutschland kam, Wolfschlugen. Dass er anschließen nach Nürtingen zog und hier in einer großen, Nürtinger Firma arbeitete. Später, als die kleine Zejnep 5 Jahre alt war, holte er die Familie aus der Nähe von Skopje nach.

Zejnep ist hier aufgewachsen, in den Kindergarten gegangen, wo sie ihren späteren Ehemann kennenlernte. Daher nennt sie sich mit Fug und Recht eine schwäbische Nordmazedonierin und sagt aus tiefstem Herzen,

„liebes Nürtingen, du bist mein Zuhause!“

Nürtingen brachte und bringt nicht nur Dichter, Denker und Comedy Stars hervor, sondern auch eine mazedonische `Hl. Maria´, die jedes Jahr an den Grippenspielen in St. Laurentius teilnahm. Nürtingen brachte auch die 6fache Deutsche Meisterin im Hip Hop hervor, eine Tanzlehrerin in ihrem Genre für Kinder und Jugendliche und sie bescherte Nürtingen eine Choreografin für Stars im Fernsehen – vom Play Mate bis zum Sänger!!

Zejnep fing schon mit 8 Jahren mit dem Hip Hop an und tanzte damals nur mit Jungs, was ihnen im Endeffekt mit getrübter Freude einen feuerroten Jogginganzug einbrockte.

Sie arbeitet viel für Fernsehen und Presse, hat gute Verbindungen, die sie auch für soziale Projekte nutzen kann. Wie zum Beispiel das vor 6 Jahren entstandene Projekt `69 Sekunden gegen Fremdenhass´. Wen´s genau interessiert, der möge auf ihre Website schauen.

"Die Angst vor dem Anderen ist das größte Problem bei Fremdenhass“, sagt sie und verweist auf die aktuelle Aktion `Anticybermobbing´. Ebenfalls als Clip in verschiedenen Medien zu finden.

Zejnep mag die Schwaben mit `all ihre Mugge´ und hat sie dabei von ihrer besten Seite kennengelernt. Sie mag es, wenn man spazieren geht, Leute trifft, die man kennt und mit denen man ein `Schwätzle´ machen kann. Sie mag Mehrgenerationen Projekte, wenn jeder für jeden da ist. Ihr Wunsch für die Nürtinger Zukunft wäre, „den Kindern mehr zu bieten, mehr für die Jugend zu tun, weil sie gerade ausgebremst wird. Sie sind unsere Zukunft!“ 

Nein, eine Seite reicht wirklich nicht aus, aber das muss zum Schluss noch zitiert werden. Und wer dieser, vor Vitalität und Menschlichkeit sprühenden Frau gegenübersitzt, der hat keinerlei Zweifel, wenn sie in Anlehnung an ein ähnliches Zitat sagt:

„Ich bin eine Nürtingerin!“

Befragt und auf notiert von Angelika B. Lauppe, September `21, Copyright

Helmut HartmannHelmut Hartmann

Helmut Hartmann

Die Vielfalt unserer Stadt Nürtingen

Als junger Techniker mit Ehefrau und drei Kindern kam ich 1972 nach Nürtingen; vorher 5 Jahre Zwischenstopp in Wendlingen.  Als „Kinderreicher“ eine Wohnung zu bekommen war nicht leicht. Damals war es noch möglich mit Überstunden, Nebenjobs und  extremen sparen zu einem Einfamilienhaus zu kommen, was uns gelungen ist.

Aus dem NRW-Siegerland ins Schwabenland, dies war schon eine Umstellung, nicht nur bei der Sprache, wir mussten uns integrieren. Wanderungen mit dem Albverein Unterensingen, den Naturfreunden Nürtingen und politisch wie gewerkschaftlich aktiv werden, war wichtig zur Integration in der neuen Heimat.

Meine Frau und ich waren damals sehr oft bereit, Ehrenämter in der Schule und Sozialeinrichtungen zu übernehmen. Heute versuche ich anderen, die ihre Heimat aufgeben mussten wegen Krieg und Vertreibung bei der Integration zu helfen. Die deutsche Sprache, Behörden- und Ämterschriftverkehr „übersetzen“ sowie einen Arbeitsplatz und eine eigene Wohnung finden, sind dabei die Schwerpunkte. Drei von mir betreute Syrer haben mittlerweile die deutsche Staatsbürgerschaft beantragt.  

Helmut Hartmann

Amrei KassaAmrei Kassa

Amrei Kassa

Mein Name ist Amrei Kassa und meine Geschichten ranken sich um verschiedene Orte in Nürtingen.

Die Ersbergschule
Der Ort, an dem ich an meisten bin.

Die Kinder lärmen auf dem Pausenhof, aus der Parallelklasse ertönt leise Musik. Die Lehrerin unterbricht die Arbeiten, wir gehen in die Pause. Mit dem Pausenbrot setzen wir uns auf den Brunnen. Und los essen! Danach ab auf die Schaukel oder das Klettergerüst, wenn es denn nicht von anderen Klassen besetzt wird. Sonst einfach Handball oder Fange spielen. Zehn Minuten vor Ende der Pause ein Gemeinschaftsspiel. Ein Seil an einem Schaumgummiring befestigen und los. Je schneller desto besser! Bloß nicht das Seil oder den Schaumgummiring berühren, sonst wird dir selber schwindelig.

Die Kinderkulturwerkstatt
Ab an den Bach!

Badesachen und Gummistiefel an und los über die Brücke und ans Trapez, von da aus ab in den kühlen Bach. Nach dem Abtrocknen und Anziehen sofort in den Spiegelsaal an die Kletterwand!

Das Abessina
Fest eingeplant!

Mmh lecker … Hühner-Sambusas (gebratene Teigtaschen mit Hühnerfleisch gefüllt) danach sofort nach draußen auf die Mauer und darüber laufen.

Das Tiefenbachtal
Ein vielfältiger Ort.

Ab nach draußen, erste Idee: Tiefenbachtal. Toll für Fahrrad, Roller und Inlineskates. Dort gibt es viele Tiere, Wald und einen Bach. Der Ersberg und die Braike grenzen an. Der Steilhang am Weg zur Braike wird im Winter zum Schlittenfahren genutzt, im Sommer nutzen ich und meine Freundin ihn zum Inlineskaten.

Laura MaischLaura Maisch

Laura Maisch

Laura Maisch, 3 Jahre alt

Was gefällt Dir in Nürtingen?
Die Enten am Neckar.           

Wo ist dein Lieblingsspielplatz?
In der Stadt, da gibt es eine Schaukel für Kleine.    

Wo gibt es dein Lieblingseis? 
Das Eis am Stadtmuseum, das ist sehr lecker.

Wo gehst Du gerne in Nürtingen hin?
In die Braike Turnhalle zum Kindersport bei der TG Nürtingen.

Jan LiederJan Lieder

Jan Lieder

Jan Lieder  überrascht mit seinen 16 Jahren in vielerlei Hinsicht. Mir sitzt ein engagierter, politisch und philosophisch interessierter junger Mann gegenüber. Seines Zeichens aktives Mitglied in der Jugendorganisation der FDP des Kreisverbandes Esslingen und 'noch' stellvertretender Kreisvorsitzender für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. 

Außerdem ist er Mitglied der 'liberalen Schüler', die sich aus 'Jungliberalen' bilden, deren Mitglieder zwischen 14 und 20 Jahren alt sind und die sich um alles, was Schüler in Baden - Württemberg bewegt, kümmern. Unter anderem geht es dabei um Themen wie Klima, Umwelt und FFF. Diese Arbeit geschieht ehrenamtlich. 

Jan lebt mit seiner Familie in Frickenhausen, versteht sich mit seinen Eltern sehr gut und findet sie nur `ganz manchmal´ cringe.  Sein Bruder, 21, studiert gerade auf Lehramt in Irland. Demnächst fliegt die Familie nach Dublin, darauf freut er sich. Außer all den politischen Interessen und Aktivitäten ist er Oberstufenschüler in der 11. Klasse im MPG und wurde jetzt, nach einem Corona Jahr, wiedergewählt. Er bedauert, dass sich während Corona in der SMV vieles aufgelöst hat. Jan erklärt mir, dass der Schülersprecher und die Klassensprecher in Teams arbeiten um zu eruieren, was im online Unterricht nicht so gut lief, wo es Verbesserungsbedarf gibt und was man verändern kann. In Konferenzen findet reger Austausch mit der Schulleitung, den Lehrern und den Eltern statt.

Doch nicht genug mit all dem. Jan ist zusammen mit einer Mitschülerin Geschäftsführer einer Juniorfirma. Hierzu darf noch nichts verraten werden, außer, dass man sich um eine Art Stadtcoin bemüht, um den Einzelhandel zu pushen und zu unterstützen. Man wird davon hören!

Alles in allem hat Jan das Gefühl, von seinen Mitschülern respektiert zu werden. Seine Lieblingsfächer sind, wie nicht anders zu erwarten, Gemeinschaftskunde und Geschichte. Um dem stressigen Alltag zu entfliehen, joggt er durchaus mal knapp zwei Stunden durch die `Botanik´. Ja, ein Studium stellt er sich auf jeden Fall vor. Im Idealfall möchte er später aus einer privilegierten Position heraus der Gesellschaft etwas zurückgeben, vielleicht in Afrika, den Menschen helfen, so wie er es jetzt schon am MPG erlebt, das eine Patenschaft übernommen hat und für die Bildung des Patenkindes einen monatlichen Betrag überweist. In diesem Zusammenhang kommt ihm das Wort `Bildungsgerechtigkeit´ ganz leicht über die Lippen und deshalb lautet sein Appell an die Stadt Nürtingen:

Mehr auf und in die Schulen schauen! Mehr Geld für Bildung und Schulen ausgeben. Allein an seiner Schule mangelt es an vielem. Die digitale Ausstattung lässt zu wünschen übrig, Kameras im Fahrradkeller wären gut, ebenso mehr Beamer, weil die Unterrichtsform in Zukunft immer mehr digitalisiert werden wird. Ganz schlimm seien die Sanitären Einrichtungen. Er versteht auch nicht, weshalb das Högy in Millionenhöhe saniert wurde, was zwar auch dringend nötig war, jedoch seine Schule nichts abbekam, obgleich auch sie an manchen Stellen sehr marode ist.

Bevor sich Jan in Rage spricht, frage ich ihn nach seinen Urlaubswünschen.

„2019 auf Rügen, das war cool. Und ab und zu auf unser Grundstück außerhalb Leipzigs ist auch wunderbar. Da entspannt man, ob man will oder nicht.

Kein Netz, kein Handyempfang, da hört man nichts, außer die Frösche quaken“  :) :)

Befragt und notiert von Angelika B. Lauppe, Oktober ´21, Copyright

Maichol PetrianniMaichol Petrianni

Maichol Petrianni

Ich bin Maichol Petrianni, bin 27 Jahre alt und ich erzähle euch meine Geschichte, die mich mit Nürtingen verbindet.

Ich habe Rom (Italien) verlassen, weil ich mir eine Zukunft in Deutschland realisieren wollte. Da bin ich zusammen mit meiner Familie nach Nürtingen gezogen. Als ich Nürtingen das erste Mal sah, habe ich mich in sie verliebt. Nürtingen ist eine Universitätsstadt, eine romantische Stadt und vor allem die Stadt Hölderlins, für Literatur Liebhaber wie mich ist sie eine Stadt voller Möglichkeiten.

Ab diesem Moment begann meine Geschichte mit Nürtingen. Das erste was mir Sorgen machte war, die deutsche Sprache zu lernen, was mir jedoch durch die Volkshochschule erleichtert wurde.  

Nebenher arbeitete ich im Restaurant als Kellner. Nach meinem Abitur, das ich in Italien absolviert habe, war mein Ziel hier in Nürtingen weiterzumachen. Natürlich war es nicht einfach, aber mit etwas Mut und Entschlossenheit kann jeder sein Ziel erreichen. Unvorhergesehene Verurteilungen, wenn dir mehr als einer sagt,  “es lohnt sich nicht, dich nimmt sowieso keiner“.

Aber ich habe immer daran geglaubt, dass die Stadt Nürtingen den Menschen, die Nürtingen lieben, etwas bieten kann. Nachdem ich die Sprache gelernt habe, wurde mir klar, dass ich zuerst etwas geben musste, um von der Stadt etwas zurückzubekommen. Deshalb entschied ich mich, meine Zeit in ein `Freiwilliges soziales Jahr´ in Nürtingen zu investieren. Durch das `dem Nächsten Helfen´ bin ich menschlich und beruflich sehr gewachsen bin.

Direkt nach dieser großartigen Erfahrung bekam ich einen Ausbildungsplatz als Operationstechnischer Assistent in der Medius Klinik in Nürtingen. In der Zwischenzeit bin ich Mitglied des Deutschen Roten Kreuzes in Nürtingen, Mitglied der Grünen Nürtingen und Aktivist bei FFF Nürtingen. Zusammen mit 5 weiteren Nürtinger Mitbegründern bin ich in der neuen Gruppe `Literaturclubs Nürtingen´, ein Treffpunkt für Literatur Liebhaber.

Die Gruppe ist noch in der Entwicklung aber ich weiß, dass wir zu 100 % von kulturbegeisterten Nürtingern unterstützt werden.

Von der deutschen Katholischen Gemeinde Nürtingen fühlte ich mich sofort aufgenommen und fand ein zweites zuhause.

Ich bedanke mich herzlich beim Integrations Büro Nürtingen für die Möglichkeit Dolmetscher zu werden und dadurch anderen Italienern bei der Integration in die Nürtinger Gesellschaft zu helfen.

Zitat: „Wenn sich ein Fremder nähert und wir ihn mit unserem Bruder verwechseln, beenden wir jeden Konflikt. Das ist also die Zeit, in der die Nacht endet und der Tag beginnt.“

Jaqueline KpognonJaqueline Kpognon

Jaqueline Kpognon

Das bunte Haus an der Straße war bei Autofahrten nach Hause immer das erste Zeichen.

"Bald sind wir da. Bald bin ich Zuhause."

Auf dieses Haus konnte ich mich verlassen. So oft, wie ich dieses Haus aus dem Auto betrachtet hatte, so oft wie ich es nicht nur bewunderte, sondern durch meine Augen in mich aufnahm;

wie schallend war mein Gelächter, als ich nach sieben Jahren in Nürtingen auf der Neckarbrücke stand und mir schlagartig bewusst wurde, dass es wohl Nürtingen gewesen sein musste, an dem wir jahrelang vorbei gefahren waren.

Hier war ich zum Studium hergezogen und hier nun wagte ich meine ersten Schritte in die Selbstständigkeit.

Jacqueline Kpognon

Markus FrankMarkus Frank

Markus Frank

Meine erste Nürtinger Geschichte 

Das hätte damals ganz anders, viel schlimmer enden können: Ohne Vorwarnung war mir plötzlich die Vorderradgabel an meinem Fahrrad abgebrochen. Ich landete unsanft auf dem Asphalt der Tübinger Neckarsteige wo ich damals, es muss um Jahr 1998 herum gewesen sein, im ev. Stift Theologie studierte.

Die Begebenheit war der Auftakt zu meiner ersten Nürtinger Geschichte, die ich bewusst erinnere. Enttäuscht und verärgert über die mangelhafte Qualität, versuchte ich, über den Hersteller Ersatz zu bekommen. Zunächst vergeblich.

Natürlich waren die Garantieansprüche meines Konfirmandenfahrrads längst verjährt. Erst der Anruf bei einem Nürtinger Fachhändler der Marke, lies mich hoffen.

„Okay, Sie können vorbeikommen, vielleicht können wir helfen.“

Also machte ich mich auf den Weg nach Nürtingen zu dem freundlichen Fahrradhändler, gleich beim Rathaus. Und tatsächlich, nach kurzer Zeit verließ ich den Laden glücklich mit einer passenden, neuen Vorderradgabel. Bezahlen musste ich nichts.

Es ist nicht der einzige freundliche und hilfsbereite Nürtinger geblieben, dem ich seither begegnet bin. Ganz und gar nicht! Sind nicht solche Menschen der wahre Schatz unserer Stadt?

Diesen Sommer im Jahr 2021, also 23 Jahre nach dem Gabelbruch, durfte ich sogar einen Sohn des damaligen Ladenbesitzes in der Stadtkirche trauen.

Es war mir eine Freude und Ehre!

Pfarrer Markus Frank

Thomas MatthewThomas Matthew

Thomas Matthew

Thomas Mathew ist ein „Global Citizen“, mit Wurzeln in zwei Ländern, zuhause in Zizishausen. Geboren und aufgewachsen in Indien, kam er als Student nach Deutschland, war Praktikant in Mexiko, lebte als Expat in den USA – und seine Heimat hat er im Schwäbischen gefunden. Mit ganzer Seele.

Mit der festen Absicht nach dem Studium in Deutschland wieder nach Indien zurückzukehren, zieht er im Herbst 1988 von Bangalore nach Karlsruhe, mit rudimentären Deutschkenntnissen und der Unterstützung der Familie, obwohl die Eltern große Skepsis hegen. Denn eigentlich ging man in die USA zum Studieren, nicht nach Deutschland. Und , oh weh, was, wenn er eine europäische Frau fände?

Er fand eine. Eine Bayerin, deren Eltern als Expats die Nachbarn seiner Eltern in Indien waren. Aber verliebt hat er sich in sie in Mexiko. Eine unglaubliche Geschichte, die den Rahmen sprengen würde. Lassen Sie sich die mal von ihm erzählen! Er redet ganz gewiss mit Ihnen, denn sein Herz gehört den Menschen. Überzeugt von der Kraft menschlicher Begegnungen tritt Thomas jedem mit Offenheit und Neugierde entgegen. „Man begegnet immer wieder Menschen, die einem den Weg zeigen ohne, dass man damit rechnet. Das sind Engel.“ In diesem Vertrauen auf eine gute Wendung gründet auch sein Lebensmotto: „Nie aufgeben!“

Mit diesem ansteckenden Optimismus, seiner freundlichen und engagierten Art wundert es nicht, dass er von einigen, vor allem bürokratischen, Hürden in Deutschland mit einem Augenzwinkern erzählt. Anekdoten über den wiehernden Amtsschimmel, der manchem von uns den Dampf aus den Ohren hätte steigen und, vor allem, hätte aufgeben lassen. Bei Thomas sind es keine Wutgeschichten. Im Gegenteil. Er erzählt von den glücklichen Fügungen. Er habe immer nur gute Begegnungen gehabt und viele tolle Menschen kennengelernt. Seine Entscheidung, in Deutschland zu studieren, hat er noch keinen Tag bereut.

So ist es kein Wunder, dass er sich nicht nur in der badischen Studentenstadt Karlsruhe wohlfühlt, sondern auch, nach einem kleinen inner-baden-württembergischen Kulturschock, in der schwäbischen Metropole Stuttgart, wo sich für den diplomierten Ingenieur beruflich eine Tür öffnet, die er nicht ausschlagen kann. Dies und die Liebe machen Deutschland schließlich zur zweiten Heimat. Mit mittlerweile drei Kindern suchen er und seine Frau eine größere Bleibe und werden im Jahr 2004 in Zizishausen fündig, durch einen weiteren glücklichen Zufall, „eine weitere engelhafte Begegnung, wenn Sie so wollen“, erklärt er lächelnd.

Nach Bangalore, Karlsruhe, Santiago Tianguistenco, Portland und Stuttgart nun Zizishausen. Ist das nicht ein bisschen … klein? Thomas lacht gutmütig und schüttelt den Kopf: „Jeder Ort gibt dir, genau wie jede Begegnung, eine neue Perspektive.“ Hier kann er Imker sein. Hier kann er Teil einer Gemeinschaft sein, wo man sich kennt. Wo er die Menschen kennt.

Wer glaubt, das läge alleine an der Ortsgröße, hat sich getäuscht. Als in ihrem ersten Winter in Zizishausen die neu ins Leben gerufene Aktion „Adventsfenster“ zu abendlichen Begegnungen einlädt, nimmt Thomas diese Chance wahr, um sich vorzustellen und die Menschen kennenzulernen. Er geht mit Alteingesessenen spazieren, trifft sich mit dem Archivar und erfährt so die Dorfgeschichte. Mittlerweile verantworten er und seine Frau die Aktion „Adventsfenster“ in Zizishausen, weil ihm diese Begegnungen so wichtig sind.

Er wird in den Ortschaftsrat gewählt. Seine Frau glaubte nicht daran, als er sich aufstellen ließ. „Schwaben sind viel aufgeschlossener als ihnen nachgesagt wird“, amüsiert sich Thomas. Mittlerweile engagiert er sich für Zizishausen in der zweiten Amtszeit und ist einer der beiden Sprecher im interkulturellen Fachrat für Integration der Stadt Nürtingen. Thomas Mathew, der Global Citizen, hat alle aufregenden Stationen seines Lebens genossen. „Aber hier, hier bin ich zuhause.“

© 2021 Anne Pollmann – Alle Rechte vorbehalten.

Raimund OstermannRaimund Ostermann

Raimund Ostermann

„Ich komme vom Nordwesten in den Südwesten“, so der gebürtige Cloppenburger. Seit nunmehr 35 Jahren lebt der agile 68jährige in Nürtingen. 1973 hat es den Gärtnersohn, die Eltern betrieben eine Friedhofsgärtnerei in Cloppenburg, nach dem Abitur ohne einen Euro in der Tasche und ohne jegliche Unterstützung nach Tübingen verschlagen. Dorthin wollte er wegen Ernst Bloch. Zu seiner eigenen Überraschung bekam er eine Zulassung für das Philosophie-Studium. Studiert hat der präsente und redegewandte Nürtinger Bürger schlussendlich Sozialpädagogik und Psychologie mit dem Schwerpunkt Volkskunde.

Er komme aus einem bildungsfernen Haushalt, wo es kein Buch gab, sagt Ostermann, und er sei bis heute der Einzige in der Familie, der studieren konnte. Nach norddeutschem Erbrecht hätte er eigentlich Gärtner werden sollen. Gesundheitliche Gründe führten jedoch dazu, dass sein Bruder die Gärtnerei übernahm und er Eintauchen konnte in „eine völlig fremde Welt“, zum Studieren, dem Plattdeutsch zu entwachsen und die für ihn damals fremde Sprache `Hochdeutsch´ zu lernen.

Von seinen zahlreichen Zugfahrten gen Tübingen kannte er die Nürtinger Stadtkirche,  die vom Zementwerk damals noch weißen Dächer, dabei niemand weit und breit auf der Straße. Seine damalige Lebensgefährtin studierte in Nürtingen der 1970er Jahre Kunsttherapie. Prägend bleibt die erste Wohnung am Lerchenberg in Erinnerung. Er selbst fand einen Job in der Reutlinger diakonischen Gustav Werner Stiftung. Die Stiftung stand dafür, psychiatrische Erkrankungen anders zu definieren in einer Zeit der Antipsychiatriebewegung.

Das kam seinen Neigungen sehr entgegen, da ihm Kunst und Psychiatrie starke Lebenskräfte waren und zur Lebensaufgabe wurden. Er empfindet es als Glück in den 1968/70er Jahren groß geworden zu sein. Gute Kunstlehrer prägten ihn und durch „Freunde der Kunst“ kam er zum ersten Mal mit Theater und klassischer Musik in Berührung. Die damalige Nürtinger Kunstszene war eine prägende Zeit voller Aufbruch und Impulse für ihn und er hat in studentischen Kreisen viele „tolle Leute“ kennengelernt. So waren die Begegnungen mit dem kunstliebenden Fachärzte-Ehepaar Domnick bedeutend für ihn und er verstand sich gut mit dem Künstlerpaar Türk.

Ostermann, der seit einem dreiviertel Jahr nur mit Telefon und AB lebt, empfindet es als Privileg nicht immer erreichbar zu sein. Er, ganz Umweltaktivist, lebt ohne Auto und E-bike. Er hat sich immer gesellschaftlich engagiert und an vielen Initiativen beteiligt. So war er Mitbegründer der `Nürtinger Carsharing´, engagierte sich am Aufbau des Kunstseminars in Metzingen und er hat das `Kintop´ in Nürtingen auf den Weg gebracht, Vorgänger der späteren `ABC Lichtspiele´, heute das Kino ´Traumpalast´.

Ostermann musste sich seine Heimat bauen und er hat sie in Nürtingen gefunden. Für ihn ist Heimat, wo man sich wohl fühlt und wo man „unentfremdet“ leben kann.

Befragt und notiert von Helga Wick, Copyright 2021. Alle Rechte beim Autor.

Hilde BirkmaierHilde Birkmaier

Hilde Birkmaier

♥ Gerne bezeichne ich mich als Glückskind.

Ich stand in meinem Leben immer zur rechten Zeit am richtigen Ort. Dort gab es stets eine Hand, die mir geholfen hat.

Durch Ausbildungen bei vielen Meistern und Professoren bin ich die Frau geworden, die ihren Weg gefunden hat.

Dank meiner Tätigkeit als Kursleiterin bei der Volkshochschule und der AOK und in verschiedenen Firmen habe ich so viel Positives erfahren. Nun möchte ich zurückgeben, was ich Gutes erleben durfte.

Nach meinem aktiven Berufsleben war mir klar, dass es mich erfüllt mit Menschen zusammen zu sein. Meine Devise lautet, „wer rastet der rostet“, und deshalb engagiere ich mich auf vielfältige Weise. So habe ich mich beim Stadt Seniorenrat in Nürtingen aufstellen lassen und ich nehme dieses Ehrenamt gerne wahr. Zudem biete ich seit vielen Jahren im Sommer kostenfreie Qi Gong-Kurse im Freien an, die  mir viel Freude bereiten. Dabei lerne ich oft interessante Menschen kennen.

Meine Ausbildung zur Tai Chi-Meisterin macht mir ebenfalls Freude. 

„Unsere  Braike“ ist eine Mitmachaktion, welche ich ebenfalls gerne unterstütze und bei der ich mit Begeisterung dabei bin.

Darüber hinaus beteilige ich mich seit einem Jahr bei der Aktion „Chancen schenken“ der Caritas. Als „Chancenschenkerin“ bin ich für eine syrische Familie da. Zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen, sei es für die Krankenkasse oder für den Antrag zum Familienpass, oder beim Vereinbaren von Arztterminen. Den Kindern helfe ich die deutsche Sprache zu erlernen. Dabei bin ich sehr gefordert.

Meine Einsätze beim Stadtmuseum machen mir zudem große Freude.

Ich will Gutes tun, und fröhlich sein

…. so bin ich!

Hilde Birkmaier

Gurdrun BachmannGurdrun Bachmann

Gurdrun Bachmann

Weil die Menschen so freundlich waren…

Ich treffe Frau Bachmann an einem warmen Spätsommernachmittag im September auf der Terrasse des Dr.-Vöhringer-Heims in Nürtingen, wo sie mich mit den Worten:

Ich kann Ihnen eigentlich nicht viel erzählen, empfängt. Doch bevor ich dazu komme, meine Fragen zu stellen, sprudelt es bereits aus ihr heraus. Vor neunzig Jahren wurde sie in Neustettin in Hinterpommern, das heute zu Polen gehört, als Tochter eines Gutsbesitzerehepaars geboren. Immer wieder kehren ihre Gedanken während unseres Gespräches dorthin zurück und so erzählt sie mir von den vier Doppelhäusern, in denen die Bediensteten untergebracht waren und von den französischen Gefangenen, die es bei ihren Eltern, die sie immer wieder stolz und voller Liebe erwähnt, ebenso gut hatten, wie die Bediensteten. Ihre Mutter sei eine ganz besondere Frau gewesen, erzählt sie, alle hatten sie gemocht, doch sie erinnert sich auch daran, dass die Mutter nur wenig Zeit für sie hatte, zu viel hatte sie zu tun auf dem Gut.

Alles hätten die Lehrlinge mit ihr gemacht, Schlitten fahren gegangen zum Beispiel, oder auch gespielt. Einzig sonntags kroch sie frühmorgens zu ihrer Mutter unter die wohlig warme Bettdecke, denn da war es auch ihrer Mutter vergönnt, etwas später aufzustehen. Mit leuchtenden Augen berichtet sie von den Pferden. Da gab es welche, die zur Arbeit herangezogen wurden, andere für Kutschfahrten und dann gab es die Reitpferde, derer sie sich bediente, wenn sie ausreiten wollte. Sie sei viel alleine gewesen, berichtet sie, der einzige Bruder war jung verstorben.

Doch dann kam der Krieg mit seinen verheerenden Folgen. Ab April 1945 fielen immer mehr Städte in Pommern in russische Hand. Ein Jahr waren wir unter den Russen, sagt sie, dann - 1946 - gelang ihnen die Flucht von Stettin nach Kiel, wo sie bei einem Bauern unterkamen, der jemanden für die Tiere brauchte. Als sie davon berichtet, wie sie sich dort, auf dem Bauernhof, vor den russischen Soldaten verstecken musste, wie sie einmal nur knapp einem Angriff entging, gerät sie kurz ins Stocken. Doch dann erzählt sie munter weiter, davon, wie glücklich sie und ihre Eltern sich schätzten, als eine Freundin ihrer Mutter sie schließlich auf ihr Anwesen nach Nürtingen Oberensingen, auf die Oberensinger Höhe, holte. Das war im Jahre 1947.

Da fielen Angst und Schrecken von ihr ab. Dort konnte sie sich zum ersten Mal sicher und geborgen fühlen. Noch heute erinnert sie sich an die Freundlichkeit der Nürtinger, mit der sie und ihre Eltern aufgenommen wurden. Nach einigen Jahren zog die Familie auf Einladung eines Pfarrerehepaars nach Wolfschlugen in deren Pfarrhaus. Nach einer gewissen Zeit bauten ihre Eltern in Wolfschlugen ein eigenes Haus. Über diese Jahre hinweg besuchte sie die Frauenfachschule in Feuerbach.

Der Übergang ins Berufsleben bei der Schwäbischen Treuhand erfolgte nahtlos. Dort war sie mehr als 27 Jahre als Wirtschaftsleiterin beschäftigt. Während eines Kuraufenthalts in Aachen lernte sie ihren Mann, einen gebürtigen Kieler, kennen, den sie 1967 im Alter von 37 Jahren heiratete. Gemeinsam verbrachten sie einige Jahre in Wolfschlugen im Hause ihrer Eltern, bis sich das Ehepaar Bachmann in Nürtingen-Hardt ein eigenes Haus baute. Doch wieder war es nichts mit der Sesshaftigkeit. Nach einem beruflichen Aufstieg ihres Mannes siedelte das Ehepaar Bachmann nach Nürnberg um, und nicht zum ersten Mal in dieser Unterhaltung berichtet mir Frau Bachmann von einem großen Haus mit Garten, und dass es dort so schön gewesen sei, dass sie und ihr Mann lange überlegten, ob sie nach Nürtingen zurückkehren sollten.

Doch da war noch das Haus in Hardt und da war der Vetter, der einzige verbliebene Verwandte, zu dem sie sich hingezogen fühlte. Er und die Erinnerung daran, wie sie nach dem Krieg in Nürtingen aufgenommen wurden, die Erinnerung an die Freundlichkeit der Menschen hier, gaben schließlich den Ausschlag, dass das Ehepaar Bachmann 1996 nach Nürtingen-Hardt zurückkehrte. Im Jahr 2011 verstarb ihr Mann. Frau Bachmann blieb alleine in dem Haus in Hardt. Nach einem schweren Sturz im Jahr 2019 entschied sie sich für ein Leben im Dr.-Vöhringer-Heim in Nürtingen.

Ich habe immer sehr viel Glück gehabt im Leben, sagt sie mir zum Abschied. Welch schönes Resümee nach einem solch langen und ereignisreichen Leben.

Ruth Edelmann-Amrhein, Autorenkreis Atmosphäre, VHS Nürtingen / 27.09.2021

Josef MischJosef Misch

Josef Misch

Ganz sicher darf man Josef Misch als Nürtinger Urgestein bezeichnen, auch wenn er vor 93 Jahren in Soroksár, einem Vorort von Budapest, geboren und aufgewachsen ist, auch wenn er inzwischen Ehrenbürger seiner damaligen Heimatstadt ist. Doch davon später.

1946 wurde er mit seinen Eltern vertrieben. Erst nach vielen Zwischenstationen kam er nach Nürtingen. Da die ganze Familie beieinander war, fiel ihm die Integration sehr leicht. Die Eltern waren fleißige Leute und konnten recht bald im Enzenhardt ein eigenes Häusle bauen.

Herr Misch ist auf dem Bauernhof aufgewachsen und hat keine Ausbildung genossen. In Nürtingen und Stuttgart arbeitete er zunächst als Hilfsarbeiter. Doch durch Fleiß und Cleverness bot sich nach einiger Zeit die Gelegenheit, bei Metabo aufgenommen zu werden. Das war ein Glücksfall. Herr Misch arbeitete 35 Jahre bis zur Rente im Jahre 1984 bei Metabo!

Als er  nach seinem letzten Kuraufenthalt aus Gengenbach kam, riet ihm sein Arzt, frühzeitig in den Ruhestand zu gehen.

Damit begann ein neuer, sehr aktiver Lebensabschnitt für Josef Misch. 

Im Jahr 1991 gründete Hannes Wezel den Bürgertreff Nürtingen und da war Josef Misch, der emsige und kontaktfähige Nürtinger `Donauschwabe´ mit von der Partie.

“Da war was los im Bürgertreff”, schwelgt er und weiß viele Anekdoten zu berichten. Natürlich war er auch in der katholischen Kirchengemeinde aktiv, aber der Bürgertreff wurde seine Leidenschaft. Mit den Senioren, die er betreute, unternahmen sie viele kleinere und größere Reisen, “und manchmal waren es 50 oder 60 Leute.”

Zur 100sten Reise war sogar ein 100jähriger mit dabei. Wenn das kein Grund zum Feiern war!

Während der `Bachhofer Zeit´, wie Herr Misch es nennt, hat er sich erfolgreich um die Städtepartnerschaft mit Soroksár bemüht. Er war mit seinen Eltern der erste Bewohner im Enzenhardt und ist jetzt wohl auch der Älteste dort.

“Ich habe ein ereignisreiches Leben gehabt und fühle mich als Nürtinger. Hier bin ich zu Hause!”

Befragt und notiert von Angelika B. Lauppe, Sept. 21. Copyright.

Hellmut KubyHellmut Kuby

Hellmut Kuby

Ein kritischer, engagierter und aufgeschlossener Hellmut Kuby sitzt mir gegenüber. Geboren und aufgewachsen in der Pfalz, anschließend erfolgt ein Studium an der TH in Karlsruhe. Dort erhält er entscheidende Impulse für das Verständnis  für Musik und Kunst bei seiner Wirtsfamilie. Es wird Hausmusik zelebriert und die Malerei nimmt Raum ein. Während des Studiums engagiert er sich politisch. Die Aufarbeitung der Nachkriegszeit bei einer gemeinsamen Tagung der Studentengemeinden Karlsruhe, Heidelberg, Tübingen und Stuttgart, lässt ihn nicht mehr los. Vorträge von namhaften Persönlichkeiten in Bad Boll bestätigen ihn auf seinem Weg zum überzeugten Friedensaktivisten. Das politische Geschehen fordert bis in die Gegenwart seine Mitwirkung,  

Nach Beendigung des Studiums bekommt er 1958 durch die Freundschaft mit Eberhard Weinbrenner die Chance in Nürtingen zu arbeiten.

Es entsteht in den folgenden Jahren das Architekturbüro Weinbrenner, Kuby, Rehm und Mayer. Eine der wichtigsten Aufgaben in seinen Anfängen ist der Bau der Versöhnungskirche. Es folgen unter anderem der Bau der Stadthalle, Bauten im Roßdorf. Das Unternehmen wuchs zeitweise auf 50 Mitarbeiter an. Hellmut Kubys letztes Projekt als Projektleiter ist von 1982 bis 1992 die Renovierung des denkmalgeschützten „Haus auf der Alb“ in Bad Urach. Erbaut im Stil der klassischen Moderne (Bauhaus), fesselte ihn die Geschichte des Hauses und seines Erbauers.

Durch die Arbeit in der Friedensbewegung und sein christliches Engagement blieb es nicht aus, sich in Nürtingen für öffentliche Belange eizusetzen. Bei der geplanten Erweiterung des Rathauses sollte beim Ausbau der Tiefgarage auch ein Atomschutzraum entstehen. Schon 1984 gab es massiven Protest in der Bevölkerung, einem geplanten Neubau für einen Schutzraum zuzustimmen. 1985 erreichten die Bunker-Gegner die Zustimmung des Gemeinderates für einen Volksentscheid im Jahr 1986. Große Anstrengungen seitens der Initiative ergaben das Votum:  85 % der sich beteiligenden Bevölkerung stimmten gegen den Schutzraumes, ein eindeutiges Ergebnis.

2015 eröffnet Hellmut Kuby mit einer sehr persönlichen Rede den Nürtinger DENK ORT bei der Kreuzkirche, gedacht für die Opfer des Nazi Regimes, mit dem brennenden Anliegen, „nie wieder“.

Hellmut Kuby wünscht sich für Nürtingen einen Ort, an dem Anregungen und Ideen aus der Bürgerschaft nicht nur gesammelt und abgelegt, sondern sehr ernst genommen, abgestimmt und dann auch zur Ausführung kommen.

Befragt und notiert von Gudrun Röhr, September 2021, Copyright

Lara BuckLara Buck

Lara Buck

Lara Buck ist schon vier Jahre alt und wohnt in Nürtingen - Zizishausen. Dort geht sie auch in den Kindergarten. Ihre Erzieherin findet sie sehr nett. Manchmal, auf dem Weg dorthin trifft sie auf Pebone. Er hat weiße Haut und weiße Haare und Mami sagt, das sei ein Albino. Lara erzählt uns, dass er ist ein Junge ist und Mami sagt, bei Katzen nennt man das `Kater´.

Sie mag Tiere. Im Kindi gibt es einen Wolf zum Spielen. Den mag sie ganz besonders. Unlängst war sie in Bruchsal in einem Gehege, wo die Tiere freirumlaufen können. Da hat sie den Esel Mira gefüttert. Ein Bambi gab es dort auch und sogar Elche.

In Herrenberg, wo die Oma, der Opa und die Lieblingstante Nursel wohnen, hat sie auch schon mal Hühner gesehen.

Natürlich mag sie auch ihre drei Puppen. Die schlafen in einer Holzwiege, die der Opa Karl selbst gebaut hat. Leider konnte der Opa Karl Lara nicht mehr kennenlernen.

Oma und Opa, Tante, Nunu, Nene und Dede, alle hat Lara sehr, sehr lieb.

An Nürtingen findet sie den Spieli hinter der Kreuzkirche ganz toll. Am liebsten hüpft sie auf dem Trampolin herum. Den Ochsenbrunnen kennt sie auch. Dort ist sie mal drauf geritten und auf den Steinen gelaufen, ohne nass zu werden. 

Lara hat ein neues Hochbett bekommen. Als die Mama einmal bei ihr lag, bis sie eingeschlafen war und sich leise davonschleichen wollte, hat sie eine Sprosse übersehen und ist rücklings mit dem Ellenbogen gegen den Schrank geknallt. Das hat einen Schlag getan aber sie selbst ist daran nicht mal aufgewacht. Nur Mamas Arm war am nächsten Morgen blau und hat sehr wehgetan.

Lara hat einen sechsjährigen Bruder, der heißt Deniz. Manchmal übernachten sie bei der Oma in Herrenberg. Das ist ganz toll. Dort haben sie zusammen ein eigenes Zimmer! Und wenn es Spätzle mit Soß´ gibt, ist es noch toller.

Lara ist froh, dass das Interview nicht so lange gedauert hat, denn heute hat ihre Freundin Sarah Geburtstag und sie ist am Nachmittag dorthin eingeladen.

Befragt und auf notiert von Angelika B. Lauppe und Gudrun Röhr, September 2021, Copyright

Gudrun KlopferGudrun Klopfer

Gudrun Klopfer

Gut gelaunt und aufgeschlossen erscheint Gudrun Klopfer zum Interview.

In Rumänien (Transsilvanien, im deutschen Siebenbürgen geboren, mit Luxemburgischen Vorfahren und Sprache), seit ungefähr 45 Jahren in Deutschland.  Sie bezeichnet es als Glücksfall 1980, im Rahmen der Suche nach einem Studienort, Nürtingen kennenzulernen. Sie entscheidet sich für die Fachhochschule in der Stadt „am Berg“ und ist von den „heimelichen“ Räumlichkeiten des Altbaus dieser Einrichtung sofort angetan. Während des Studiums  fühlt sie sich hier sehr gut vernetzt und aufgehoben.

Sie lernt in ihrer Studienzeit in Nürtingen ihren Mann kennen. Nach der Heirat und dem erfolgreich beendeten Studium ist ihr sehr wichtig, die erlernten Kenntnisse anzuwenden und berufstätig zu sein. Für die Tochter wird eine Tagesmutter gefunden. Nun gibt es  kein Hindernis, um in ihrem Beruf tätig zu sein. Das erfordert von allen Familienmitgliedern ein hohes Maß an Toleranz, Respekt, Einfühlungsvermögen und Geduld, damit sie ihrer Tätigkeit nachgehen kann, zumal diese sie meistens ins Ausland führt. Bei ihrem bewegten Berufsleben bietet sich Nürtingen als Wohnsitz an. Den Lebensmittelpunkt mit den geeigneten Voraussetzungen findet sie hier. Sie lobt die geeigneten Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, die zentrale Lage der Stadt, die Anbindung an den Flughafen, an den Hauptbahnhof Stuttgart und die optimalen Schulformen für ihre Tochter.

In den Jahren 2010 bis 2020 übernimmt sie die Geschäftsführung des Vereins Citymarketing e.V.. Sie vermag durch ihre guten Kenntnisse der Nürtinger Gegebenheiten erfolgreiche Events anzuregen, z.B. „das Shoppen und Schlemmen“, „Die lange Einkaufsnacht“,  „Nürtingen klingt gut“ mit Klanggruß über den Dächern, sowie die Orgelmusik zum Wochenmarkt. Durch die fundamentalen Kenntnisse in ihrer vorherigen Tätigkeit kann sie zahlreiche Anregungen für das Nürtinger Geschäftsleben geben und vieles in die Praxis umsetzen.

Das eigene Freizeitverhalten kommt oft zu kurz.  Ausgeglichen wird es durch Reisen und Besuche von kulturellen Veranstaltungen. Im Besonderen liebt sie die Veranstaltungsorte, die Nürtingen zu bieten hat. Die Kreuzkirche in der Innenstadt, den Theaterkeller am Schloßberg und die vielen  attraktiven Plätze, die in Nürtingen für Kunst und Kultur zur Verfügung stehen. Für Gudrun Klopfer ist Nürtingen zur zweiten Heimat geworden und der heimische  Dialekt gehört zweifelsfrei dazu.

Ein abschließender Wunsch für eine außergewöhnliche Aktivität in Nürtingen wäre: Mit einem Fallschirm auf dem Rathausplatz zu landen, zur Freude aller Umstehenden.

Befragt und notiert von Gudrun Röhr, September 2021, Copyright

Yan MushegeraYan Mushegera

Yan Mushegera

Yan Mushegera lerne ich als einen aufgeschlossenen, weltoffenen und wissbegierigen jungen Mann kennen, der ein klares Bekenntnis zu seiner Heimatstadt Nürtingen ablegt.

In Nürtingen wird er geboren, wohnt und lebt mit seinen Eltern und Geschwistern im Roßdorf. Schulzeit, Abitur an der Albert-Schäffle-Schule und er erhält umfangreiche Förderung von seinem Elternhaus. Er probiert sich in vielfältigen Freizeitbetätigungen aus, spielt erfolgreich Fußball im Verein, bis ihn eine Verletzung zwingt, dieses Hobby aufzugeben. Er versucht sich in der Jugendkunstschule in dem Fach Jonglage, findet dann aber schnell seine eigentlichen Leidenschaft: die Musik. Sein bevorzugtes Instrument ist anfänglich die Gitarre. Er erhält Unterricht und mit einer ihm eigenen Ausdauer erschließt er sich sein Instrument. Er entdeckt seine Liebe zum Gesang bei der Mitwirkung eines Musicals, erhält Gesangsunterricht und kann das Instrument Gitarre und seine Stimme wunderbar verbinden. Singen wird zu einer Leidenschaft.

Während der Coronaauflagen, die auch für die Musiker Stillstand bedeutet, nimmt er sich die Zeit um seine musikalischen Kenntnisse am Klavier zu vertiefen. Er profitiert von den Kenntnissen und deren Unterricht seiner Schwester, erarbeitet sich auch dieses Instrument.

In Nürtingen steht der Name „Yan“ für Pop and Soul. Mit eigenen Kompositionen und Texten werden Life-Konzerte gegeben. Diese Werke entstehen aus eigenem Erleben, aus gefühlten Stimmungslagen und Empfindungen. Ein junges Publikum lässt sich von Yan Mushegera begeistern, der mit großem sozialem Engagement Benefizkonzerte mit der eigenen Band gibt. Er hat gute Beziehungen zum Kulturamt und es gibt öffentliche Auftritte.

Dann beginnt er in Düsseldorf ein Studium für Kommunikation und Multimedia, vernetzt sich dort neu, nimmt Kontakt auf mit der Popakademie, wohnt in einer WG.

Es zieht ihn immer wieder nach Nürtingen. Er bezeichnet seine Stadt als sein Rückgrat und seinen Ruhepol. Es ist ihm darum ein großes Anliegen, seinem Heimatort etwas zurückzugeben. Deshalb repräsentiert er die Stadt Nürtingen musikalisch auf der jährlich stattfindenden CMT in Stuttgart. Begeistert ist er von der Idee des „Nürtinger Stadtbalkon“. Hier findet er die Möglichkeit für öffentliche Auftritte für Nachwuchsmusiker und ein interessiertes Publikum.

Seine Wünsche für die Zukunft sind Reisen in viele Länder der Erde, Kontakte mit fremden Kulturen und immer wieder nach Hause zurückzukehren.

Befragt und notiert von Gudrun Röhr, September 2021, Copyright 

Angelika RiegerAngelika Rieger

Angelika Rieger

Bei Frau Angelika Rieger gab es im Leben “keine Zeit für Faxen.” Die gebürtige Kirchheimerin wuchs streng behütet auf. Der Vater Arzt, die Mutter  Ehefrau und Mutter dreier Kinder, die zusätzlich in der Praxis des Ehemannes mitarbeitete. In ihrem Elternhaus lernte sie, Probleme mit sich selbst auszumachen. So war die damalige Erziehung.

Sie erinnert sich daran, ihre Mutter stets geschniegelt und paratstehend erlebt zu haben, und dies bis ins hohe Alter hinein. Natürlich hatten vorgelebter Fleiß und Disziplin Einfluss auf die Töchter. Diese vorgelebten Werte der Eltern ermöglichen ihr heute einen gewissen Wohlstand.

Nach Abitur und Studium bewährte sie sich ab 1968 als Lehrerin mit Leib und Seele an der Geschwister Scholl Realschule, mit den Fächern Handarbeit, Hauswirtschaft und Turnen, kurz HHT.

Ihr Anliegen, ihr Leitsatz war, “Strenge, aber berechenbar”. Von fließenden Tränen ließ sie sich nicht beieinflussen. Sie war immer bemüht, alle Schüler gleich zu behandeln.

Mit Stolz erinnert sie sich daran, wie sie 1968 als sehr junge Lehrerin, mit viel `Rückgrat´ einen Vater davon überzeugte, aus Sicherheitsgründen unbedingt auf Röcke während des Turnens zu verzichten. Es hat geklappt!

Frau Rieger ist Mutter zweier Töchter und Großmutter von 8 Enkelkindern. Sie leben alle über Deutschland verteilt. Mit dem Abstand zu Töchtern und Enkeln kommt sie, vor allem im Älterwerden, ganz gut zurecht. 

Frau Rieger kennt keine Langeweile. Sie engagiert sich seit 30 Jahren im Kirchengemeinderat, in der Vesperkirche, in der sie vor zwei Jahren zusammen mit Pfarrer Lautenschlager ein kostenloses Angebot für Jedermann ins Leben rief, den `Suppentopf´, den sie seitdem mit einigen freiwilligen Bürgern beteibt. Außerdem gehört Frau Rieger seit etlichen Jahren dem Seniorenrat an.

Lokalpolitische Themen wecken ihr Interesse. “Es darf einem nicht alles gleichgültig sein.”

Sie hat einen guten Freundeskreis, auch aus der berufstätigen Schulzeit, würde gerne mehr reisen, aber nicht alleine. Bei Bildungs - oder Gruppenreisen fühlt sie sich manchmal ausgeschlossen. Für die älteren Herrschaften wünscht sie sich ein kulturelles Angebot am frühen Abend oder nachmittags.

„Abends alleine nach Hause zu gehen ist seltsam.“ Aber Angst hat Frau Rieger keine. Mit aufrechter Haltung und selbstbewusster Ausstrahlung tritt sie ihre Heimwege an. Dazu einen bestimmten Gegenstand in der Manteltasche in der Hand, so fühlt sich Frau Reger sicher.  

Ihr wohlmeinender Appell an die Stadt: „Ich sehe, dass sich die Stadt an vielen Ecken und Enden bemüht. Vielleicht wäre es klüger, einmal eine Sache zu Ende zu bringen, anstatt wieder etwas Neues zu beginnen.“

Befragt und notiert von Angelika B. Lauppe, Sept. ´21, Copyright

Luis ArellanoLuis Arellano

Luis Arellano

Was macht ein Ecuadorianer aus der Metropole Quito in Nürtingen?

Wer hat in Quito ein 50 Mann starkes Symphonieorchester gegründet, das zur Municipalität gehörte, und wer hat mit diesem Orchester Vivaldi und Bach auf südamerikanischen Instrumenten gespielt?

Kein anderer als Luis Arellano, denn er ist Musiker mit Leib und Seele. Natürlich setzt dies ein umfangreiches Musikstudium auf dem Konservatorium voraus. Gitarre und Gesang hat er studiert und beherrscht mittlerweile sehr viele Instrumente wie Xaphoon, Percussion, Ukulele, Gitarre, verschiedene Flöten und einige Instrumente mehr.

Was ihn nach Nürtingen gebracht hat?

Der Zufall. Als er sich auf einer Europatournee befand, die ihn und seine 6köpfige Band durch Frankreich, die Schweiz und Deutschland führte, kam er durch einen bekannten Chilenen wegen eines Autokaufs nach Nürtingen. Dieser besaß ein chilenisches Restaurant in Nürtingen. Dort machte Luis jeden Freitag Musik – und dort lernte er seine spätere Ehefrau kennen. Eines Tages brach Luis als Pilger zum Jakobsweg auf. Er sah dies als Abschied von Europa. Von Le Puy en Velay, Frankreich bis Santiago de Compostela bewältigte er die gesamte Strecke von mehr als 1600 km in einer einzigen Etappe! In Ponferrada, kurz vor Santiago de Compostela, wurde er von einem Pellegrino schamlos bestohlen. Mit einem Notgroschen gelang ihm die Rückreise nach Nürtingen. Jetzt hieß es, Geld verdienen für einen neuerlichen Jakobsweg Anlauf. Doch es kam anders: Zurück in Nürtingen, verliebte er sich in seine jetzige Frau. Das war vor  21 Jahren.

“Jetzt bin ich ein Schwabe aus Ecuador.”

Herr Arellano hat `zwischendurch´ 10 Jahre bei der Fa. Graupner, Kirchheim, als `Mädchen für alles´ gearbeitet. Als diese Aera beendet war, widmete er sich wieder ganz seiner Passion, der Musik.

Es folgten Auftritte mit Sergio Vesely im Schlosskeller, in der Seegrasspinnerei, im Kuckucksei wie auch mit Sandra Linsenmayer, die er zu Gesang und Erzählungen musikalisch begleitete.

Heute ist er Lehrer für Gitarre, Ukulele und Flöten an der Musikschule Heilemann in Nürtingen. In Kohlberg, wo er ebenfalls Gitarre, Ukulele und verschiedene Flöten unterrichtet, ist er seit 28.09.21 musikalischer Leiter des Vereins Musikschule Kohlberg e.V. !

Dass dieses Multitalent auch noch Modellbau betreibt, malt, mit verschiedenen Materialien experimentiert, aussstellt, Bilder verkauft und die `Heliographie´ erfunden hat, das lasst Euch besser von ihm selbst erzählen.

Auf die Frage, “ für immer in Nürtingen?”, antwortet er, “das Leben ist voller Überraschungen, wer weiß, was noch alles kommt.”

Die Interviewzeit ist um, das Blatt vollgeschrieben. Schade…

Befragt und notiert von Angelika B. Lauppe, Sept. ´21, Copyright.

Kathrin GliesigKathrin Gliesig

Kathrin Gliesig

Wir sind vor ca. 10 Jahren per Zufall in Nürtingen gelandet da mein Mann hier einen Studienplatz ergattern konnte.

Anfangs dachten wir, dass Nürtingen eine Zwischenstation sein würde und wir nach dem Studium wieder weiterziehen würden. Mit den Jahren fühlten wir uns aber so wohl, dass wir uns dazu entschieden haben, hier zu bleiben. Nürtingen ist für uns gerade richtig...nicht zu groß, nicht zu klein, keine Großstadt und kein Dorf.

Mittlerweile haben wir zwei Kinder und gerade für Familien bietet die Stadt so viele, tolle Dinge an. Von Kursen beim Haus der Familie, über Eltern/Kinder-Café's, es findet sich für Jeden etwas.

Wir leben gerne hier. Nun fehlt uns nur noch ein kleines Häuschen zum Nürtingen-Glück :)...

Kathrin Gliesig

Monika AustermannMonika Austermann

Monika Austermann

….blicke gegen Morgen, meinem lieben Nürtingen zu…..
Friedrich Hölderlin

Ein Samstagmorgen im Mai – 7 Uhr – aufgeregt, das Fernglas in der Hand die Treppen hinaufgestiegen  zur Trockenbühne – das einzige Fenster von dem aus man die Spitze des Kirchturms der Nürtinger Stadtkirche sieht. Beflaggt oder nicht – das galt es festzustellen.

Nachdem am Abend zuvor bereits mit dem Maisingen voller Vorfreude die Nürtinger Nationalhymne, „Geh‘ aus mein Herz und suche Freud“, gesungen und damit auf den Maientag eingestimmt wurde, sollte heute der Festumzug stattfinden. Bei gutem Wetter war das klar - doch bei einer leicht regnerischen Laune der Natur musste eben geprüft werden ob der Kirchturm beflaggt ist. Wehten die blau-gelben Fähnchen war der Tag gerettet.  Auf zur Brotübergabe am Rathaus oder zum Treffpunkt der Schulklasse. Wochenlang hatten wir auch in unserer Freizeit mit den Lehrern zusammen Ideen gesammelt, gebastelt, gemalt, gehämmert und uns auf diesen Tag gefreut. Und auf die drei Maientagsbrezeln und eine Mark, die uns in der Schule ausgeteilt wurde. Mein erster Maientag war 1968 – damals hatte ich „nur“ mein neues Sommerkleidchen an – es war weiß mit kleinen blauen Blüten - und ein Blumenkränzchen im Haar. Später „gingen“ wir als Rulaman, Handwerker oder als Roboter ( zwei zusammengebastelte Schachteln übergestülpt ) und vieles mehr. Begeistert war ich von den älteren Jungs und Ihren Fahrrädern deren Speichen mit blauen und gelben Krepppapierstreifen wellenmäßig durchzogen waren. Diese Spannung und Freude, wenn der Spielmannszug mit seinen Trommlern und Maientagspfeiffern vorüberzieht und die vielen Musikvereine, das geschmückte Polizei- oder Feuerwehrauto, dieses Winken der Schüler und Schülerinnen, die ganz aufgeregt und stolz im Festzug mitlaufen……

War man im Schulchor, probte man wochenlang die Lieder fürs Maisingen und hoffte, dass der Wettergott am Freitagabend gnädig sei und erst 5 Minuten nach Ende die Schleusen öffnen würde.

Gutes Wetter war sehr wichtig, gab es doch zum Maientag ein neues Sommerkleid: „Für Freud und Leid und für d’r Maientag“. Langjährige Tradition, ebenso wie das erste Eis der Saison am Freitagabend im Eiscafe Pra. Damals noch im Gebäude des heutigen Drogeriemarkt Müller mit schönem Vorplatz, weißen Blechtischchen und bunten Stühlen unter alten großen Bäumen. Am Samstag ging es nach dem Umzug auf den Rummelplatz an der `Schreibere´, am heutigen Standort des Hallenbads. Eine der ersten Erinnerungen ist  deshalb auch das Kinderkarussell. Später war dann die Festwiese mit den „Reigen“, den sportlichen Wettkämpfen und weiteren Vorstellungen der Schulen interessant. Einmal sind wir mit einem einstudierten sportlichen Tanz auf einem total matschigen Sportplatz ( dann schon in Oberensingen ) aufgetreten. Wir hatten so viel geübt, dass uns dieser Umstand nicht davon abhielt,  wir machten eben alles barfuß. Auch die Kletterbäume hatten es mir angetan. Wurde man doch oben mit einem Geschenk belohnt. Und als ich alt genug war, durfte ich auch einmal raufklettern.

Dann kam die Zeit der Box Autos und der Festzeltbesuche. Und auch heute trifft man den ein oder anderen Altnürtinger, den man aus der Kindheit oder Schule kennt, im Mai in der Stadt. Und auf die Frage: „ So, bist du auch mal wieder in der Heimat“, hört man dann:

"Ja klar, s’isch doch Maientag"

Monika Austermann

Sema TurganSema Turgan

Sema Turgan

Ob ich Lust hätte, bei einem Projekt mitzumachen?

100 Jahre, 100 Geschichten. Mit meinem Porträt. Und einer kurzen Geschichte dazu, die ich mit Nürtingen verbinde. Frist sei im Oktober. Alles klar, etwas habe ich sicherlich zu erzählen, wenn es auch keine schicksalhafte Anekdote ist.

Na komm, sind ja jetzt auch schon 20 Jahre seit ich hier in meiner Heimat… In meiner Heimat? Ich halte einen Moment inne, überrascht von diesem beiläufigen Gedanken, der mir wie selbstverständlich durchs Gehirn purzelt. Tatsächlich. Die Worte haben sich selbst formuliert, der Gedanke steht in voller Pracht und Präsenz breitbeinig vor mir.

Meine Heimat. Ja, denke ich, das ist es, was (m)ich mit Nürtingen verbinde(t), und das hier ist die Geschichte, die ich erzählen werde. Vom Moment, beinahe 30 Jahre nachdem ich zum Studieren aus Istanbul auswanderte, in dem mir zufällig auffiel, dass ich in dieser Stadt Zuhause bin.

Biz buralı olmuşuz.

Sema Turgan

Dieter HarlosDieter Harlos

Dieter Harlos

Nürtingen Roßdorf, Heimat der bunten Gesellschaft

Das Roßdorf entstand ab den 1960ger Jahren auf einem Hochplateau über der Stadt und hat im verdichteten Raum 1844 Wohneinheiten für etwa 4000 Menschen. Rundum sind wir von Grün umgeben, leben quasi auf dem Land.

Seit 1977 lebe ich hier mit meiner Frau im 12. Obergeschoß mit einem unglaublichen Weitblick. Unsere beiden Söhne sind hier aufgewachsen, in den Kindergarten und in die Schule gegangen, wir haben also den größten Teil unseres Lebens hier verbracht.

Nachdem ich über alle Jahre hinweg unpolitisch war, habe ich mich 2019 entschlossen, aktiv zu werden und mich sowohl als Gemeinderatskandidat aufstellen zu lassen, als auch für den Bürgerausschuss Roßdorf zu kandidieren. Bei den Gemeinderatswahlen erzielte ich ein für mich beachtliches Ergebnis, leider mit ein paar Stimmen zu wenig, um direkt ins Stadtparlament einzuziehen.

Die Wahl zum Bürgerausschuss im Mai 2019 verlief erfolgreicher und in der konstituierenden Sitzung wurde ich von den Kollegen und Kolleginnen zum Vorsitzenden gewählt.

Seither haben wir gemeinsam ein gutes Netzwerk gesponnen mit den Bürgern, der Verwaltung, den Gemeinderatsfraktionen. Viele kleine Dinge konnten schon umgesetzt werden, viele Aufgaben warten noch auf uns.

Besonders stolz bin ich auf das Ergebnis unses renovierten Gemeinschaftshauses, ich war aktiv an der Umsetzung der Ideen beteiligt. Zusammen mit der belebten Grünfläche davor wird es immer mehr Heimat und Mittelpunkt unserer Dorfgemeinschaft.

Seit Oktober 2021 bin ich als Nachrücker für Julia Rieger auch Stadtrat in der Fraktion NT14.

Soziales Engagement ist mit vielen „Mitmachern“ in unserer Gesellschaft sehr wichtig und unerlässlich. Damit unsere Gesellschaft bunt bleibt.

Dieter Harlos

Anja WenzelburgerAnja Wenzelburger

Anja Wenzelburger

Ich wurde im Jahr 2011 zwar in Stuttgart geboren, doch meine Heimat ist hier in Nürtingen-Oberensingen. Von klein auf wohne ich in Nürtingen, und habe hier auch viele Freunde.

In Nürtingen sind auch meine Wurzeln. Mein Opa lebte damals dort, wo jetzt die Friedrich-Glück-Halle steht. Ich treffe noch ziemlich oft auf ältere Häuser und das ist gut so!

Nürtingen ist nicht voller Wolkenkratzer oder Hochhäusern, und das ist schön, da man auch Ruhe und Frieden finden kann.

Zur Grundschule bin ich in Oberensingen an die Friedrich-Glück-Schule gegangen. Jetzt gehe ich in das Max-Planck-Gymnasium welches auch in Nürtingen liegt. Nürtingen mag ja keine Riesenstadt sein, aber ich finde immer mehr über Nürtingen heraus. So ist mir zum Beispiel erst beim gefühlt 100 000 Mal auf dem Weg zur FGS aufgefallen, dass an der einen Ecke an der Wand vom Bürgerhaus Krone ein kleine Statue steht. Es ist doch erstaunlich was man bisher noch nicht weiß.

Ach Menno! Jetzt schweife ich schon wieder ab. Auf jeden Fall, finde ich es immer wieder schön einmal tief durchzuatmen und die Luft von Nürtingen tief einzusaugen. Wenn donnerstags oder samstags Wochenmarkt ist, fühle ich mich immer wohl bei diesem geschäftigen Rummel. Wegen Corona ist zwar nicht alles wie immer, aber es ist alles noch vertraut. : )

Puh! Ich weiß nicht mehr, wie ich weiterschreiben soll. Na ja, in Nürtingen habe ich so viele schöne Sachen erlebt, erlebe viele Sachen und werde bestimmt noch viele Dinge mehr erleben.

In Nürtingen finden auch noch so viele schöne Feste statt. Wie zum Beispiel der Maientag! Dieses Jahr musste er leider ausfallen… Aber seit der 1. Klasse und sogar in der Vorschule war ich immer beim Maientag dabei. Dort sind so viele schöne Sachen und Dinge! Ach. Ich kann unmöglich alles aufzählen!

Kommen wir zu den anderen tollen Festen oder Aktivitäten. Da wäre noch der Weihnachtsmarkt. Wenn es abends dunkel wird und man noch ein schönen warmen Punsch trinkt. Hach! Da läuft mir schon das Wasser im Mund zusammen.

Es ist so schön in Nürtingen zu leben, und deshalb habe ich auch nicht vor wegzuziehen.                                                           

Anja Wenzelburger, 10 Jahre

Ismal DemirovIsmal Demirov

Ismal Demirov

Ismail Demirov ist erst seit 5 Jahren hier in Nürtingen. Sein Vater ist in Tübingen geboren und hat einen makedonischen Hintergrund.

Seine Mutter kommt aus Bosnien. Bis zu seinem 10. Lebensjahr hat er in Bosnien gelebt, während sein Vater hier in Deutschland gearbeitet hat. Dem Vater wollte er nahe sein. Er war bereits einmal in Deutschland, wurde aber zurückgeschickt. Schließlich klappte es doch mit Deutschland und Nürtingen. Mit 16 Jahren, so berichtete er, könne er die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen.

Ismail ist nun 15 Jahre alt und hat sich in Nürtingen bestens eingelebt,  geht in die Mörikeschule und bewältigt diese gut. Er ist dort Schülersprecher. Neben der Schule hat er vielfältige Interessen, die ihn auch stark mit Nürtingen verbinden. So arbeitet er beispielsweise im „Tresor“ und macht alles, was anfällt. Er beteiligt sich bei der Freiwilligen Feuerwehr und beim Blaulichtreport, hat eine Agentur mit einer eigenen Website, macht Bilder und schreibt Artikel. Außerdem ist er Moderator beim NT Radio tätig und war bei „Fridays for Future“ aktiv. Dies sind durchaus beeindruckende Aktivitäten.

Nürtingen war für ihn ein neuer Lebensanfang, er will nie wieder nach Bosnien zurück, obwohl ihm manche der Bosnischen Spezialitäten noch sehr gut schmecken. Ismail fühlt sich in Nürtingen wohl und ist mit der schwäbischen Küche in Nürtingen sehr zufrieden. Allerdings findet er Nürtingen mitunter etwas langweilig, weil es zu wenig Angebote für junge Menschen gibt.

Wie es jetzt aussieht, will er in Nürtingen bleiben, studieren und möglicherweise in den Bereitschaftsrettungsdienst oder zur Polizei gehen.  

Max VolzMax Volz

Max Volz

Ich bin Max, 22 Jahre alt und bin am Säer aufgewachsen. Gut eingebunden in das Zentrum der Stadt besuchte ich das MPG und schätzte vor allem die musikalische Förderung durch die Musik- und Jugendkunstschule. So startete ich mit Früherziehung und Glockenspiel, Kinderchor und Blockflöte, bis ich mit 10 Jahren auf die Trompete umgestiegen bin.

Mit so einem vielseitigen Instrument konnte ich bald im Jugendblasorchester, dann in der Stadtkapelle und im Jugendsinfonieorchester der Musikschule mitspielen. Auf musikalischer Ebene gab es nie Rivalitäten zwischen den Schulen, sodass ich munter im Högy und der Waldie Bigband aushalf und mitspielte. Mit Freunden entstanden 2018 die „Straßenphilharmoniker“, ein Bläserensemble mit dem wir in der Fußgängerzone, auf dem Weihnachtsmarkt, bei Privatveranstaltungen oder zum Beispiel beim `Schön´ am Neckar Festival aufgetreten sind.

Für mich ist Musik und Kultur ein ganz zentrales Thema einer bunten und vielfältigen Stadt und ich freue mich, dass wir in Nürtingen so viele großartige Veranstaltungsorte dafür haben. Neben Provi, Seegrasspinnerei, Kreuzkirche, K3N, Club Kuckucksei oder dem Schlosskeller, bilden auch die Kirchen, die Stadtbücherei, viele Geschäfte in der Stadt und jüngst die Open-Air Kulturbühne Plattformen für Veranstaltungen.

Als Videoproduzent und Fotograf arbeite ich viel im kulturellen Bereich und lege allen ans Herz, so viele Musiker, Theaterspieler, Vereine, Kapellen, Bands, Orchester und Künstler wie möglich zu unterstützen, damit es auch weiterhin ein so vielfältiges Kulturprogramm in Nürtingen gibt!

Heinrich KastnerHeinrich Kastner

Heinrich Kastner

Zum 1.1.1975 trat ich meine Arbeitsstelle beim Arbeitsamt Dienststelle Nürtingen als Arbeitsvermittler (Hauptvermittler und stellvertretender Dienstleiter) an.

Zu den wichtigsten Berufen, die ich zu betreuen hatte, gehörten die gewerblichen Textilarbeiter, enorm wichtig für Nürtingen, die `Stadt der guten Strickwaren´. Aber die Situation wurde dramatisch schlechter. Denn Strickwaren wurden deutlich billiger importiert. Da konnten die hiesigen Betriebe nicht mithalten und immer mehr Betriebe mussten schließen. Doch viele Mitarbeiter*innen fanden in der aufstrebenden Metall - und Elektroindustrie neue Arbeitsplätze, z.B. bei der Firma Stribel, Frickenhausen, Fabrik für Autoelektrik. Diese Arbeitsplätze waren sehr beliebt, da besser bezahlt als in der Textilindustrie.

Das Arbeitsklima in der Dienststelle war sehr angenehm, besonders für mich als musikalisch und poetisch begabten Menschen. Z.B. habe ich Lieder geschrieben, die die Arbeitsvermittlung, Berufsberatung, Jobvermittlung, ältere Arbeitnehmer, aber auch Behinderte behandelten.

In der Dienststelle gab es immer wieder Kolleginnen und Kollegen, die Instrumente spielten, sodass ich immer wieder verschiedene Formationen bilden konnte.

Mein Tegernseer Trachtenhut ist mein kleines „Dankeschön“ an die Volksmusik, die ich liebe und auch heute noch spiele. Mein Treiberstock ist eine erfolgreiche und waffenscheinfreie Abwehrwaffe gegen böse Hunde.

Heinrich Kastner

Rotraut TitzeRotraut Titze

Rotraut Titze

Meine Verbindung zu Nürtingen ist vorrangig die Liebe zum Neckar

Meine Kindheit verbrachte ich in der früheren Mörike – Wörthstraße in der Nähe des Neckars. Es gab dort viele Kinder in der Nachbarschaft und wir spielten meistens auf der `Gass´. Verstecken, Fangen oder wir Mädchen mit Puppen, wenn man eine Puppe hatte.

Autoverkehr gab es selten, so war es auch nicht gefährlich.

Wir gingen öfters zum Neckar runter. Immer mit der Warnung, wir sollten aufpassen und nicht zu nah ans Wasser gehen. Es konnte von uns Kindern ja keines schwimmen.

Wenn wir Glück hatten, war die alte Frau Fischer am Neckar. Eine große, schlanke, schwarz gekleidete Frau mit langem Rock. Sie war zu uns Kindern immer freundlich, oft mit einem Lächeln. Wenn sie Zeit hatte, durften wir in ihrem großen Stocher Kahn mitfahren. Sie stand am Ende vom Kahn. Mit dem Stock brachte sie den Kahn gleichmäßig und ruhig in Fahrt.

Das war schon `was Besonderes!

Einmal hatten meine Schwester und ich einen fertig gebackenen Gugelhupf beim Bäcker in der Backstube abgeholt und wir machten einen Umweg zum Neckar, um mit Frau Fischer Kahn zu fahren. Da durfte der Gugelhupf mit. Ich sehe noch meine Mutter die Mörikestraße im Laufschritt zum Neckar rennen und laut schimpfen.

War nicht so gut. Aber ich und der Kuchen haben es überlebt.

Das war eine schöne Zeit, als Kind am Neckar aufzuwachsen.

Rotraut Titze, Copyright -  2021

Serkan Kilic mit SnoopySerkan Kilic

Serkan Kilic

Mein Name ist Serkan Kilic, ich bin 31 Jahre alt und ein Kind Nürtingens, unserer Heimatstadt, unserem Zuhause. 

Als ich im Alter von 8 Jahren nach Nürtingen zog, gehörten kommunale und politische Themen nicht wirklich zu meinen Interessen. 

Ich war ein ganz normaler Junge, durchlief die Ersbergschule, die Neckarrealschule, sowie weiterführend das Berufskolleg der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule und war über viele Jahre Mitglied und Spieler des FV09 Nürtingen und SPV 05 Nürtingen. In meiner Freizeit interessierte ich mich mehr für die Bolzplätze der Stadt oder ganztägige Freibadausflüge mit meinen Freunden. 

Das änderte sich mit der WM 2006 im eigenen Land! Für mich persönlich der Startschuss einer immer besser werdenden Integration von Menschen mit Migrationshintergrund in unserer Gesellschaft. Sie erinnern sich sicher an die Abende nach einem Spiel unserer Nationalmannschaft auf der Europastraße. Nächte der Euphorie und Begeisterung, welche einen Ruck durch die Gesellschaft gingen ließ, einen Ruck der Verbundenheit und Gemeinschaft. 

Das war für mich, einen Sohn türkischer Eltern, so schön zu sehen, dass ich mich dazu entschloss, zukünftig meinen Teil dazu beitragen zu wollen. Quasi der Beginn meiner persönlichen Mission: 

Ein vereintes und gemeinschaftliches Nürtingen, frei von Diskriminierungen von Rasse, Hautfarbe, Sprache, Religion, politischer oder sonstiger Anschauung, Vermögen oder Geburt. 

Christian MaischChristian Maisch

Christian Maisch

Mein Name ist Christian Maisch. Ich bin in Nürtingen geboren und aufgewachsen im Stadtteil Roßdorf. Meine Verbindung zur Stadt zeigt sich vor allem im Bereich des Vereinslebens, welches ich bis heute bei der SPV 05 Nürtingen im Bereich Fußball engagiert auslebe. Mein Freundeskreis besteht zu einem großen Teil aus Fußballkollegen, mit denen ich seit Klein auf bei der SPV 05 zusammen spiele. Meine Familie sowie einige Freunde leben bis heute in Nürtingen.

Meine große Liebe und heutige Ehefrau habe ich ebenfalls bereits im jugendlichen Alter in Nürtingen kennengelernt. In jungen Jahren sind wir trotz des damaligen spärlichen Freizeitangebotes regelmäßig in Nürtingen unterwegs gewesen und haben viele schöne Momente fürs Leben in Nürtingen erlebt.

Die Entwicklung der Stadt Nürtingen verfolge ich gerade mit Freude, da der neue Oberbürgermeister und sein Team sichtlich `was in Nürtingen bewegen und eine moderne Stadtentwicklung fokussieren.

Charles SewardCharles Seward

Charles Seward

Die Nürtinger Musiknacht

Die Nürtinger Musiknacht ist immer wieder ein besonderes Ereignis im Jahr.

Gewöhnlich findet dieser Event im April oder im Mai statt.

Die Stadt füllt sich mit Leben und Menschen.

Aus jeder Ecke ertönt Musik aus verschiedenen Stil Richtungen.

Mal etwas rockiges oder auch lateinamerikanische Rhythmen.

Zudem lernt man Menschen kennen, die zwar in derselben kleinen Stadt wohnen, die man aber noch nie gesehen hat.

Neben der tollen Musik und den neuen Bekanntschaften gibt es auch kleine Stände die den Magen beglücken. Obwohl die Musiknacht jedes Jahr dasselbe Prinzip hat, ist es jedoch immer differenziert zu den bisherigen Jahren und auch meistens vielfältig.

Es gibt eine tolle Atmosphäre die man eigentlich nicht verpassen darf.

Ich verbinde Nürtingen mit der Musiknacht, da sie schöne Erinnerungen hervorruft die ich nicht mehr vermissen möchte.

Ich freue mich schon auf das kommende Jahr, um den Abend wieder gemeinsam mit Freunden und Familie genießen zu können.

Ich bin dankbar für die kleinen Momente, die man hin und wieder in Nürtingen hat mit solchen besonderen Events.

Charles Seward

Annegret ReichAnnegret Reich

Annegret Reich

Viele Kinder werden mich aus der Mittagsbetreuung der Mörikeschule kennen. Dort bin ich nämlich seit acht Jahren als Jugendbegleiterin im Ehrenamt tätig. Während des Corona bedingten Lockdowns habe ich in der Notbetreuung mit Lernbegleitung geholfen.

Mit Nürtingen verbindet mich eigentlich mein ganzes Leben. Selbst meine Ururgroßeltern (Wurster, Kicherer, Schweizer) waren schon von hier.

Ich bin in Nürtingen 1973 geboren, aufgewachsen, ging hier zur Schule, habe meine Ausbildung zur Arzthelferin gemacht. Meinen Mann Christian, obwohl er aus Beuren kommt, habe ich ebenfalls in Nürtingen kennengelernt. Wir haben in Nürtingen geheiratet und auch unsere Söhne (Frederik und Philipp) wurden in Nürtingen geboren.

In Klein - Tischardt wohnen wir seit über 20 Jahren.

Ist Nürtingen scheinbar mein Schicksal? Nein, es ist meine Liebe. Ich liebe diese Stadt. Allein die Ansicht auf die Stadtkirche, wie sie am Neckar thront, Heimatliebe pur. Die Aussicht von unserer Streuobstwiese am Säer mit Blick auf die Stadt und auf den Albtrauf sind die Bestätigung dafür, dass es schön ist, hier zu leben.

Auch die Innenstadt, trotz der wenigen Vielfalt an Ladengeschäften, ist einen Besuch wert. Ein absolutes Highlight ist der Stadtbalkon! Es zeigt Nürtingen von einer ganz anderen Seite. Jung, gastfreundlich und belebt.

Annegret Reich, geboren Wurster

Andreas DeuschleAndreas Deuschle

Andreas Deuschle

Mein Name ist Andreas Deuschle und ich bin 53 Jahre alt. Geboren wurde ich in Kirchheim/Teck, aber seit 1989 wohne ich in Nürtingen.

Weil mir wichtig ist, dass Dinge, die gut sind, erhalten bleiben und Dinge, die nicht gut sind, verändert werden sollen, habe ich mich zur Wahl des Stadtrats aufstellen lassen und bin nun schon seit 8 Jahren, also bereits in der 2. Wahlperiode dabei.

Augenblicklich beschäftigt mich die Flugroutenänderung um den Flughafen Stuttgart. Ich kämpfe dafür, dass Nürtingen vom Fluglärm verschont bleibt.

Auch Sport ist eine wichtige Sache für mich. Vielen bin ich wahrscheinlich bekannt als der „Highländer“ aus Nürtingen. Die Highlandgames sind sportliche Wettkämpfe, bei denen es unter anderem um die Disziplinen des Steinstoßes und des Baumstamm-Schleuderns geht.

2018 wurde ich Weltmeister der Highlandgames (in Stuttgart). 2021 Europameister der Highlandgames, der Masters und Deutscher Meister im Kugelstoßen der Masters 50.

In einem Studio in Nürtingen mache ich Krafttraining und engagiere mich in Nürtingen für den Jugendsport.

Einmal im Jahr verlege ich mein Training in die Karibik, Kuba oder in die Dominikanische Republik und verbinde es mit einem dreiwöchigen Urlaub am Strand mit Meer und Sonne.

In Nürtingen und Umgebung genieße ich die schwäbische Landschaft beim Motorradfahren.

Mich kennen sehr viele Leute, aber auch ich kenne Gott und die Welt. Da wird ein kleiner Bummel durch Nürtingen gerne für ein Schwätzle bei einer Tasse Kaffee in der Fußgängerzone oder bei einem leckeren Essen genutzt.

Ich lass mich selten stressen und genieße das Leben.

Anna MaischAnna Maisch

Anna Maisch

Anna Maisch, 5 Jahre alt

Was gefällt Dir in Nürtingen? 
Am liebsten mag ich das Tiefenbachtal in Nürtingen, weil da so viele Pferde sind.

Wo ist dein Lieblingsspielplatz?
Mein Lieblingsspielplatz ist in der Kalkoferstrasse, weil es da zwei Schaukeln gibt, eine für mich und eine für meine Schwester.

Wo gibt es dein Lieblingseis?
Bei Amore & Gelati am Stadtbalkon.

Wo gehst Du gerne in Nürtingen hin?
Zu den Enten an den Neckar.

Lilli CzarnetzkiLilli Czarnetzki

Lilli Czarnetzki

Lilli Czarnetzki kommt mit 6 km/h daher gesaust.

Einundzwanzig Jahre jung, lachendes Gesicht, den Fahrtwind im Haar. Das alles trotz ihres Schicksals, das sie kurz schildert, an dieser Stelle jedoch unerwähnt bleiben darf.

Lilli ist eine echte Nürtingerin. Gefallen hat ihr, dass sie eine der ersten Inklusionsschülerinnen auf der Mörike Schule und dazu eine gute Schülerin war. Jeden Freitag besuchte sie die Jugendkunstschule bei Dorothea Brandstätter.

Daumen hoch. Das war toll!

Später kam sie in ein Internat in Neckargemünd. Mit der dortigen `super S-Bahn Verbindung´ kam sie `überall´ hin.

Lilli hat auch schon in Kirchheim und Esslingen gewohnt.

Seit fünf Jahren lebt sie in Reutlingen im Internat, nahe ihrer Ausbildungsstätte. Sie lernt  Büro-Kommunikation im dritten Lehrjahr und hat bereits eine Praktikumsstelle bei einem Softwareentwickler in Leinfelden. Nächstes Jahr beginnt sie ein Praktikum in Göppingen. Ihre Zukunft sieht sie nicht zwingend in Nürtingen. Wo sie wohnen und leben möchte?

„Da, wo meine zukünftige Arbeitsstelle sein wird.“

Am liebsten würde sie in eine Studenten WG ziehen, wo auch ihre Betreuung wohnen kann.

Lilli zeigt uns, wie `moderne junge Frau geht`: Positiv, flexibel und mobil!!

Bedauerlicherweise konnte und kann sie während Corona keine Physiotherapie bekommen, was ihr immer sehr gut tut. Lilli klagt nicht.

Ihr gefällt es in Nürtingen. Am meisten amüsiert sie sich darüber, wenn sie die Katzen vom OB beobachten kann, wie sie in ihrem Garten die Katze vom Arzt jagen.

Glück ist, was sich jeder als Glück gedacht.
(Friedrich Halm)

Hermann HillerHermann Hiller

Hermann Hiller

Hermann Hiller – Mein Leben in Nürtingen

Die meisten Menschen, die heute in Nürtingen leben, werden Mühe haben, sich die Entwicklung der Stadt während einer Lebensspanne von mehr als neun Jahrzehnten vorzustellen.

Ich wurde 1930 in der Teckstraße, Braike geboren. Zu Hause war das Geld knapp, aber wir Kinder waren in unserer freien Zeit auch ohne Spielzeug in der weitgehend freien Natur unterwegs und spielten in der Steinach, wo wir im Sommer zum Baden das Wasser aufstauten. Oder wir waren auf den Wiesen und nahen Wäldern Richtung heutigem Enzenhardt unterwegs.

Im Winter wurde das dick gefrorene Eis durch die Brauerei Schöll in Stangen gesägt. Auf den manchmal schwimmenden Eisplatten schaukelte man, manchmal fiel einer ins Wasser zur Freude der anderen. Als 1942 durch die Schneeschmelze das Tauwasser über den Hang zur Braikekirche und Umgebung floss und gefror, war dies eine große herrliche Schlittschuhbahn.

Sehr spät schmolz die Bahn. Jetzt war es besonders schön, an die Mädels heranzufahren und dann abzubiegen. Eine mächtige Wasserfontäne spritzte auf die Erschrockenen.

So gerne man sich im hohen Alter noch an die Jugend erinnert, ein Zuckerschlecken war das damalige Leben nicht.

Bärbel Kehl-MaurerBärbel Kehl-Maurer

Bärbel Kehl-Maurer

Was mich mit Nürtingen verbindet

Nein, es ist nicht Hölderlin. Auch nicht das lange umstrittene Hölderlin-Haus, das inzwischen erfreulicherweise Gestalt annimmt und zu einem schönen und guten Haus für unsere Volkshochschule heranwächst. Und es ist auch nicht Nürtingens Ruf als Schulstadt. Oder gar unsere zwar historisch interessante Altstadt, die aber noch besser vermarktet werden kann.

Was mich für Nürtingen einnimmt, sind die Chancen, die unsere Stadt sich selbst und unseren Bürgerinnen und Bürgern bietet. Die Möglichkeit aus einer leicht schläfrigen, mittelgroßen Kommune mehr zu machen, als das, was sich dem flüchtigen Betrachter oder gelegentlichen Gast heute bietet. Und damit auch mehr für Nürtingens Einwohner zu tun.           

Es sind die Chancen Nürtingen zu einer wirklich liebens- und lebenswerten Stadt zu machen.

Das beispielsweise versucht seit 1999 der Nürtinger Frauenrat, eine Initiative von engagierten Bürgerinnen, zu denen auch ich von Anfang gehöre und deren Sprecherin ich bin. Mal hatten wir Erfolg mit unseren Projekten, mal auch etwas weniger. Allerdings haben wir uns nie davon verdrießen lassen, wenn eine Idee nicht durchschlug. Unsere meisten Ansätze waren durchaus erfolgreich. Ich denke da zum Beispiel an die Gedenktafeln an einigen Gebäuden in der Innenstadt, die an bemerkenswerte Frauen erinnern, die Frauenlesenacht in der Stadtbücherei und natürlich Veranstaltungen zur Gleichstellung der Frauen in unserer Gesellschaft. Die Nürtinger Frauentage, die wir seit Jahren organisieren, sind zur Tradition geworden. Natürlich machen wir die meisten Dinge nicht im Alleingang, sondern zusammen mit Kooperationspartnern wie etwa der VHS, dem „Haus der Familie“, Amnesty International Nürtingen oder der Frauen - Geschichtswerkstatt, nur um einige zu nennen.

Die Jahre haben uns gezeigt, dass dies Alles nicht nur nötig war und ist, sondern, dass sich viele Frauen für die Ziele des Frauenrats und auch im Sinne der Bürgerinnen und Bürger der Stadt gerne engagieren. So, wenn es um die Stadtentwicklung aus Frauensicht geht oder wenn wir durch Seminare Frauen für die Kommunalpolitik begeistern wollen. Zurzeit stehen  die Einrichtung einer Anlaufstelle für alleinerziehende Frauen in unserer Stadt und die sichere Mobilität für Frauen am Abend im Mittelpunkt.

Oft geht es auch darum schlicht und einfach Möglichkeiten zu schaffen, bei denen Frauen sich treffen und über politische Themen austauschen können.

All dies ist es, was mich für Nürtingen einnimmt. Und wenn dann in ein paar Jahren auch noch unsere Einkauf - Innenstadt endlich wirklich verkehrsberuhigt ist und eine Vielfalt von Einkaufmöglichkeiten und attraktiven Produkten (nicht nur für Frauen) bietet, wenn sich unser neues altes Hölderlin - Haus endlich wieder mit Leben füllt und wenn all unsere Schulen und Hochschulen den Ruf einer „Schulstadt“ wieder stützen, statt ihn eher in Frage zu stellen: Dann weiß ich, dass es sich gelohnt hat, sich hier als Gemeinderätin und Frauenrätin mit ganz vielen anderen Bürgerinnen und Bürger einzubringen.  

Und ich denke, Andere werden das genau so sehen.

Bärbel Kehl - Maurer

Horst MatrohsHorst Matrohs

Horst Matrohs

Nürtingen und ich

Irgendwann bin ich in Nürtingen gelandet; nicht wegen der Liebe, ein Arbeitsplatz lockte mich in diese Stadt. Als ich die Straße nannte, in der ich wohne, habe ich erfahren, dass ich gar nicht in Nürtingen wohne, sondern in Oberensingen, dem ältesten Stadtteil von Nürtingen. Meine Frau und ich waren bald mit Altoberensingern bekannt und vertraut. Ein Streuobststücklesbesitzerehepaar lud uns ein zum Apfelmost; es waren der Wilhelm und die Frieda von der Stuttgarter - Straße. Der Most, anfangs noch gewöhnungsbedürftig, war köstlich und die Freundschaft mit dem Ehepaar Föhl währte ein Leben lang.

Aber es gibt ja auch noch das alte Nürtingen mit dem damals neuen Ochsenbrunnen und der Kreuzkirche, die man abreißen wollte, was eine Bürgerinitiative verhindern konnte. Meine erste ehrenamtliche Tätigkeit hatte ich im Koordinierungsausschuss für Gastarbeiterfragen Nürtingen und Umgebung. Mit der ausländischen Bürgerschaft war ich bald vertraut; Herrn Hacimüftioğlu konnte ich anreden, ohne mir die Zunge zu zerbrechen.

Im Bürgertreff traf ich auf Hannes Wezel, der mich mit Seniorenangelegenheiten betraute. Auf Anregung von Guido Wolf, dem damaligen Bürgermeister, war ich einige Jahre Regionalvertreter für die Stadt Nürtingen im Kreisseniorenrat Esslingen. Ebenfalls im Bürgertreff bin ich Helga und Rolf Wehnhardt, Schauspieler vom Naturtheater Grötzingen, begegnet. So war ich bei der Gründung der Theatergruppe „Die Wagemutigen“ dabei. Anfangs haben wir einige selbst verfasste Stücke gespielt; wir spielten im Theater im Schlosskeller, im Rathaus und im Freien vor dem Bürgertreff. Mit „Gesegnete Mahlzeit“ von Karl Wittlinger und unseren eigenen Stücken waren wir auch auswärts zu Gast.

„Riebeles-Köpf“ von Jörg Ehni brachte uns Einladungen zur Gartenschau in Singen, zur Nürtinger Partnerstadt Zerbst und zur Landesvertretung Baden - Württemberg in Berlin. Das reichhaltige Programm der VHS Nürtingen lud ein zum Mitmachen. Anlässlich der Aufnahme der Republik Polen in die EU hielt ich einige Vorträge zur Geschichte des Landes. Unter dem Dach der VHS gab es „Die Obskuren“, die sich mit klassischer Theaterliteratur befassten. In „Hamlet“ und in „Macbeth“ war ich mit auf der Bühne.

Die „Alte Seegrasspinnerei“ bot und bietet ein Spielfeld für unterschiedliche Aktivitäten. Vor einigen Jahren wurde von der Jugend Kunstschule „Die rote Zora“ aufgeführt; einige von den Wagemutigen waren mit auf der Bühne. Bei einem Projekt des Gesangvereins Raidwangen habe ich im Musical „Josef“ mitgesungen. Gern singe ich auch bei den „Beutwangsängern“ in Neckarhausen. Der „Autorenkreis Atmosphäre“ lässt Gedankenfrüchte sprießen und zu Papier bringen. Zur ersten Lesung nach zwei Jahren Corona - Pause konnten wir kürzlich in das Theater im Schlosskeller einladen. Im Hallenbad mache ich mit bei der Wassergymnastik und bei TG-Nürtingen lasse ich mich bei der Hallen - Gymnastik in Schwung bringen. Schlendern über den Wochenmarkt, frisches Obst und Gemüse einkaufen, das lasse ich mir nicht entgehen. Ja, in Nürtingen läuft was. Wem die Decke auf den Kopf fällt, dem kann geholfen werden.   

Horst Matrohs

Ahu YücelAhu Yücel

Ahu Yücel

Mit einem Koffer für immer…

Ich treffe Frau Yücel an einem sonnigen Herbstmorgen bei einer Tasse Cappuccino. Mir gegenüber sitzt eine warmherzige Frau und ich spüre sofort, das wird ein gutes Gespräch. Und so ist es.

Frau Yücel erzählt mir zunächst vom Leben ihrer Eltern und ich bin tief beeindruckt. Ihr Vater, von Beruf Konstrukteur, erhält eines Tages in seinem Heimatland, der Türkei, Post des Nürtinger Unternehmens metabo, mit dem Angebot einer Arbeitsstelle in Nürtingen. Der junge Mann ist neugierig auf das Städtchen in Deutschland, besonders das Foto des Freibads, das in dem Prospekt abgebildet ist, beeindruckt ihn sehr und so beschließt er seinen Aufenthalt in Deutschland, zunächst aus reiner Neugier, und auf zwei Jahre begrenzt. Mit nur einem Koffer kommt er eines Tages im Jahr 1962 am Nürtinger Bahnhof an. Doch der junge Mann bleibt in Nürtingen. Er lernt die Sprache, integriert sich schnell und holt schließlich im Jahr 1964 seine in der Türkei geehelichte Ehefrau nach. Auch sie absolviert als Erstes einen Sprachkurs, und so wird auch für sie ein rascher Austausch mit Nachbarn, Kollegen und bald auch Bekannten möglich.

Im Jahr 1965 erblickt die gemeinsame Tochter Ahu in Nürtingen das Licht der Welt. Um die junge Familie zu unterstützen, reist die Großmutter aus der Türkei an, um drei Jahre in Nürtingen zu bleiben. Und nun zeigt mir Frau Yücel ein Foto, auf dem ich zwei Frauen sehe. Sie stehen auf der Stadtbrücke. Eine alte Frau in einem schwarzen, knieumspielenden Kleid, die ich nur von hinten sehe, neigt sich in einer liebevollen Geste zu einem Baby hinab, das von einer jungen, hübschen Frau in einem eleganten hellen Kostüm in den Armen gehalten wird. Dieses Baby von damals ist mein heutiges Gegenüber, Frau Yücel, und mit warmer Stimme sagt sie, immer wenn ich über die Nürtinger Stadtbrücke fahre, muss ich daran denken, dass meine Großmutter und meine Mutter mit mir damals hier entlang gegangen sind. Und sie sagt auch, das gibt ihr ein Heimatgefühl. Sie erzählt von den Vermietern, in deren Haus sie lange mit ihren Eltern wohnte und von dem guten Verhältnis, das sie zueinander hatten. Lachend berichtet sie mir vom Erstaunen der schwäbischen Vermieterin, als diese Zeugin wurde, wie ihre Mutter Mais zubereitete, dachten die schwäbischen Vermieter doch bisher, Mais sei ein ausschließliches Nahrungsmittel für Tiere. Noch heute habe sie Kontakt zu den Nachfahren der damaligen Vermieter, die von ihren Eltern in diesen Jahren liebevoll Mama und Papa genannt wurden, die deutsche Mama und der deutsche Papa.

Sie erzählt mir von ihrer Mutter, die in der Türkei auf dem Finanzamt gearbeitet habe. Inzwischen hat sie eine Umschulung zur technischen Zeichnerin gemacht und arbeitet nun ebenfalls bei der Firma metabo. Die kleine Ahu besucht den Kindergarten. Die Nachmittage verbringt sie bei einer Familie, die einen Bauernhof betreibt. Gerne erinnert sie sich an die vier Kinder dort, von denen sie perfekt schwäbisch gelernt hat. Doch nicht nur schwäbisch spricht sie perfekt, was auch der Grund für ihre Berufswahl, den der Fremdsprachenkorrespondentin, sein mag. Beim Judo lernt Frau Yücel schließlich ihren Ehemann kennen.

Zusammen mit ihren beiden Kindern lebt die Familie heute in Großbettlingen. Beruflich ist Frau Yücel in der Kernzeitenbetreuung der Grundschule in Raidwangen tätig, und als Grüne Dame unterstützt sie ehrenamtlich Patientinnen und Patienten in der medius Klinik in Nürtingen. In Nürtingens City ist Frau Yücel oft anzutreffen. Gerne besucht sie mit ihrem Mann Veranstaltungen in der Stadthalle K3N, auch auf Lesungen und auf den verschiedenen Märkten der Stadt ist sie gerne unterwegs. Als besonderes Highlight empfanden sie und ihre Familie in diesem Sommer den Nürtinger Stadtbalkon. Frau Yücel hat mir viel erzählt an diesem Morgen, hat viele schöne Erinnerungen mit mir geteilt, Anekdoten zum Besten gegeben, die ich gerne alle hier niedergeschrieben hätte. Beeindruckt hat mich die Geschichte eines mutigen jungen Paares, das vor nahezu 60 Jahren den Mut zum Aufbruch in ein fremdes Land fand, und dort – ohne seine eigenen Wurzeln zu vergessen – heimisch wurde.

Beeindruckt hat mich aber auch die Begegnung mit einer ganz besonderen Frau.
Herzlichen Dank dafür!

Ruth Edelmann-Amrhein, Autorenkreis Atmosphäre, VHS Nürtingen / 28.09.2021

Gundis EiseleGundis Eisele

Gundis Eisele

Vom Blockturm zum Kirchturm

Als geborene Nürtingerin habe ich von Kindheit an viele Erinnerungen.

Lebhaft kann ich mich noch daran erinnern, wie ich als kleines Mädchen mit meiner Schwester von Fräulein Hummel, der Sekretärin des damaligen OB Pfänder, in das Staatsarchiv mitgenommen wurde. Zu der Zeit war das noch etwas Besonderes und mich hat das „Gefangenenbuch“ vom Blockturm interessiert. Beim Blättern kam dann auch eine Zeile zum Lesen. Da stand schwarz auf weiß, dass ein Vorfahre unseres Papas wegen „ungebührlichem Verhaltens“ eine Nacht im Blockturm verbringen musste. Ich fand das toll, Papa, der auch dabei war, natürlich nicht! Anschließend ging es noch auf den Kirchturm.

Ich musste immer mal wieder in all den Jahren an das „ungebührliche Verhalten“ und an den Kirchturm denken. Jahrzehnte später war ich dann wieder auf dem Kirchturm und zwar als Kirchturmwärterin. Das Amt übe ich nun seit 21 Jahren aus, immer noch mit viel Spaß und Freude, besonders, wenn ich die Wohnung an Weihnachten festlich schmücke! Und da sehe ich den Blockturm auch!

Gundis Rose Eisele

Milena Ramirez WörzMilena Ramirez Wörz

Milena Ramirez Wörz

Das Gespenst Coco

Ich heiße Milena, bin 7 Jahre alt und ich liebe Gruselgeschichten. Heute erzähle ich euch eine über Nürtingen:

An einem Dienstag machte ich mit meinem Papa einen Spaziergang im Nürtinger Zentrum. Die Luft roch nach Apfelsaft und Kürbissuppe. Es war Herbst. Ich war schon fast sieben Jahre alt und es war schon fast sieben Uhr. Es war dunkel. Nebel umhüllte die Häuser der Stadt. Der Mond versteckte sich. Es war ein bisschen unheimlich. 

Ich hatte meine rot leuchtende Sternenlampe dabei, um sehen zu können. Inmitten der Nebelschwaden stach nur ein Gebäude hervor. Mein Papa erzählte mir, dass es einer der ältesten Häuser Nürtingens sei. Dieses Haus wollte ich genauer sehen. Also näherten wir uns an. Die Tür war einen Spalt geöffnet. Behutsam gab ich der Tür einen Ruck. Sie öffnete sich mit einem lauten Quietschen und Knarren. Schnell gab ich meinem Papa die Sternenlampe, damit er vorgehen konnte. Ich versteckte mich hinter seinem Rücken.

Mit der Lampe zeigte er mir einen Raum. Alte Stühle waren mit riesigen Spinnennetzen bedeckt, die im Licht der Lampe wie rosarote Zuckerwatte aussahen. Was für ein grusliges Abenteuer! Vor uns war eine Treppe, die in den zweiten Stock führte. Doch nun war es Zeit, wieder nach Hause zu gehen.

„Klack, Klack, Klack“. Was war das? Über uns holperte und polterte es. Wir fassten all unseren Mut zusammen und stiegen die Treppe empor, um nachzuschauen, was da los war. Mit der Taschenlampe leuchtete mein Papa schnell durch den ganzen Raum. Auf dem Boden lagen alte Töpfe, die umgeworfen waren. Doch sonst war nichts zu sehen.

„Klack, klack“. Da, am Fenster! Wieder dasselbe Geräusch! Schnell leuchtete mein Papa zum Fenster. Doch da war nichts.

„Klack, klack, klack.“ Am anderen Fenster. Doch auch hier war nichts.

„Hier spuckt es! Es ist ein Gespenst.“ Voller Angst klammerte ich mich an meinem Papa fest. Nun am dritten Fenster.

„Klack, klack“.

„Papa, ich will heim, hier ist es unheimlich.“ Plötzlich streifte etwas Weiches meinen Fuß und machte „Miau.“ Ein kleiner schwarzer Kater! Ich nannte ihn Coco.Sercan Tomruk

Milena Ramírez Wörz

Sercan TomrukSercan Tomruk

Sercan Tomruk

Herr Sercan Tomruk ist in Nürtingen geboren und ist Nürtinger durch und durch. Neben Deutsch und Türkisch spricht er fließend auch Englisch und hat Kenntnisse in eine Reihe von anderen Sprachen. Außerdem ist er der Vater einer  9 Monate alten Tochter.

Seine Eltern kamen Ende der 60er Jahre aus der Türkei nach Nürtingen und haben hier gearbeitet und sich eingerichtet. Sie wurden zu einer Nürtinger Familie. Er selber ging hier zur Schule, machte anschließend eine kaufmännische Ausbildung und arbeitete darnach einige Zeit in einem Sportstudio in Kirchheim. Das befriedigte ihn aber nicht.

So machte er eine weitere Ausbildung und wurde Jugend- und Heimerzieher. Heute arbeitet er in einer Kindertagesstätte in Nürtingen und das macht ihm viel Spaß.

Andere Ideen, die er hatte um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, machte er zum Hobby. So kocht er gerne und das sehr gut. Aber er wollte kein Koch werden, denn das ist ein sehr anstrengender und zeitraubender Beruf. Daher  haben seine Familie und seine Freunde das Vergnügen, von ihm bekocht zu werden. Eine spezielle Küche hat er dabei nicht, nach der er sich richtet. Er kocht international.

Er ist außerdem ein Fußballfan. Der Hauptverein seines Interesses ist Fenerbahçe Istanbul. In seiner Jugend hat er für einige Nürtinger Vereine gekickt. Darunter waren FV09 Nürtingen und der FC Nürtingen. Das sind  Vereine mit fast ausschließlich türkischen Spielern.

Weitere Hobbies teilt er mit seiner Frau. Sie haben 4 Katzen, die er sehr gerne mag und um die er sich auch kümmert. Gerne würde er auch Fernreisen unternehmen um mehr von der Welt kennen zu lernen. Auch widmet er sich dem Yoga.

In Nürtingen hat er viele Kontakte. Aus Schule und Beruf und auch aus seinem langen Leben hier. Er fühlt sich gut integriert und findet die Weltoffenheit der Stadt gut. Integrationsprobleme hatte er nie. Als ab 2015 viele Flüchtlinge nach Nürtingen kamen, arbeitete er auch als Übersetzer mit. Seine Mehrsprachigkeit kam ihm da sehr gelegen.

Er empfindet Nürtingen als Heimat. Allerdings findet er, dass in Nürtingen der multikulturelle Einfluss nicht groß genug ist. Es gibt zu wenige Möglichkeiten, wo sich alle treffen können. Es gibt zwar ein äthiopisches Restaurant und diverse Einkaufsmöglichkeiten für afrikanisch und asiatisch Lebensmittel, aber insgesamt ist ihm das zu wenig. Sehr gut findet er hingegen die „Alte Seegrasspinnerei“ mit der Kinder-Kultur-Werkstatt. 

Nürtingen, so sagt er, ist klein aber kompakt!

Befragt und notiert von Christoph Bürk - Copyright 2021, Alle Rechte beim Autor

Carolina BlancoCarolina Blanco

Carolina Blanco

„I love Nürtingen“, erklärt Carolina Blanco und ihre dunklen Augen glitzern dabei voller Überzeugung. „Es ist ein Ort, an dem ich mir vorstellen kann, Kinder großzuziehen. Ich mag die Gemeinschaft und das Netzwerk, das die Stadt zu durchziehen scheint.“ Es erinnert sie in dieser Weise an ihre Heimat, Kolumbien. Und ein bisschen an „Heidi“.

Wer jetzt verblüfft zusammenzuckt, sollte wissen, dass sie den größten Teil ihres Erwachsenenlebens in Barcelona verbracht hat. Ein Umzug aus der Innenstadt der spanischen Metropole mit Kulturhighlights und internationalen Restaurants ins vergleichsweise verträumte Nürtingen, eingerahmt von Feldern und Natur – da kann man verstehen, dass sich Carolina an die Idylle in der Geschichte aus den Schweizer Alpen erinnert fühlt, als sie zum ersten Mal hierher kommt.

Was eine Kolumbianerin, wohnhaft und verwurzelt in Barcelona, nach Nürtingen führt? Die Liebe. Dabei dachte sie mit Mitte 30, dass sie angekommen wäre in ihrer Wahlheimat und Traumstadt Barcelona.

Bereits mit fünfzehn weiß sie, dass sie hinaus will in die Welt. Nachdem sie mit 23 Jahren ihr Studium in Kolumbien abschließt, beginnt sie ein Masterstudium in Barcelona und verliebt sich in die Stadt. Carolina bleibt.

Beruflich erfolgreich, unabhängig und glücklich gibt es auch keinen Grund wegzuziehen. Bis aus einer Sommerliebe eine Fernbeziehung wird, und das irgendwann nicht mehr reicht. Zwei Jahre lang treffen sie sich einmal im Monat in Nürtingen oder Barcelona. Dann ist klar, dass sie zusammenziehen wollen. Carolina ist bereit, ihre Wahlheimat aufzugeben, denn Matthias ist als selbständiger Unternehmer an Nürtingen gebunden. Nicht ganz leichten Herzens Arbeit, Freunde und Lebensart zurückzulassen, plant Carolina ihren Umzug für das späte Frühjahr 2020. „Ich liebe Listen! Und ich liebe es, alles genau zu planen“, schmunzelt sie über sich selbst. Doch der harte Lockdown macht alle Pläne zunichte, Planen unmöglich.

Für vier lange Monate können sie sich nicht sehen. Die Ungewissheit, wie lange dieses neue Virus das öffentliche Leben und damit auch ihr privates Glück lahmlegt, macht das Vermissen noch schlimmer. Carolina fängt an zu packen. Kiste für Kiste verschickt sie ihr Leben nach Nürtingen. Und als es im Juli endlich möglich ist zu reisen, schreibt sie: „Matthias, hol mich ab!“ Statt Abschiedsparty und bittersüßen „Leb-wohl“-Momenten, die eine Zäsur im Leben einleiten, verlässt sie leise ihre zweite Heimat.

Etwas Positives bringt die Pandemie jedoch mit sich: Die Selbstverständlichkeit ortsunabhängigen Arbeitens. Froh, dass sie unerwartet ein Stück alte Heimat in die neue retten kann, arbeitet Carolina nach wie vor für ihren Arbeitgeber in Barcelona.

Die Wehmut verschwindet komplett aus ihren Augen, als sie von dem warmen Willkommen und einem wundervollen Sommer hier in Nürtingen berichtet. Zum ersten Mal seit 25 Jahren sitzt sie wieder auf einem Fahrrad. „Es war abenteuerlich und großartig zugleich“, lacht die junge Frau mit dem strahlenden Lächeln. Und das Ausflugsziel, der Beutwangsee, „traumhaft schön!“

Begeistert beschreibt sie Nürtingen und Umgebung, die Menschen, die Freundlichkeit. Aber sie ergänzt, dass der Umzug nicht nur romantische Seiten hatte. Dem Heidi-Effekt steht die Welt im pandemischen Ausnahmezustand gegenüber. Kleinstadt versus Weltmetropole. Das ungewohnte Leben zu zweit. Eine fremde Kultur. Eine unbekannte Sprache.

Vor allem Letzteres sieht sie als ihre große Herausforderung, der sie sich bereits entschlossen stellt. Denn eines weiß Carolina Blanco sicher: „Hier möchte ich alt werden.“ Deshalb hat sie ein weiteres Ziel klar vor Augen: Sie möchte stärker in Nürtingen eingebunden sein. „Aber das passiert nicht von allein, dazu muss man sich bewegen.“ Ideen hat die sympathische Latina, und wir dürfen gespannt sein, davon zu hören.

© 2021 Anne Pollmann – Alle Rechte vorbehalten.

Darios RallDarios Rall

Darios Rall

Aufgrund meiner Hörbehinderung und Einschulung zogen wir 1980 vom Schwarzwald nach Nürtingen.

Nach jahrelangen Abstechern in Oberboihingen wohnte ich in verschiedenen Stadtteilen Nürtingens wie Braike, dem Lerchenberg und Säer.

Im Laufe der Zeit verband ich eine Art Hassliebe zur Stadt, weil sie sich nicht weiterentwickelt hatte.

Immer wieder flirtete ich mit Kirchheim, da es mich mit Vielfalt an Restaurants, Kneipen und Clubs angelockt hat.

Doch mein Herz blieb Nürtingen treu und hier fand ich viele Freunde und Bekannte.

Aus Hassliebe wurde sanfte Liebe, weil ich eine „Nürtingerin“ kennengelernt habe und mit ihr seit 2005 in Kleintischhardt sesshaft geworden bin.

Durch die Liebe öffnete ich meine Augen für die Stadt und entdeckte wunderbare Seiten der Stadt, wie den Neckar, den Galgenberg, die Altstadt usw..

Seit der neue Oberbürgermeister im Amt ist, ist mir klar geworden, die Stadt ist auf dem guten Weg und könnte Paris, Stadt der Liebe, ablösen! ;-)

Meine Tochter ist vor ein paar Jahren nach Fellbach ausgezogen und wohnt jetzt im Enzenhardt, nach dem sie Heimweh hatte.

Meine Eltern sind auch waschechte Nürtinger geworden und machen es sich auf dem Säer gemütlich.

Darios Rall

Antonie ScharfenbergerAntonie Scharfenberger

Antonie Scharfenberger

Obwohl sie jeden Morgen von den Glocken von St. Laurentius geweckt wird, liebt Antonie Scharfenberger deren Geläut.

Antonie ist 13 Jahre alt und besucht in Kürze die 7. Klasse in der  Mörike  Werkrealschule. Sie hat sich im kommenden Schuljahr für AES entschieden und freut sich auf Nähen, Kochen. Vor allem auf das Nähen. Immerhin hat sie sich selbst kleine Teufelshörner für ihren Ohrhörer genäht. Wenn das keine Voraussetzung für den fernen Berufswunsch `Mode Design´ ist! Als Nebenjob kann sie sich das Modeln vorstellen, so wie einst die Mama, die aus Prag stammt.

Wenn es irgendwann wieder möglich sein wird, möchte sie gerne einmal dorthin hinreisen.

Wenn es um Corona geht, versteht sie vieles überhaupt nicht und damit ist sie sicher nicht alleine. Eine Wut, ein Unverständnis ist da, wenn sie sagt, „die Regierung denkt nur noch mit dem Kopf, aber nicht mehr mit dem Herzen!“

Antonie hat noch einen jüngeren Bruder und ist mit ihrer familiären Situation sehr zufrieden.

Man kann sich lange mit Antonie unterhalten. Sie berichtet von den Störchen, die versuchten, sich auf dem Kirchturm von St. Laurentius häuslich niederzulassen. Und sie erinnert sich an die verletzte Taube, Bukau hieß sie, ein japanischer Name, die ein ganzes Jahr von der Familie gepflegt und gepäppelt wurde, bis sie im nächsten Frühjahr wieder in die Freiheit entlassen werden konnte und die seitdem immer wieder auf das Fensterbrett der Wohnung fliegt und ins Fenster späht.

Natürlich sind ihr die Freundinnen wichtig. Aber genauso wichtig war ihr, einer Nachbarin bei kleinen Verrichtungen des Alltags zu helfen. Einkaufen, kochen und dies und jenes zu tun. Nein, natürlich nicht für Geld! Ab und zu eine Tafel Schokolade war auch ´was Feines.

Schade findet Antonie, wenn sie nachts Betrunkene hört, wie sie sich daneben benehmen, ihren Unrat in fremde Mülltonnen füllen, sich an den Hauswänden erleichtern undr übergeben oder gar fremdes Eigentum beschädigen, so wie das teure Auto vom Onkel aus Bayern, der zu Besuch war.

Doch das alles löst sich auf, wenn sie an die Vielfalt der Stadt denkt, an die Plätze unter Bäumen, wo sich Menschen fröhlich in Eisdielen und Cafés treffen und die Stadt beleben. Das liebt Antonie und lässt sie schwärmen:

„Nürtingen, du bist eine ganz feine, kleine, gemütliche Stadt!“ 

Befragt und auf notiert von Angelika B. Lauppe, September 2021, Copyright

Reinhold RauscherReinhold Rauscher

Reinhold Rauscher

Wie ich in Nürtingen ankam

In der Universitätsstadt Tübingen bin ich aufgewachsen, zur Schule gegangen und habe weitgehend dort studiert.

Die Liebe und die Wohnung zog uns, die junge Familie Ende der 1960er Jahre nach Nürtingen. Durch meine Frau, Tochter von Rektor Heller, konnte ich hier die ersten Kontakte knüpfen.

Die ersten eigenen Schritte in die neue Heimat gingen über die Gaststätte Siedlerstube, eine gutbürgerliche Gaststätte mit Metzgerei in der Braike, in der wir wohnten. Als Berufsanfänger, zunächst als Rechtsanwalt, dann als Richter, war der Arbeitstag lang und anstrengend, eine Einkehr beruhigend und ausgleichend. Viele Vereine hielten in der Siedlerstube ihre Treffen ab und so ist es nicht verwunderlich, dass ich in über zehn Vereinen Mitglied wurde und heute noch angehöre, von Albverein bis Z 118. Außerdem wurden wir als Familie vertrauensvoll in der Versöhnungskirchengemeinde aufgenommen.

Die ersten Schritte in die Bürgerschaft waren getan und so wurde ich gebeten als Kirchengemeinderat, später als Gemeinderat und Kreisrat zu kandidieren, erfolgreich.

Das Ehrenamt, insbesondere als Gemeinderat, übte ich sehr gerne aus. Sich für das Wohl der Bürger und das Wohlergehen der Stadt zusammen mit Gleichgesinnten Gemeinderäten und einer richtungsgebenden, kooperativen Verwaltung einzusetzen, war erfüllend. Das gute persönliche Verhältnis zueinander spiegelte sich in den gemeinsamen Nachsitzungen wider.

Als ich mehrfach, zum Teil mit deutlichem Vorsprung, Stimmenkönig wurde, war ich in Nürtingen angekommen.

O tempora mutantur. Als Stadtrat wurde unser Nürtinger Sohn identifiziert, das ist der Sohn vom Stadtrat, heute etwa 15 Jahre später – nach Rückzug aus den Ehrenämtern – heißt es nun, das ist der Vater vom Doktor (Sohn).

Reinhold Rauscher

Simon ErkensSimon Erkens

Simon Erkens

Simon Erkens hat Fans, zwei sehr unterschiedliche Gruppen von Fans. Die einen teilen seinen Musikgeschmack, kennen ihn von Festivals als DJ im Künstlerkollektiv „Rumpelkammer“ und als Produzent – für die anderen ist er der Held, der Schulnachmittage und Schulferien zu einem Abenteuer macht.

Wenn er durch Nürtingen läuft, ist es besonders letztere Fangruppe, die ihn begeistert grüßt, seinen Namen ruft und zuwinkt. „Gefühlt kennen mich alle Kinder der Stadt“, lacht der Erzieher und sitzt dabei völlig relaxt auf einem für seine Körpergröße viel zu kleinen Stuhl an einem niedrigen Tisch, alles in Kindergröße. Kein Wunder, denn Simon arbeitet bereits seit 19 Jahren im Schülerhort und der Kinderkulturwerkstatt in der Alten Seegrasspinnerei. Die erste Generation, die er betreut hat, könnte inzwischen selbst Kinder haben, erklärt er fast ein bisschen über sich selbst erstaunt.

Dass das Pendant zur Kernzeitbetreuung der Schule so großen Zuspruch bei den Kindern findet, erklärt er mit den besonderen Räumlichkeiten, die zum Beispiel durch die Künstlerwerkstatt ganz andere Gestaltungsmöglichkeiten für die Nachmittage bieten als eine Schule – und stellt sein eigenes Engagement damit in den Hintergrund. Dabei ist zu spüren, dass der ausgebildete Jugend- und Heimerzieher mit ganzer Seele hier arbeitet. „Das ist nicht nur Arbeit, das ist auch Familie“. Mit einem bescheidenen Lächeln ergänzt er: „Das ist natürlich traumhaft, wenn das so ist.“

Perfekt ist es wohl dann, wenn auch noch das Hobby an diesem kreativen Ort verankert ist. Seit mehr als 15 Jahren engagiert sich Simon für elektronische Musik und hat gemeinsam mit seinen Kollegen der „Rumpelkammer“ eine Techno-Szene in Nürtingen etabliert. Weltbekannte DJs legten in der Vergangenheit bei ihren Events – zum Beispiel im Innenhof der Alten Seegrasspinnerei – auf. „Wer in der Szene einen Namen hat, kommt an uns nicht vorbei.“

Die Pandemie hat dem Erfolg einen Dämpfer versetzt – wie überall im kulturellen Bereich. Um seine Fans der elektronischen Musik trotzdem zu erreichen, hat DJ m.a.z.e. aus seinem Wohnzimmer via youtube gestreamt – mit dem passenden Titel: „Sofageschichten“. Doch die Stimmung der tanzenden Masse fehlt einfach, bei dieser Musikrichtung vielleicht mehr als bei jeder anderen. Um so schöner, dass Ende September endlich wieder eine Open-Air-Veranstaltung möglich war.

Obwohl die „Rumpelkammer“ Nürtingen geprägt hat, sind die Techno- und House-DJs doch „ein bunter Hund“ bei der Musiknacht. Nicht nur deswegen hofft Simon, dass sich Nürtingen weiter verjüngt und zu einer echten Studentenstadt wird. Der gebürtige Beurener begrüßt entsprechende Projekte, vor allem die Innenstadtbelebung, die mit dem Stadtbalkon einen vielversprechenden Anfang genommen hat. „Das macht eine Stadt attraktiv, dann kommen nicht nur Studenten, sondern sie bleiben auch“, ist er überzeugt. Aufgrund seines vielseitigen und langjährigen Engagements ist Simon Erkens hier stark verwurzelt und freut sich über die positive Entwicklung – für sich persönlich, für Nürtingen und für seine Fans, die kleinen und die großen.

© 2021 Anne Pollmann – Alle Rechte vorbehalten.

Nikolas und Henry KlinkNikolas und Henry Klink

Nikolas und Henry Klink

Geschichte für Nürtingen

Nikolas: „An Nürtingen gefällt mir, dass da so viel Wald ist.“

Henry: „Dass es hier so ruhig ist und es so viele Pflanzen gibt.

„Da wo meine Freunde wohnen, finde ich es schön.“

„Wenn ich meinen Schulweg entlanglaufe, den finde ich schön.“

Nikolas: „Also. Eine Gruselgeschichte.

Wenn es dunkel ist, dann sind da überall Gruselhäuser mit Mündern und Augen und die Straßen gehen kaputt und die Autos – und die fahren dann trotzdem weiter. Die Häuser verschlingen dann alles. Die Spielzeuge werden zu Gruselspielzeugen. Wenn ein Haus alles gefressen hat, stürzt es in sich zusammen. Dann sind keine Menschen mehr da.

Und als es hell wird, ist alles wieder gut. Ende.“

Henry: „Ich stehe auf und gehe in die Schule, dann treffe ich mich mit meinen Freunden. Als wir in der Pause draußen spielen, sehen wir, dass ein Teil der Wand hell leuchtet. Ein kleiner Punkt. Der Punkt bewegt sich sehr schnell hin und her. Wir gehen dorthin, stellen uns auf eine Holzbank und versuchen, den Punkt zu fangen. Unsere Freundin Alessandra fängt den Punkt. Und auf einmal bleibt alles stehen und die Wand zerbricht. Nur wir können uns noch bewegen. Und dann fällt aus der Wand eine Kiste heraus. Und wir versuchen, diese Kiste aufzumachen, aber es funktioniert nicht. Dann sehen wir einen roten Punkt an einer anderen Wand. Diesmal fängt ihn mein Bruder Nikolas. Aus dem roten Punkt fällt ein Schlüssel heraus, wir öffnen damit die Truhe. Es ist sehr hell im Inneren und blendet, aber ich nehme das Helle heraus und es ist für uns alle: ein Geschenk! Jeder bekommt, was er sich schon immer gewünscht hat: Dass die Schule so gut läuft wie noch nie!

Und dann bewegt sich wieder alles. Die Kiste und der Schlüssel verschwinden wieder.“

Nikolas und Henry Klink

Caroline GascheroCaroline Gaschero

Caroline Gaschero

Caroline Gaschero ist eine alleinerziehende Mama von 3 Mädchen im Alter von 16, 13, und 8 Jahren. 2006 kam sie aus Kenia, aus der Riesenstadt Nairobi in das kleine, beschauliche Nürtingen, wo sie sich gleich wohl fühlte.

Wenn sie heute die Großeltern in Kenia besuchen, wollen die Mädchen nach spätestens 4 Wochen ‚nachhause`. Das Zuhause ist Nürtingen.

Im November 2006 starb ihr Bruder. Sie wollte vor dem Schmerz fliehen.

Das gelang nicht. Sie nahm den Schmerz mit nach Deutschland.

„Schmerz nimmt man immer überall mit hin.“

Caroline kam als Au-pair nach Stuttgart. Dort betreute sie die Urenkel des ehemaligen OB Rommel. Sonntags gab es häufig Spargel zum Mittagessen, den mochte sie gar nicht.

Letztes Jahr beendete sie erfolgreich eine 3jährige Ausbildung zur Kinderpflegerin, worauf sie sehr stolz ist. Obwohl sie Bafög bezog, musste sie einen Nebenjob ausüben. Es war nicht leicht, Ausbildung, Nebenjob und Kindererziehung zu meistern. Sie engagierte sich auch aktiv in der St. Laurentius Kinderkirche.

Als das jüngste ihrer 3 Kinder 6 Monate alt war, trennte sie sich von ihrem gewalttätigen Partner. „Seither geht es mir super.“

Seinetwegen würde sie Nürtingen niemals verlassen.

Schwäbisch konnte sie anfangs überhaupt nicht verstehen. Nach der Trennung (vom Sohn) entstand ein guter Kontakt zur Tübinger Großmutter. Seither versteht sie immer mehr, nur das ‚Schwäbisch schwätzen‘ ist noch schwierig.

Jetzt arbeitet sie in Reudern und es gefällt ihr sehr gut bei Frau Fischer. Demnächst wird sie in einer Einrichtung in Zizishausen beginnen, worauf sie sich schon freut.

Besondere Freude empfindet Caroline über die Wertschätzung als Mensch, die Wertschätzung ihrer Kinder in der Neckarrealschule und Mörikeschule.

Die Große geht in die Fritz-Ruoff-Schule und will den Realschulabschluss, Zug Hauswirtschaft, ablegen.

Der diesjährige Urlaub in Kenia musste leider wegen Corona ausfallen. Stattdessen ging die Reise der 4 Damen nach Hamburg. Beeindruckend für alle war der Besuch in St. Michaelis. Die Ostsee hat ihnen auch gut gefallen und Niendorf war wunderbar.

Caroline hat immer ein Ziel vor Augen. Ihr nächstes Ziel ist, dass ihre Eltern nächstes Jahr (zur Konfirmation ihrer Tochter) hierher zu Besuch kommen.  

Interviewt und niedergeschrieben von Ute Huss, Sept. 2021, Copyright

Ilse GalgenmeierIlse Galgenmeier

Ilse Galgenmeier

Für meinen Mann und mich war 1973 unser Umzug vom Rems-Murr-Kreis nach Nürtingen berufsbedingt nötig und wir bezogen eine Wohnung am Eisberg und anschließend in Reudern.

Im Rentenalter war unser neues Domizil eine schöne Wohnung im Kroatenhof. Leider mussten wir zu dieser Zeit unseren schönen gepflegten Garten in der Kleingartenanlage Roßdorf aufgeben.

Die Wohnanlage Kroatenhof gefiel uns sehr wegen der zentralen Lage, die schöne Stadt; man konnte gut im Freien Kaffee trinken gehen und auch der Kontakt mit den Mitbewohnern war gut. Leider verstarb mein Mann ein Jahr nach unserem Umzug. Nun wohne ich schon elf Jahre allein hier und bin sehr froh, im Kroatenhof zu sein. Besonders schöne Erinnerungen habe ich an Besuche auf dem Kirchturm St. Laurentius und an die weihnachtlich geschmückte Turm-Wohnung samt Zitherspiel und an den jährlichen Maientagsumzug.

Isabelle BertrandIsabelle Bertrand

Isabelle Bertrand

Hallo,

mein Name ist Isabelle und ich bin letztes Jahr nach Nürtingen umgezogen.

Mit Nürtingen verbinde ich Veranstaltungen in der Seegrasspinnerei.

In der Wondra Musikschule nehme ich Gitarren Unterricht, das macht Spaß und ich bin tätig im Café Regenbogen.

Es wäre schön, wenn es in Nürtingen mehr Schuhläden geben würde.

Isabelle Bertrand

Agatha MaischAgatha Maisch

Agatha Maisch

HEIMAT

Was bedeutet eigentlich Heimat?

Ist es das Land, in dem man geboren wurde? Ist es die Stadt, in der man aufgewachsen ist? Ist es die Stadt, in der man lebt? Oder ist Heimat dort, wo die Familie ist?

Für mich ist Heimat = Nürtingen. Und dies fasst bei mir alles zusammen.

Es ist die Stadt, in der….

… ich geboren wurde,

… ich zur Schule gegangen bin,

… ich meine große Liebe kenngelernt habe,

… meine Familie lebt,

… wir unser zu Hause gefunden haben,

… wir Freunde haben,

… wir unsere (Frei-)Zeit verbringen,

… unsere Kinder in den Kindergarten gehen,

… unsere Kinder aufwachsen.

Es ist die Stadt, für die ich stehe. Eine tiefe Verbundenheit und eine starke Identifikation. Meine Heimat.

Ich bin Nürtingerin, mit allem was dazu gehört. Und ich liebe diese Stadt mit all ihren Facetten und ich freue mich so sehr, dass sie gerade jetzt eine Entwicklung erlebt, die ich mir so sehr gewünscht habe.

Agatha Maisch

Helga BoschHelga Bosch

Helga Bosch

Vor 78 Jahren bin ich hier, in Nürtingen geboren, noch im Krankenhaus beim alten Friedhof. (Später zog die Psychiatrische Abteilung ein). Die Patienten konnten vor der Operation einen Blick auf die  Gräber der Ahnen werfen und wurden daran erinnert, dass alle nur ein Glied der langen Kette des Lebens darstellen.

Seit einem Jahr führt mich mein Weg oft auf den Waldfriedhof, er ist mir eine Art Heimat geworden. Hier ist der Wechsel der Jahreszeiten intensiv erlebbar. Vom Knospen der Büsche und Bäume, den ersten Schneeglöckchen auf den Gräbern, den Krokussen in den Schalen. Das  Laubdach wird dichter, im Unterholz gedeihen die Gräser und Farne, Vogelruf erklingt ringsumher. Wenn ich auf dem Bänkchen sitze, ziehen die Gesichter und Gestalten der Verstorbenen vorbei. Hier ruhen unter monumentalen Grabsteinen die Eltern des Arztes, die Patriarchen aus Maschinenbau, metallverarbeitender Industrie, der Zeitungsherausgeber. Dann sehr individuell gestaltete Grabsteine, denen man die osteuropäische Abstammung ansieht. Sie glänzen mit poliertem Marmor, mit Strasssteinen, mit Fotografien der Verstorbenen. Die Namen derer, die ich persönlich gekannt habe, werden jährlich zahlreicher: der Lehrer, die Ärztin, die Fabrikantenfamilie, der Steinmetz. Das Alter der Toten macht betroffen. So viele sind jünger als ich: der Freund meines Sohnes, 23, der Lehrer meiner Tochter, 49, die Tennisfreundin zwei Monate nach ihrem Ehemann. Welche Schicksale verbergen sich dahinter. Das Gedenken wird wachgehalten durch kunstvoll behauene Steine, einfache Holzkreuze, klobige Findlinge, flache Platten, ragende Monumente. Die Grabstellen sind geschmückt mit Blumen und Büschen, jahreszeitlich wechselnd.

Erschütternd die Reihen der Kindergräber- in jungen Jahren oder wenigen Monaten haben die Eltern ihr Kind verloren. Spielzeug und bunte Steine schmücken die kleinen Gräber.

Die Bestattungsarten haben sich geändert: kleine flache Steinkissen, mit Namen versehen, liegen rings um einen stattlichen Baum. Auf einzelnen Stelen stehen die Namen, der in der Urne beigesetzten. Anonyme Gräber, namenlos in der Stille des Waldes.

Immer größer sind die entstehenden Lücken in den Reihen, kaum, dass sie von den Neuankömmlingen aufgefüllt werden. Oft sind die Verblichenen ohne  Nachkommen oder die Kinder wohnen weit entfernt. Die finanzielle Last ist nicht unerheblich, die Liegedauer beträgt zwischen 10 und 25 Jahren. Noch eine Weile werde ich mich an die vertrauten Familien erinnern, werde darüber sinnieren, den Vögeln lauschen, ehe mein Name auf dem bereitstehenden Grabstein dazugeschrieben wird.

Helga Bosch

Dr. Otto UngerDr. Otto Unger

Dr. Otto Unger

Dr. Otto Unger ist Zahnarzt im (Un)Ruhestand und sehr froh, dass sein Sohn seine Praxis weiterführt. Stolz ist er auch auf seine Tochter, die als Augenärztin in Düsseldorf praktiziert.

Aufgewachsen in Mittelfranken, kam er vor 50 Jahren ‚der Liebe wegen‘ nach Nürtingen - und ist geblieben. In der Familie und dem Umfeld seiner Liebe fühlte er sich schnell wohl. „Ich mag die Schwaben.“

Neben der Arbeit als Zahnarzt brachte er ab 1970 den Judoverein Nürtingen ‘auf Vordermann‘. Durch sein aktives Mitwirken zählt der Verein heute zum erfolgreichsten Süddeutschen Verein im Judo. Seinen Schwerpunkt sieht Herr Unger in der Jugendarbeit. Zudem agiert er als Kampfrichter auf Bundesebene. Die Begeisterung für diesen Sport wurde schon 1961 während seiner Schulzeit im Gymnasium geweckt. Am ‚Schwarzen Brett‘ hing ein Zettel: Übungsleiter gesucht. Darauf bewarb er sich und ist bis heute aktiv.

Im Sommer kommen noch ein paar andere Freizeitunternehmungen, wie Segeln, Surfen und Radfahren dazu. Die Familie toleriert und unterstützt seine vielseitigen Betätigungen.

Darüber hinaus ist Herr Unger seit 1991 Mitglied im Gemeinderat. Beruf und Gemeinderatstätigkeiten waren gut miteinander vereinbar, dennoch ist „Gemeindearbeit kein Zuckerschlecken“. Er bedauert, dass man kaum junge Menschen für die Arbeit im Gemeinderat findet. Besonders schwierig ist es, Frauen dafür zu gewinnen. Er glaubt, das liegt daran, dass ‚Frauen keine  Frauen wählen‘.

Nebenbei ist er im Gemeindehaus Roßdorf tätig. Dort unterstützt er die Vorbereitungen zu Ausstellungen für Nürtinger Künstler.

Er hofft, dass die vielfältigen Angebote der NT- Kulturszene, insbesondere Konzerte, endlich wieder etwas Normalität bekommen und mit weniger Corona-Einschränkungen besucht werden können.

Die Pandemiezeit empfand er lähmend. Besonders belastend für kleine Kinder und alte Menschen. Wichtige Kontakte und Beziehungen wurden dadurch gekappt, ein Abgleiten in die Vereinsamung konnte sehr schnell gehen.

Auf die Frage, was er total Verrücktes in Verbindung mit Nürtingen tun würde, antwortete er:„ Nichts. Der Kirchturm ist nicht hoch genug, als dass man mit dem Fallschirm runter springen könnte.“

Langeweile kennt Herr Dr. Unger nicht, er ist ausgelastet mit den Aufgaben in seiner Familie, dem Engagement in Stadt- und Gemeinderat, bei Kultur und Sport und freut sich, dass er seine Streuobstwiesen noch versorgen kann –  er ist rundum zufrieden.

Interviewt und niedergeschrieben von Ute Huss, Sept. 2021, Copyright

Kathrin TomukKathrin Tomuk

Kathrin Tomuk

Frau Kathrin Tomruk ist in Nürtingen geboren und hat fast ihr gesamtes Leben hier gelebt.

Sie hat ihre Jugend hier verbracht, die Schulzeit und das Studium der Betriebswirtschaftslehre. Dann hat sie, um ihre Ausbildung zu vervollständigen, einen Master in den USA gemacht. In Greensboro in North Carolina. Das war dann auch die längste Zeit, in der sie nicht in Nürtingen war. Jetzt arbeitet Sie bei der Daimler AG in Leinfelden-Echterdingen.

Sie hat einen Mann geheiratet, der ebenfalls in Nürtingen geboren ist. Seit einigen Monaten haben sie eine Tochter und diese belebt die Familie.

Neben ihrer Arbeit hat sie viele Hobbies. Sie reist sehr gerne und hat eindrucksvolle Ziele besucht. So war sie in den USA, Jamaika und Thailand. Pläne für weitere Reisen sind da, aber sie findet, dass die Baby-Tochter noch zu jung ist für Fernreisen.

Ein weiteres Hobby sind für Frau Tomruk ihre Liebe zu Katzen. Sie ist im Tierschutzverein aktiv und hilft dort, einsame und streunende Katzen, auch aus Spanien, an Familien zu vermitteln. Katzen sind für Frau Tomruk zum Streicheln da und sie sind ganz einfach Familienmitglieder.

Und dann ist da noch Yoga. Frau Tomruk betreibt täglich Yoga. Yoga ist körperlich gesund und ist meditativ und wird täglich geübt. Das ist so wichtig, dass sie auch Yogalehrerin wurde. Das meditative Element des Yoga, so Frau Tomruk , hilft, denn sie kann sehr tempramentvoll sein. „Da ist es gut, etwas zu haben, das einen ruhig werden lässt“, meint sie.

Frau Tomruk liest gerne Bücher, am liebsten Thriller und Krimis. Autoren wie Tess Gerrit, Nele Neuhaus, Adler Olsen und Elisabeth George sind Favoriten, um einige zu nennen. Aber die Neugier nach weiteren Büchern ist da und sie wird mit Büchern noch viel Freude haben. Fernsehserien sieht sie nicht so gerne aber dafür Filme und wenn die von der Mafia handeln, um so besser. Sie mag Filme von Martin Scorsese.

Und wenn Frau Tomruk nicht mit ihren Hobbies beschäftigt ist, arbeitet sie an der Perfektion ihrer Wohnung.

Nürtingen ist ihre Heimat und doch sieht sie, dass die Stadt in den letzten Jahren ärmer geworden ist. Das Kaufangebot ist zurückgegangen und das Freizeitangebot ist schmaler geworden. Die Corona Zeit hat sie bislang gut überstanden, auch weil sie schwanger war.

Sie liebt Nürtingen und will unbedingt weiter hier bleiben. Denn, so meint sie; je älter sie wird, desto Nürtinger wird sie.  

Befragt und notiert von Christoph Bürk - Copyright 2021, Alle Rechte beim Autor.

Elsa NeufeldElsa Neufeld

Elsa Neufeld

Nürtingen am Neckar, meine Schicksalsstadt!

Nürtingen, kurz vor der Adventszeit im Jahr 1979. Mir ist kalt, ich friere vor lauter Aufregung  und Angst vor der Zukunft. Was erwartet uns, mich mit meiner Familie, meinen kleinen Kindern?

Wie sind die Menschen hier in Deutschland? Wie sollen wir sie begegnen? Was hält unser Schicksal für uns bereit? Das Positive war - wir hatten damals keine Zweifel unser altes Leben hinter uns zu lassen. Ganz bewusst entschieden wir uns für die Freiheit, zurück in das Land unserer Vorfahren.

Meine Vorfahren haben ihr Heimatland Preußen in Richtung Russland 1823 verlassen. Sie wollten in einem Land leben wo Frieden herrscht. Denn die Folgen des Napoleon-Krieges in Europa waren verheerend! Meine Vorfahren waren Protestanten Mennonitischen Glaubens, deswegen lehnten sie Gewalt und Gebrauch einer Waffe nach dem 5. Gebot „Du sollst nicht töten!“ ab. Das große Desaster aber begann dann mit dem Aufstieg der Kommunisten im russischen Reich. Der Frieden war dahin.

 Nürtingen habe ich sofort in mein Herz geschlossen. Ich liebe diese ruhige Stadt am Neckar! Im Sommer schmücken überall Blumen die Innenstadt. Da meine Arbeitsstelle in der Innenstadt lag, konnte ich meine Mittagspause gut genießen. Ich schlenderte oft durch die Einkaufspassagen und berauschte mich vom umgebenden Flair. Kaufte mir öfter mal beim Kaffee-Zimmermann ein leckeres Vanilleeis und erfreute mich den Sachen in Schaufenstern. Oft denke ich zurück an die schöne

Weihnachtszeit. Die Innenstadt ganz versunken im bunten Licht! Und der Weihnachtsmarkt war zauber-haft! Es duftete nach gerösteten Mandeln und die Schokoladenäpfel riefen: „Kauf mich, iss mich, ich bin lecker!“ Überall sah man glückliche lächelnde Gesichter. Menschen versprühten geradezu tiefe Glückseligkeit und Dankbarkeit.  Die meisten Arbeitnehmer bekamen früher 13. Gehalt oder Weihnachtsgeld. Mein Chef war in dieser Hinsicht sehr großzügig! Ich persönlich verdanke ihm sehr viel – er vertraute mir voll und ganz, das erfüllte mich mit Stolz und ich versuchte ihn nicht zu enttäuschen. Das Büro-Team nahm mich unter ihre Fittiche, und so konnte ich mich voll entfalten.

Nach und nach erfuhr ich, wie bedeutend doch unsere Stadt am Neckar ist. Sie ist eine Industriestadt, d. h. es gibt genug Arbeitsplätze und Steuereinnahmen! Sehr früh gründete man hier eine Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, in der Johannes Knecht Direktor und Gerhard Knecht Hochschul-lehrer waren. Nürtingen ist eine Stadt der Dichter und Denker! Sie schmückt sich mit solchen berühmten Persönlichkeiten wie Friedrich Hölderlin, Friedrich Schelling, Eduard Mörike, Gustav von Rümelin, Guido Wolf (CDU-Politiker) und vielen anderen. Und wer kennt den Maler und Bildhauer Fritz Ruoff nicht, und den Schauspieler und Kabarettist Harald Schmidt, der das Nürtinger Hölderlingymnasium besucht hat?

Nürtingen ist grün - eine grüne Stadt am Fluss! Ihre Kirchen, die Stadthalle, die alten Kastanien-bäume, der Ochsenbrunnen am Schillerplatz und vieles mehr sind ihr Herzstück. Mich, meine Familie hat es gleich in das Stadtteil Roßdorf verschlagen. Ihm habe ich sogar ein kleines Gedicht gewidmet:  

Ein kleiner Fleck auf dem Berg mit Straßen und Pfaden,

Reihenhäusern und Bungalows mit schönen Fassaden.

Hochhäuser ragen wie Türme, zeigen ihre Präsenz,

und die Waldluft verleiht den Bewohnern ihre Essenz.

Spirituelle Hingabe empfinden manche Menschen am See,

man spürt dort den Waldgeist und sogar eine Fee.

Der Wald, so schön und erhaben, wohltuend und still

wird zum Seelenheiler, wenn man es will!

23 glückliche Jahre verbrachten wir in einem sehr schönen Haus in Oberboihingen. Geprägt sind wir aber von der Stadt Nürtingen und vom grünen Stadtteil Roßdorf. Ein ehrendes Andenken gebührt dem ehem. Bürgermeister Hans Möhrle, der eine treibende Kraft für das Großbauprojekt des Stadtteils Roßdorf war. Mit einem guten Gefühl ziehe ich eine positive Bilanz. Die Stadt Nürtingen am Neckar hat ihre Flügel über uns ausgebreitet wie ein Schutzengel. Hat uns gegeben jedem was er braucht. Man muss nicht unbedingt reich sein um auf dieser Welt „Jemand“ zu sein. Eine Erkenntnis zum Möglichen und Unmöglichen reicht oft aus, um das Leben gelingen zu lassen und dabei glücklich zu werden.

Elsa Neufeld

Michael MaischMichael Maisch

Michael Maisch

Mein Name ist Michael Maisch und ich bin am 1. November 1982 in Nürtinger auf dem Säer zur Welt gekommen.

Ich bin in Nürtingen groß geworden: Kindergarten, Grundschule, anschließend aufs Hölderlin-Gymnasium.

Meinen Zivildienst absolvierte ich in einem Alten- und Pflegeheim in Reutlingen. Die Berufsausbildung zum Koch und Restaurantfachmann durfte ich in Bad Überkingen und Bad Teinach durchlaufen. Ein Studium der Betriebswirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen sollte meine Laufbahn des Lernens abschließen.

Manch einer wird sich nun denken, „schnarch“ – „langweilig“! Aber ich bereue keinen Tag, ich hatte nie Fernweh. Nürtingen mit dem Neuffener Tal ist meine Heimat, hier fühle ich mich wohl, hier bin ich zuhause.

Nach meinem zehnjährigen gastronomischen Lebensabschnitt mit dem Landgasthof Mühlstein in Frickenhausen und der Gaststube `Zum Michel´ in Linsenhofen, bin ich seit 2018 Stadthallenmanager der Stadthalle K3N.

Die Stadt Nürtingen spielte aber auch in meiner Zeit als Wirt eine tragende Rolle: bereits seit 2014 bin ich für das Nürtinger Kulturamt tätig; Veranstaltungen wie zum Beispiel die Nürtinger Musiknacht, zählen zu meinen Projekten.

Meine unterschiedlichen Aufgabenbereiche bei der Stadtverwaltungen Nürtingen lassen meinen Arbeitsalltag nie langweilig werden: Kultur erlebbar machen, die Stadthalle K3N anführen, Ansprechpartner für Nürtinger Gastronomen sein, sowie die Mitarbeit bei unterschiedlichen, amtsübergreifenden Projekten.

Ich freue mich über den neuen Wind und den aktuellen Wandel in Nürtingen. Neue Gastronomie siedelt sich an, ein Hotel am Neckar wird Wirklichkeit, dem ehemaligen Haubergebäude wird wieder Leben eingehaucht und eine Flaniermeile mit dem Nürtinger Stadtbalkon könnte den zukünftigen Alltag versüßen.

Ich bin gespannt, was kommt, ich bin gerne Nürtinger!

Sandra HeuscheleSandra Heuschele

Sandra Heuschele

Was verbinde ich mit Nürtingen?

Die Frage müsste eigentlich heißen: Was verbinde ich nicht mit Nürtingen?

Schon als kleines Kind erzählte mir mein Großvater, wie prägend es für ihn war, als er nach dem Krieg und der Gefangenschaft in Nürtingen am Bahnhof ankam.

Der vertraute Anblick, das Kirchenläuten, das Heimatgefühl. Und genau dieses Heimatgefühl wurde sozusagen weitervererbt. Wir leben jetzt schon in der vierten Generation in Neckarhausen und ich habe selbst während des Studiums Nürtingen nicht verlassen. Warum? Wegen des Heimatgefühls. Aber auch wegen der Lebensqualität, die Nürtingen bietet.

Hier ist für alle Bürgerinnen und Bürger mit den unterschiedlichsten Interessen etwas geboten. Zum Beispiel durch die Nähe zum Wasser: Die Lage am Neckar ist unbeschreiblich und birgt ein großes Potenzial. Umso erfreulicher, dass das Neckarufer durch das entstehende Bio-Hotel und den Stadtbalkon aufgewertet wird. Mit dem Galgenbergpark hat Nürtingen eine schöne und ansprechende Grünfläche und die Möglichkeit vielen Sportarten und Wünschen gerecht zu werden. Auf der einen Seite die Skater- und Diskgolfbahnen, auf der anderen Seite bietet er durch Yogastunden und dem Hölderlin-Café die Gelegenheit zur Entspannung.

Diese und viele andere Dinge bewegen mich dazu, meine Heimat Nürtingen mitzugestalten. Deshalb ist es mir eine große Freude, mich im Ortschaftsrat in Neckarhausen einzubringen, meine Heimat mitzugestalten und mich mit anderen Menschen auszutauschen.

Außerdem war es schon immer mein Wunsch, meine Arbeitsstelle in meiner Heimat zu haben. Deshalb freue ich mich sehr und bin dankbar, ein Teil einer Nürtinger Schule zu sein und so den Schülerinnen und Schüler viele Dinge über unsere Stadt nahe zu bringen, verschiedene Perspektiven aufzuzeigen und sie für ihre Stadt zu begeistern.

Sandra Heuschele

Michelle FrankMichelle Frank

Michelle Frank

„Ich vermisse in Nürtingen einen Manga-Laden!“

„Ich mag eigentlich keine Hunde“, begrüßt mich die 11-jährige Michelle Frank, als sie an meinen Tisch im Café Regenbogen kommt. Dennoch lässt sie es zu, dass sich meine Hündin Nayla friedlich zu ihren Füßen niederlässt. Ich warte also ab und sie erzählt mir unaufgefordert, dass sie gerade Katzennachwuchs zu Hause in Oberensingen haben, 7 junge Katzen tummeln sich dort. Während wir uns miteinander unterhalten, verspeist sie mit Appetit ihr Mittagessen, eine belegte Seele. Michelle kam direkt von der Schule, dem Max-Plank-Gymnasium, wo sie die 6. Klasse besucht. Und schon hatten wir unser erstes Thema! Ihre Lieblingsfächer Mathe und Kunst machen mich natürlich neugierig, eine ungewöhnliche Kombination. Mit einem Augenzwinkern sage ich ihr, dass alles was sie mir berichtet, natürlich wahr sein sollte und später schwarz auf weiß nachzulesen sein wird. Aber sie bleibt dabei und ich freue mich, ein Thema zu haben, über das sie gerne spricht. Tatsächlich mag sie nicht nur den Kunstunterricht, sondern malt auch gerne nur für sich, vor allem Mangas, die japanische Form von Comics, deren kindlich anmutende Protagonisten mit übergroßen Augen gezeichnet werden. Auf Nachfrage gibt sie lächelnd zu, dass sie solche Mangafiguren auch im Unterricht malt, wenn ihr langweilig ist. Immerhin besser als heimlich am Handy herumzuspielen, denke ich mir. Im Laufe unseres Gesprächs gibt sie mir eine kleine Kostprobe ihres Könnens und malt mit dem Kugelschreiber ein Auge im Mangastil. Ein wenig neidisch macht mich das schon, aber ich hoffe, sie bewahrt sich ihre Freude an der Kunst und kann ihre Kreativität ausleben – nicht einfach in unserem „verkopften“ Bildungssystem!
Michelle erzählt mir, dass sie am liebsten zuhause für sich ist, zusammen mit ihrer Lieblingslektüre, den Mangas natürlich! Mit einem neuen Manga-Comic im Bett, dann ist für sie die Welt in Ordnung.

Wir kommen auf Nürtingen zu sprechen. Michelle wurde hier geboren, ist in Oberensingen aufgewachsen und dort auch in die Grundschule gegangen. Ihre Eltern selbst kommen allerdings aus Russland. Sie mag das Land und geht jedes Jahr in den Sommerferien gerne mit ihren Eltern dorthin, um die Verwandtschaft zu besuchen. Wenn sie nicht gerade für die Schule lernen muss, Mangas malt oder liest, streift sie gerne auch mal mit ihrer besten Freundin durch die Stadt. Leider vermisst sie Geschäfte, die auch für Kinder interessant sind. Die vielen Eisdielen sind für sie kein Ausgleich, sie mag Eis auch gar nicht so…

Michelle überrascht mich auch hier. Es fehlt ihr hier ein Manga-Laden, stellt sie mit Nachdruck fest, das würde sie ändern, wenn sie Bürgermeisterin wäre! Ein klares Statement, auch für die ansässigen Buchhandlungen, so etwas für den Lesenachwuchs in ihr Sortiment aufzunehmen.
Zum Schluss erzählt sie mir noch von ihrer Oma, die in Linsenhofen wohnt und dort den Traum für jedes Kind wahr werden lässt: einen geheimnisvollen Dachboden, den man über eine steile Leiter erklimmen kann. Dort lässt sich die Welt in Ruhe von oben betrachten und manchmal fällt aus dem Fenster versehentlich auch etwas hinunter in diese Welt – aber das ist eine andere Geschichte.                                                    

Volker Döring, Autorenkreis Atmosphäre, VHS Nürtingen / 05.10.2021

Ute AltenburgerUte Altenburger

Ute Altenburger

Auf die Frage, was ihr an Nürtingen gefalle, antwortet die 65jährige in Kirchheim Geborene spontan und ohne groß zu überlegen, „einfach alles. Nürtingen ist meine Heimat, die Stadt am Fluss und die Stadt in meinem Herzen“.

Ein Glücksfall trat für sie ein, als sie 2006 davon erfuhr, das ehemalige Finanzamt in der Kirchheimer Straße solle zu Eigentumswohnungen umgebaut werden, „denn dort wollte ich schon immer wohnen“. Schon als Kind kam sie auf dem Schulweg in die Ersbergschule dort vorbei und ihr leuchtete nicht ein, warum in diesem stattlichen riesengroßen Gebäude Büros sind.

Dieser Traum erfüllte sich und in ihrer offenen Art sagt sie „genial“ dazu. Dem Wunsch aller dort Wohnenden zufolge, ziert heute über dem Haupteingang wie eh und je der Adler, auch wurde die Gebäudeeingangstüre als Relikt und Wertschätzung aus einer anderen Zeit erhalten.  

2016 initiierte die Stadt eine Stadtseniorenvertretung, in der sie sich als Seniorenrätin engagiert. Ihr ist wichtig Einfluss zu nehmen in ihrer Stadt, zu sehen, was dort geschieht und etwas zu bewegen. Sie findet die Arbeit des Bürgertreffs und Gremienarbeit wichtig und gewinnbringend für alle.

Sie hat Erzieherin auf dem Säer gelernt, so konnte sie in der Stadt bleiben und musste nicht weg, obwohl sie sich auch eine Verwaltungsausbildung hätte vorstellen können und erwogen hatte. Nach Heirat und Familienphase, sie ist Mutter von drei Kindern und vier Enkelkindern, „musste sie wieder raus“. Der Wiedereinstieg in den Beruf ist ihr in Oberboihingen gelungen, dort lebte sie damals mit ihrer Familie. Der Einkaufsmarkt nebenan suchte Verstärkung im Bedienungsteam und sie hat dort gefragt. Das Glück war wieder auf ihrer Seite, sie bekam den Job und konnte damals schon Job und Kinder mit ihrem Mann teilen und „das hat hervorragend geklappt“.

Die Nürtingerin geht gerne mit Freunden wandern und in die Sauna. „Als die Kinder klein waren, hatten wir auch ein schönes Leben und haben viel Zeit mit ihnen verbracht, waren im Freibad und konnten Ausflüge unternehmen.“ Sie genießt die „super funktionierende Familie“ und da alle in der Umgebung leben, ist immer jemand da zum Reden, für ein offenes Ohr und sie können für einander da sein.

Der Stammbaum der Familie ist bis 1495 in Nürtingen verortet. Ihre Stammfamilie hieß auch „Hölderle“, jedoch war dies ein anderer Zweig und nicht der des berühmten Friedrich Hölderlin. Die Familie der Mutter hatte den Impuls 2012 eine Patenschaft für einen Hölderlin-Stein zu übernehmen, der steht an der Steinach-Mündung mit dem Vers `Rückkehr in die Heimat´.

Wenn sie Sätze sagt wie „mir fällt das kleine Glück vor die Füße. Ich nimm`s einfach auf und trage es mit mir herum und deswegen bin ich ein glücklicher Mensch“, so sagt sie das mit Empathie und Lebensfreude und das passt zu ihrer positiven Art in ihrem Nürtingen und damit durch das Leben zu gehen.

Befragt und notiert von Helga Wick, Copyright 2021. Alle Rechte bei der Autorin.

Tayyar TurganTayyar Turgan

Tayyar Turgan

Ob ich Lust hätte, bei einem Projekt mitzumachen?

100 Jahre, 100 Geschichten. Mit meinem Porträt. Und einer kurzen Geschichte dazu, die ich mit Nürtingen verbinde. Frist sei im Oktober. Alles klar, etwas habe ich sicherlich zu erzählen, wenn es auch keine schicksalhafte Anekdote ist.

Na komm, sind ja jetzt auch schon 20 Jahre seit ich hier in meiner Heimat… In meiner Heimat? Ich halte einen Moment inne, überrascht von diesem beiläufigen Gedanken, der mir wie selbstverständlich durchs Gehirn purzelt. Tatsächlich. Die Worte haben sich selbst formuliert, der Gedanke steht in voller Pracht und Präsenz breitbeinig vor mir.

Meine Heimat. Ja, denke ich, das ist es, was (m)ich mit Nürtingen verbinde(t), und das hier ist die Geschichte, die ich erzählen werde. Vom Moment, beinahe 30 Jahre nachdem ich zum Studieren aus Istanbul auswanderte, in dem mir zufällig auffiel, dass ich in dieser Stadt Zuhause bin.

Biz buralı olmuşuz.

Tayyar Turgan

Yao ChenYao Chen

Yao Chen

Als ich in China noch eine junge Schülerin war, sah ich zum ersten Mal einen deutschen Film, der Heintje - Einmal wird die Sonne wieder scheinen hieß. Die zauberhaften Gesänge und die bewegende Geschichte hatten mich sehr fasziniert und öffneten für mich das Fenster zu einer neuen Welt. Damals wünschte ich mir, irgendwann das Land, in dem der kleine Heintje lebte, zu besuchen. Nach 30 Jahren hatte das Schicksal mich zu einem Teil Deutschlands, nämlich Nürtingen, gebracht. Seitdem wohne und lebe ich hier. Mit Nürtingen bin ich tief verbunden.

Nürtingen hat seinen Charme. Es war sehr überraschend, als ich herausfand, dass Nürtingen die Heimat von Hölderlin war. Viele Werke von diesem  weltberühmten Dichter wurden in das Chinesische übersetzt.

„Voll Verdienst, doch dichterisch, wohnet der Mensch auf dieser Erde“. Diese Zeile ist in China besonders bekannt und beliebt. Es ist mir immer eine große Freude, bei einem Sparziergang mit meinem Border Collie im  schönen Hölderlinland den Spuren des Dichters zu folgen.

Sehr beeindruckt bin ich auch von den vielfältigen kulturellen Angeboten in Nürtingen. Vor allem zieht mich die einzigartige traditionelle Aktion des Maientags an. Die zeremonielle Brotübergabe, der schöne Bändertanz sind so herzbewegend, der bunte Festumzug, spannende sportliche Wettbewerbe sowie das ausgiebige Spielen auf dem Festplatz sind amüsierend und fantastisch. Die Arbeiten und Bemühen von Generation zu Generation, um diese Tradition aufrechtzuhalten, haben mich tief berührt.

Neben den alten traditionellen Veranstaltungen interessiere ich mich auch für andere kunterbunte kulturelle Programme. Zur Musiknacht, der Internationalen Gitarrenwoche, den Konzerten mit verschiedenen Musikrichtungen im K3N oder in der Kreuzkirche und der bunten Kunstaustellung im Rathaus und der Kreuzkirche gehe ich immer gern. In jedem Winter gehe ich gerne mit meiner Tochter ins K3N, um Ballettauftritte zu genießen, das nennen wir unsere Mutter-Tochter-Tradition. Leider fehlte es uns im letzten Jahr wegen der Corona - Pandemie. Wann es wohl wieder möglich sein wird?  Ich bin ganz gespannt und freue mich schon darauf, wenn es wieder stattfindet.

Je länger ich hier lebe, desto mehr gefällt es mir. Als ich und mein Sohn in Nürtingen landeten, war mein Sohn so jung wie der kleine Heintje. Jetzt ist er groß geworden und arbeitet nach seinem Studium als IT-Ingenieur. Meine Tochter ist gerade im Alter von Heintje.  Die Motive und die Geschichte des Films kann ich jetzt, nach meinen Erfahrungen hier, gut nachvollziehen; ich kann auch mitfühlen und mich noch mehr darüber freuen.

Ich wünsche mir, dass Nürtingen immer attraktiv bleibt.

Yao Chen

Lydia SteuernagelLydia Steuernagel

Lydia Steuernagel

Lydia Steuernagel ist eine waschechte Nürtingen.  Sie ist hier geboren und aufgewachsen und wohnte mit ihren Eltern in der Alleenstraße. Sie ging in Frickenhausen auf die Gemeinschaftsschule, wo sie nicht nur Schulsanitäterin war sondern auch noch  als Klassenbeste mit einem Notenschnitt von 1,8 ihren Abschluss machte. Chapeau!

Lydia ist mit ihren 16 Jahren sehr aktiv und hat schon viel gemeinnützige Arbeit geleistet. Sie war im evangelischen Jugendwerk, ist immer noch bei den Pfadfindern. Zusätzlich wollte sie die Jugendleiterausbildung machen, was jedoch wegen Corona scheiterte. Außerdem bewährte sie sich als Betreuerin des Ferienlagers der ev. Versöhnungskirche, das in der Braike mit ca. 120 Kindern stattfand.

Seit 31. August 2021 lebt und arbeitet Lydia für ein Jahr  als BFD die ganze Woche über in der Mission Bad – Liebenzell. Sie bewohnt mit einer netten Zimmerkollegin ein Zweibettzimmer. Demnächst besucht sie ein Einführungsseminar im nahgelegenen wunderschönen Monbachtal.

Zuerst hat sie dort im Straßenbau gearbeitet. Ab Montag ist sie in der hauseigenen Schreinerei, in der für den eigenen Bedarf der 21 Missionshäuser Möbel repariert und Regale gebaut werden. Dort wird sie Böden verlegen helfen, Küchen einbauen lernen oder ein ganzes Haus für Studenten zu renovieren. Moderne, starke Frau! Am Wochenende kann sie nach Hause fahren, obwohl die Fahrt immer eine kleine Weltreise darstellt.

So schön und interessant es außerhalb des Heimatortes ist, so verbunden fühlt sie sich mit Nürtingen.

„Die Mischung aus Stadt und Land macht den Reiz aus.“

Wenn sie am Wochenende zu Hause ist, genießt sie den Nürtinger Stadtbalkon, nur einen Sprung weit der elterlichen Wohnung entfernt. Sie freut sich an den  Freizeitmöglichkeiten wie Minigolf  und Disc – Golf am Galgenberg, das wunderschöne Tiefenbachtal begeistert sie, vor allem an den autofreien Wochenenden, der Ruderclub mit Möglichkeit zum Chillen, die Café´s und Eisdielen. Auch wenn sie sich jetzt schon um einen Studienplatz als  Physiotherapeutin in München, Stuttgart oder Tübingen bemüht, kann sie sich einen späteren Wohn- und Wirkungskreis in der Heimatstadt gut vorstellen.

Befragt und aufgeschrieben von Angelika B. Lauppe, Sept.`21, Copyright

Paula RöllingPaula Rölling

Paula Rölling

Ein Leben ohne Begegnungen bleibt unerfüllt. Begegnungen, das heißt ins Gespräch kommen, herzhaft miteinander lachen, offen bleiben, miteinander Kaffee trinken oder einfach einem Menschen zulächeln, ohne danach zu fragen, was für einen Wert mein Gegenüber hat. Begegnungen mit Kindern sind meist ehrlich und offen. Ein Kinderlachen ist wie ein Sonnenstrahl mitten ins Herz. Begegnungen können sich über viele Jahre vertiefen und unser Leben auf wunderbare Weise bereichern. Oder Begegnungen können kurz und hektisch sein wie an der Kasse im Supermarkt.

Meine erste bewusste Begegnung, an die ich mich erinnere, liegt lange zurück. Ich erlebte sie 1945 als fünfjähriges Kind. Ein zerlumpter Mann stand vor unserer Waschküche und bat um etwas zu essen. Sein trauriger Blick, seine Haltung und wie er langsam davonschlurfte, prägte sich mir unauslöschlich ein. Die Erinnerung an diese Begegnung begleitet mich bis heute.

Eine andere Begegnung hatte ich erst vor kurzem auf einem Bahnhof im Ruhrgebiet. Ein junger Mann sprach mich an, weil er Hunger hatte. Mein erster Gedanke war, dass er das Geld vertrinken würde. Aber wir schauten uns offen in die Augen, und zwischen uns stellte sich Vertrauen her. Ohne Vertrauen findet keine ehrliche Begegnung statt.

Solche Begegnungen erlebt man auch im Roßdorf, wo sich die Menschen vor dem ökumenischen Gemeindezentrum unter einem Kastanienbaum und am Brunnen am Dürerplatz unter einer Linde zum Reden und Entspannen treffen und wo auch einmal nichts gemacht wird. Und wer will, kann sich ganz nebenbei an das Schubert-Lied „Am Brunnen vor dem Tore/Da steht ein Lindenbaum“ erinnern.

Paula Rölling

Heidi GrünwedlHeidi Grünwedl

Heidi Grünwedl

Jahreslauf meiner künstlerischen Laufbahn

Ich bin am Pfingstsonntag am 21. Mai 1972 als Tochter von Oscar und in Kirchheim /Teck geboren. Meine Schwester wurde 3,5 Jahre später geboren. Ich bin wohnhaft in der Wohnstätte Oberensingen seit dem 1.11.2001.

Mein Vater war Architekt aus Bs.Aires und meine Mutter war technische Zeichnerin aus Königsberg. Mir wurde das künstlerische Talent von beiden in die Wiege gelegt.

Es ist meine erste Ausstellung ab dem 1.8.2021 im SpDi in Nürtingen. Ich gehe dort manchmal in die Malgruppe von Susanne Wolf-Ostermann.

Ich lernte malen vor dem Schreiben und Rechnen bei meinem Vater Oscar Grünwedl,  mit 5 Jahren. Ich wusste damals schon die Farben des ganzen Farbkreises, die ich wieder vergessen habe.

Ich begann künstlerisch zu malen im Klinischen Jugendheim mit 16 Jahren in Tübingen am 10.12.1988. Mein erstes Bild hieß:

“Tor zum Paradies“! Es hängt in meinem Zimmer.

Als ich dann am 1.11.2001 in die Wohnstätte nach Oberensingen kam, malte ich ab 2016 in der FKN unter der Leitung von Heike Pahl weiter.

Da sind die acht Bilder entstanden, die ich dort gemalt habe.

Ich hoffe, die Bilder gefallen euch! Die Bilder sind käuflich zu erwerben.

Die Unkosten stehen unter dem jeweiligen Bild bei dem Titel des Bildes.

Danke, für euer Interesse!

Liebe Grüße von Heidi Grünwedl

Petra SchloßbergerPetra Schloßberger

Petra Schloßberger

Liebeserklärung an eine außergewöhnliche Stadt

Die erste Hälfte meines Lebens, also fünfzig Jahre, verbrachte ich in einer kleinen Stadt in Sachsen in der Nähe von Leipzig. Die Leute sagen, „mein Leipzig lob ich mir.“

Aus privaten Gründen zog ich dann nach Baden - Württemberg und ich musste mich für eine Stadt entscheiden, in der ich die zweite Hälfte meines Lebens verbringen würde.

Ich schaute mir viele Städte im Südwesten an, aber es schien, als würde ich mich nirgendwo zu Hause fühlen, bis ich dann die große Kreisstadt „Nürtingen“ kennenlernte. Ich verliebte mich auf Anhieb in diese Universitätsstadt und für mich stand gleich fest, „hier wirst du alt.“

Mittlerweile wohne ich schon achteinhalb Jahre hier und es gäbe einige Gründe weg von Nürtingen zu ziehen, was mein Leben um einiges leichter machen würde. Aber dieser Schöne, wo sich der Neckar durch die Stadt schlängelt und ich immer wieder gerne zu allen Jahres- Tag- und Nachtzeiten spazieren gehe, Nürtingen, die Stadt, wo es mehr Cafés gibt als in manch größeren Stadt. Die Stadt am Fluss, dem sogar ein eigenes Fest gegeben wird und so viele Leute auch mal von Fern kommen, ebenso auch zu allen anderen Festen, wie dem Maientag, den Stadtfesten, den verkaufsoffenen Sonntagen mit verschiedenen Themen, nicht nur ein Weihnachtsmarkt, Nürtingen gibt gleich einen drauf und bietet noch den Adventsmarkt an.

Für mich als Schwimmerin hat diese Stadt ein wunderschönes Hallenbad und das schönste Freibad, was ich bisher in meinem Leben kennengelernt habe. Zu allerletzt macht Nürtingen mir mit seinem Namen die Ehre, weil es in seiner wunderbaren Altstadt den Schlossberg gibt.

Also, ich kann nur sagen: „Nürtingen, ich liebe dich, so wie du bist mit deinen Schönheiten, aber auch mit deinen Schwächen, die irgendwann einmal auch zu deinen Stärken werden.

Das wünsche ich dir, meine geliebte Heimat, in der ich mich zu Hause fühle.“

Petra Schloßberger

Dr. Hilde SchmittDr. Hilde Schmitt

Dr. Hilde Schmitt

Frau Schmitt ist das älteste Gemeindeglied der Kirchengemeinde in Hardt und hat in ihrem langen Dasein schon vieles erlebt. Sie erinnert sich gerne an ihre Mutter zurück und beschreibt sie als eine warmherzige und zugewandte Frau, die für sie den Gegenpol zu ihrem Vater darstellt, den sie als energisch und stets arbeitsüberlastend in Gedanken hat. Mit ihren zwei Schwestern und ihren Eltern habe sie immer im Familienfrieden gelebt. 1951 heiratete sie ihren Mann Dr. Josef Stefan Schmitt, der in Mosbach/Baden Landgerichtspräsident gewesen ist und leider im Jahre 1957 bei einem Autounfall verstarb. Nach dem Tod ihres Ehemannes nahm sie bis 2011 alle zwei Jahre an den Bachwochen in Ansbach teil, die sie dankbar als Höhepunkte ihres Lebens empfindet.

1958 stieg sie dann wieder in ihren Arztberuf ein. Weitere Höhepunkte ihres Lebens sind ihre Israel- und Amerikareisen, weil sie unbedingt diese für Deutschland wichtigen Länder kennenlernen wollte. Aus diesem Grund widmete sie sich auch dem Erlernen der biblisch hebräischen Sprache. Natürlich war das jetzt ein kleiner Auszug aus ihren prägendsten Erlebnissen, denn es gibt da noch viel mehr!

Solange KraftSolange Kraft

Solange Kraft

Ich liebe meine neue Stadt - und warum…? Ich bin in Berlin aufgewachsen und 2005 aus beruflichen Gründen in den Süden gezogen.

Eigentlich hatte ich vor, nach Ausbildung und Studium, wieder nach Berlin zurück zu ziehen,  denn dort sind meine Familie und Freunde. 1 Jahr später traf ich die Liebe meines Lebens, er lebte in Stuttgart und arbeitet in Nürtingen. Ein paar Jahre vergingen, in denen wir zwischen Stuttgart, Bietigheim und Nürtingen pendelten - bis wir den Entschluss fassten, nach Nürtingen zu ziehen.

Als Großstadtkind konnte ich mir nicht vorstellen in einer Kleinstadt glücklich zu sein. Doch die Herzlichkeit der Leute und vor allem die wunderschöne Natur, die die Stadt umgibt, haben mich eines Besseren belehrt. Die hügelige Landschaft und die Schwäbische Alb sind einfach traumhaft.

Mittlerweile wohnen wir hier in Nürtingen seit 12 Jahren, haben 3 Kinder, die hier zur Schule und Kindergarten gehen. Ich kann mir keine bessere Stadt mehr für meine Familie vorstellen. Wir wohnen in der Nähe vom Stadtpark und dem Galgenberg. Diese Gegend ist einfach traumhaft. Ich gehe dort sehr gerne mit meiner Familie spazieren und morgens ziehe ich mir meine Laufschuhe an und jogge eine Runde auf dem Galgenberg und genieße diese absolute Ruhe. Es ist erstaunlich, wie schnell man in der Natur ist und in jeder Jahreszeit neue Eindrücke genießen kann: Erdbeerfelder, Spargel, Getreide, Pferde und Alpakas und sogar Rehe und Wildschweine!

Die Freizeitangebote sowie Schulen (Kindergarten) meiner Kinder sind alle in Gehminuten erreichbar, was vieles erleichtert. Für mich ist ein Ort lebenswert, wenn man alles in der Nähe hat und dorthin stressfrei zu Fuß und oder mit Fahrrad erreichen kann: Freunde, Restaurants, Ärzte, Schulen, Kindergarten und Geschäfte. Nur der Innenstadt mangelt es an Vielfalt an Ladengeschäften und Cafés, aber ein Spaziergang lohnt sich trotzdem.

Immer wenn ich von meiner Familie aus Berlin zurückkomme, freue ich mich sehr auf meine Stadt und die Natur.

Solange Kraft

Manfred SeyferleManfred Seyferle

Manfred Seyferle

Manfred Seyferle – Ein Leben für den Sport

Geboren wurde ich in Nürtingen und bin mit drei Brüdern aufgewachsen. Schon mit 12 Jahren wurde ich Mitglied bei der TG Nürtingen und bin es bis heute noch!

Nach dem Schulbesuch machte ich eine Lehre zum Maschinenmechaniker und nach einem Jahr bei der Bundeswehr folgte ein Studium zum Maschinenbauingenieur. Anschließend kamen 25 Jahre Außendienstarbeit dazu.

Die ganzen Jahre war ich als Leichtathlet bei der TG Nürtingen dabei, trat bei vielen Sportwettbewerben an und erhielt viele Siegerurkunden, Pokale und Ehrungen auf Landesebene.

Gerne denke ich an die Erlebnisse mit Turnerkindern in verschiedenen Ferienlagern zurück. Ganz wichtig war mir 1964 die Volkslaufbewegung, die in Frickenhausen Premiere hatte.

1975 initiierte ich die Lauftreffs, die heute mit viel Erfolg in vielen Orten durchgeführt werden. Gleichzeitig bildete ich über 2000 Betreuer für die Lauftreffs aus. Auch der Nürtinger Stadtlauf war und ist mir eine Herzensangelegenheit. Somit ist für mich die Nürtinger Sportwelt sehr wichtig!

Seit einiger Zeit lebe ich im Vöhringerheim und für mich war das eine sehr große Umstellung!

Leider habe ich mit den früheren Sportskameraden kaum noch Kontakt! Daher würde ich mich über ein „B’süchle“ sehr freuen!

Jessica FöhlJessica Föhl

Jessica Föhl

Meine erste Geschichte...

Ich bin Jessy, lebe seit meiner Geburt in Nürtingen und muss sagen, ich fühle mich sehr wohl  hier.

Den Kindergarten, die Friedrich-Glück-Schule, die Neckar Realschule und auch jetzt das technische Gymnasium konnte ich zu meiner Freude immer in Nürtingen besuchen. Worüber ich sehr glücklich war, denn mein Schulweg war nie sonderlich lang und ich hatte immer und überall bekannte Gesichter in meiner Umgebung. Tatsächlich war auch der Maientag mit den Wettkämpfen auf dem Sportplatz in Oberensingen jedes Jahr ein schulisches Highlight. Anschließend mit all meinen Bekannten auf dem Festplatz den Rummel genießen…   

Wenn ich mal nicht in der Schule bin, findet man mich meistens auf den Fußball Plätzen in allen möglichen Teilorten von Nürtingen. Ich spiele seit zehn Jahren Fußball und liebe es auch, anderen am Wochenende zuzuschauen.

An Nürtingen fasziniert mich gerade jetzt in der Weihnachtszeit der starke Zusammenhalt. Jeder kennt jeden, wie es eben üblich ist in kleineren Städten. Für mich gibt es nichts Schöneres, als durch die weihnachtlich beleuchteten Straßen zu laufen.

Es heißt ja nicht um sonst:

NT, so schee!!

Daniel AmannDaniel Amann

Daniel Amann

November 2021

Was mich mit Nürtingen verbindet

Daniel Amann

Mit Nürtingen verbinde ich meine Kindheit, meine Jugend und mein erwachsenes Leben. Ich bin einen Steinwurf von Nürtingen entfernt aufgewachsen, in einem Dorf im Umland. Früher schon sind wir zum Einkaufen nach Nürtingen gefahren. In der Jugend habe ich dort viele meiner heutigen Freunde kennen gelernt, und die Stadt lieben gelernt. Immer wenn ich an einem anderen Ort gelebt habe, hat es mich wieder nach Nürtingen zurückgezogen. Als ich das Bettenfachgeschäft meiner Eltern übernommen habe, wurde die Stadt zu meiner beruflichen und privaten Heimat. Ich schätze die Herzlichkeit und Ehrlichkeit der Menschen in Nürtingen sehr und bin wirklich dankbar über alle Nürtinger Kunden, die uns seit Jahren vertrauen und uns unterstützen.

Die 2 schönsten Momente meines Lebens habe ich ebenfalls in Nürtingen erleben dürfen. Die Hochzeit mit der Frau meines Lebens, im wunderschönen Nürtinger Rathaus, wird für immer unvergesslich bleiben. Auch die Geburt meines Sohnes im Nürtinger Krankenhaus wird mir immer in toller Erinnerung bleiben. In Nürtingen erlebe ich die schönste und erfolgreichste Zeit meines Lebens, und die Stadt ist zu meiner Wunsch-Heimat geworden, auf die ich sehr stolz bin.

Una AmannUna Amann

Una Amann

Aufgrund des Krieges musste ich meine Geburtsstadt ungewollt verlassen und wie viele Menschen flüchten. Und das, obwohl ich sie sehr geliebt habe und mich viele Erinnerungen mit ihr verbunden haben.

Damals habe ich geglaubt, nie wieder eine Stadt so lieben und mich heimisch fühlen zu können – doch das Leben hat mich eines Besseren belehrt.

Mein Ehemann, die Liebe meines Lebens, lebte bereits in Nürtingen. Durch ihn habe ich die Stadt Nürtingen kennengelernt. Stolz hat er mir seine Spazierwege gezeigt, die schöne Natur, die uns umgibt und die Herzlichkeit der Leute.

Und bald darauf haben wir im wunderschönen Rathaus geheiratet. Auch unser Sohn ist hier in Nürtingen geboren.

Immer, wenn ich von irgendwo zurück nach Nürtingen fahre, höre ich in meinem Herzen eine Stimme, die sagt: „Ich freue mich auf zuhause, denn hier ist die Welt noch in Ordnung.“

Ich bin meiner Liebe wegen nach Nürtingen gekommen und aus Liebe in Nürtingen geblieben.

Una Amann

David AmannDavid Amann

David Amann

Was mich mit Nürtingen verbindet

Ich lebe schon seit meiner Geburt in Nürtingen. Hier bin ich in den Kindergarten und zur Grundschule gegangen – und jetzt gehe ich sogar ins Gymnasium.

Ich habe in Nürtingen schon sehr viel erlebt: Als ich 3 Jahre war, bin ich an der Neckarau am Sportplatz zum ersten Mal Fahrrad gefahren, im Nürtinger Hallenbad habe ich das Schwimmen gelernt und jetzt mache ich Leichtathletik an der Neckarau.

Meine Lieblings - Eisdiele der Stadt ist das „Da Claudio“. Die haben den besten Schoko-Milchshake der Welt! Ich spiele gerne draußen mit meinen Freunden, gehe wandern und spaziere oft mit meiner Oma in der Innenstadt oder in der schönen Umgebung.

Ich kenne hier so viele nette Menschen und mag Nürtingen sehr! Ich hoffe, ihr auch!

David Amann, 10 Jahre alt

Manfred PolenzManfred Polenz

Manfred Polenz

Nürtingen, eine Stadt der Begegnung

Im Dezember 2015 besuchte ich den Weihnachtsmarkt an der Nürtinger Stadtkirche. Plötzlich hörte ich einen Ruf: „Hallo Manni!“. Hinter mir stand ein alter Bekannter. Es war mein ehemaliger Jeepfahrer Paul aus Göppingen. Mit ihm habe ich vom 29. September 1970 bis 09. Oktober 1970 an der Wehrübung „Schwarzwälder Kirsch“ im Raum Fluorn-Marschalkenzimmern teilgenommen. Nach mehr als 45 Jahren das erste Wiedersehen. Wir hatten viel Spaß beim Anekdotenaustausch der elf gemeinsamen Tage. Das waren unvergessliche Momente.

Da ich zur Zeit der Wehrübung in Dußlingen meinen Wohnsitz hatte, liegt es im Auge des Betrachters, ob das Wiedersehen in Nürtingen Zufall oder Bestimmung war.

Manfred Polenz

Ammar AlatekiAmmar Alateki

Ammar Alateki

Liebes Nürtingen,

als ich dich 2016 das erste Mal betrat, habe mich sofort wohl gefühlt. Es war magisch oder wie man sagt „Liebe aus der ersten Begegnung“.

Vielleicht habe ich mich sofort in die Neckaraussicht verliebt oder war das deine wunderschöne Altstadt oder die netten Gesichter, die mir ein sympathisches Lächeln geschenkt haben? Ich habe mich nie fremd gefühlt und wurde sofort in verschiedenen Projekten integriert. Ich habe mich neu kennengelernt. Du hast den Musiker in mir hervorgeholt, den ich seit langer Zeit vernachlässigt habe. Du hast mir gezeigt, wenn man sich Mühe gibt, wird man belohnt. Und wenn man Hilfe braucht, wird man sie bekommen. 

Du warst die letzten Jahre der Grund, warum ich zu dem Mensch geworden bin der ich jetzt bin. Heute schreibe ich einen Text über dich, liebes Nürtingen und habe gezeigt, warum ich in dich verliebt bin - und da frage ich mich, wie kann man dich nicht lieben?

Mein Heimat Nürtingen, danke für alles.

Dein Ammar

Anneliese LiebAnneliese Lieb

Anneliese Lieb

Weihnachtsmarkt in Nürtingen

Nach der Corona-Pause im letzten Jahr ist ein wenig Sehnsucht in uns. Die Adventszeit steht im Zeichen der Vorfreude auf Weihnachten. Geprägt von leuchtenden Kinderaugen, Kerzenlicht, Wärme und einem kleinen Stück heiler Welt.

Die Corona-Pandemie hat uns allen in den zurückliegenden Monaten viel abverlangt.

Da kann ein Bummel über den Nürtinger Weihnachtsmarkt Momente zum Träumen und Genießen bieten.

Weihnachtsmarkt rund um St. Laurentius, dem Nürtinger Wahrzeichen. Das war nicht immer so.

Angefangen hat in Nürtingen alles mit einem „Durchgangs-Weihnachtsmarkt“ auf dem Schillerplatz. Ein paar Stände. Aber wenig Atmosphäre.

Der Initiative und Beharrlichkeit von Christa Jahns, einer leider viel zu früh verstorbenen Geschäftsfrau aus der Nürtinger Altstadt, ist es letztlich zu verdanken, dass der Markt vom Schillerplatz an die Stadtkirche verlegt wurde.

Christa Jahns Anregung habe ich als Redaktionsleiterin der Nürtinger Zeitung gerne aufgegriffen und mit Artikeln und Kommentaren unterstützt.

Der Durchbruch gelang allerdings erst, als Otmar Heirich Oberbürgermeister in Nürtingen wurde.

Der Weihnachts- und Adventsmarkt bei der Stadtkirche erlangte weit über Nürtingen hinaus Bekanntheit.

Hoffen wir, dass die Stände in diesem Jahr aufgebaut werden und uns die Vorfreude nicht noch einmal vom Virus genommen wird. Das wünsche ich uns allen für Advent und Weihnachten 2021.  

Anneliese Lieb, Redaktionsleiterin
Nürtinger und Wendlinger Zeitung   

Selma YesilovaSelma Yesilova

Selma Yesilova

Nürtingen ist für mich Heimat

Ich bin im Sommer nach Marburg gezogen, weil ich dort in der ersten und zweiten Bundesliga Basketball spiele. Gleichzeitig mache ich ein Fernstudium in Ernährungswissenschaften.

Eigentlich wollte ich als Kind immer Fußball spielen; damals, als ich in Frickenhausen Karate gemacht habe, schlug mein Vater mir vor Basketball auszuprobieren. Wir sind zusammen in die Halle gegangen und in dem Moment, in dem ich in die Halle trat, wusste ich, dass ich Basketball spielen möchte. Da war ich zehn oder elf Jahre alt.

Letztes Jahr bin ich nach Nördlingen gewechselt und spielte in meiner ersten Saison in der ersten Bundesliga, nachdem ich vier Jahre in Ludwigsburg in der zweiten Bundesliga gespielt habe.

Ich bin auch sehr früh von zu Hause ausgezogen, um mich dem professionellen Basketball zu widmen. Zurzeit läuft mein Alltag so ab, dass ich täglich zwei Mal trainiere und am Wochenende Spiele habe, für die wir auch in andere Städte fahren, wie nach Berlin oder Hamburg oder auch ganz in den Süden.

Nürtingen ist für mich Heimat und wenn ich während einer Länderspielpause zurück zu meiner Familie komme, gibt es mir ein Gefühl des Wohlbefindens; du kennst alles, du bist hier aufgewachsen, deine Familie ist hier. Es ist der Ort, an dem alles angefangen hat.

Mein Lieblingsort ist am Neckar mit dem Blick auf die Kirche und vor allem den Weihnachtsmarkt im Winter, den finde ich richtig schön!

Für die Zukunft wünsche ich mir, basketballerisch auf dem höchsten Stand zu spielen, auch international, erfolgreich mein Studium abzuschließen und hoffentlich irgendwann einmal eine Familie zu gründen.

Selma Yesilova

Barbara GommelBarbara Gommel

Barbara Gommel

Vom Kaff zum Sehnsuchtsort

Als ich jung war – und das ist nun ein halbes Jahrhundert her – war es durchaus nicht ungewöhnlich für ein Mädchen, dass der Herr Papa bestimmte, was das Töchterchen für einen Beruf zu ergreifen hatte: also wurde ich Lehrerin.

Ich wollte aber nicht an einer „normalen“ Schule arbeiten, in der damals bis zu 40 Kinder pro Klasse saßen, die zudem auch samstags noch Unterricht hatten, sondern bewarb mich an der Johannes-Wagner-Schule für hörgeschädigte Kinder und Jugendliche, in der die Klassen sehr klein waren, und samstags war frei!

Meine soziale Ader war damals noch nicht sehr ausgeprägt, und mein Sinnen und Trachten war einzig darauf gerichtet, ein aufregendes, buntes und bequemes Leben zu führen...

Mein erster Eindruck von Nürtingen war fatal: eine langweilige, unattraktive Kleinstadt.

Damals waren die Dächer noch grau vom Zementwerk, und der Rest schien mir im Einklang damit zu stehen: fürchterliches Kaff, dachte ich!

Ich war in Stuttgart aufgewachsen und hatte mich schon in Reutlingen an der PH wie in der Verbannung gefühlt...

Es sah nicht so aus, als würde ich hier die Vorstellung des Lebens meiner Träume verwirklichen können.

In einer meiner ersten Schulstunden - ich unterrichtete u. A. Religion - fragte mich ein Zweitklässler, ob Gott uns jetzt hören und sehen könne. „Selbstverständlich!“ antwortete ich ihm. Er bohrte weiter: „Kann Gott auch die Leute in Australien hören und sehen?“

„Aber klar – Gott ist allmächtig!“ sagte ich. Er stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus und rief nach kurzer Denkpause: „Mensch, muss der einen großen Kopf haben!“

Drei Dinge wurden mir daraufhin klar:

  • Religion konnte ich auf die Dauer nicht unterrichten, denn es fehlte mir die Fähigkeit, solche Sachverhalte zu erklären
  • dies war genau die richtige Schule für mich
  • weil sich der Beruf der Lehrerin unerwarteter Weise als Traumjob herausstellte, musste ich mich eben mit der langweiligen Stadt Nürtingen abfinden

Inzwischen wohne ich seit mehr als 40 Jahren hier, und die Stadt hat sich unglaublich gewandelt!  

Nehmen wir als erstes Beispiel das, was Leib und Seele zusammenhält, und was ich als Katastrophenköchin leidenschaftlich gern tue: Essen gehen. Als ich hierherkam, wusste ich nur von einem einzigen italienischen Restaurant, abgesehen von den altmodischen Viertelesschlotzer-Kneipen, an denen ich als junge Frau nicht interessiert war. Heute gibt es eine Vielzahl von verschiedensten Restaurants, in denen man Gerichte aus aller Herren (nein, ich gendere nicht!) Länder probieren kann.

Es gibt kulturelle Angebote jeglicher Art, und sie bieten für jeden Geschmack etwas: Konzerte und andere musikalische Aufführungen, ob klassisch, ob modern, Theatervorstellungen im K3N, im Theaterkeller, in der Seegrasspinnerei und anderswo. Sportliche Mitmachangebote gibt es zuhauf, für drinnen und draußen. Die Altstadt wurde saniert – dieser Prozess ist offensichtlich auch noch nicht abgeschlossen - und ist ein kleines, aber feines Schmuckstückle geworden.

Die Lage am Fuß der schwäbischen Alb ist ideal für Ausflüge, ohne dass man deshalb auf die Annehmlichkeiten einer Stadt verzichten müsste.

Als Schulstadt ist es auch eine junge, lebendige Stadt, in der die Lebensqualität einen hohen Stellenwert hat.

Nürtingen ist bunter, offener und schöner geworden, und ich liebe es, hier zu wohnen.

Nein, ich bekomme kein Geld für diese Werbung für Nürtingen – und um keinen Preis würde ich von hier wegziehen!!!

Barbara Gommel                                                                              

Luna KosicLuna Kosic

Luna Kosic

Ich bin die Luna. Mit meinen Eltern und meiner jüngeren Schwester Stella wohne ich in Neckarhausen. Ich bin in der 8. Klasse auf dem Max-Planck-Gymnasium.

Zur Schule fahre ich jeden Morgen mit dem Fahrrad den Radweg am Neckar entlang. So bin ich gleich richtig wach und fit. Ich gehe sehr gerne in die Schule und bin so froh, dass nach dem langen Lockdown wieder alle zusammen lernen können und wir uns wieder jeden Tag real sehen dürfen.

Seit diesem Schuljahr bin ich im Sportprofil. Das macht mir richtig Spaß. Sport ist meine volle Leidenschaft. Ich bin im Rope Skipping beim TB Neckarhausen. Dort trainiere ich jede Woche zweimal und freue mich jedes Mal darauf, all die lustigen Mädels unseres Teams zu sehen. Einmal im Monat darf ich auch noch ins Kadertraining, das auch bei uns in Neckarhausen stattfindet. Wir hatten das Glück, dass wir auch während des Lockdowns trainieren durften. Und so war ich bestens vorbereitet auf die erst vor kurzem stattfindenden Württembergischen Meisterschaften, die ich im Einzel gewonnen habe.
 

Neben Rope Skipping turne ich noch sehr gerne. Entweder im Verein oder daheim auf meiner AirTrack. Da ich auch viel Freude am Laufen habe, gehe ich seit ein paar Monaten ins Leichtathletiktraining der TG Nürtingen. So wird mir nie langweilig.

Luna Kosic

Daniel KosicDaniel Kosic

Daniel Kosic

Als waschechter Nürtinger bin ich in Nürtingen geboren, aufgewachsen und habe nun in Neckarhausen eine Familie gegründet und Nürtingen um drei Einwohnerinnen bereichert.

Im Grünen am Neckar zu wohnen und doch in nur ein paar Minuten in der Innenstadt zu sein, trägt zu meinem Wohlbefinden außerordentlich bei.

Als selbständiger Unternehmer, in Nürtingen ansässig, nutze ich in meiner Freizeit die wunderschöne Natur um Sport zu treiben, im kleinen aber feinen Verein in Neckarhausen Tennis zu spielen und meine Kinder bei ihren Wettkämpfen und Auftritten zu begleiten.

Immer wieder gerne treffe ich mich mit Freunden am noch sehr jungen ‚Beutesee‘ oder auch in der Stadt, um nette Abende zu verbringen. Richtig freuen würde mich, wenn schon bald wieder der traditionelle Maientag stattfinden könnte, so dass auch meine Kinder das Gefühl, welches ich von klein-auf erleben durfte, am Nürtinger `Nationalfeiertag` dabei zu sein, richtig genießen könnten.

Tanja KosicTanja Kosic

Seit vor ein paar Jahren die Broschüre `Premiumwanderwege Hochgehberge´ herausgegeben wurde, bin ich so oft auf Nürtingen angesprochen worden.

Meine Familie und ich hatten für den Wanderweg entlang der Alpaka-Farm in Neckarhausen – unserem Wohnort in Nürtingen, Bilder gemacht. Als die gedruckte Version dann überall erhältlich war, bin ich so oft darauf angesprochen worden: „Das seid doch ihr da drin. Erzähl, wie seid ihr dazu gekommen. Wo geht der Weg entlang? Was kann ich sonst noch in Nürtingen unternehmen, außer auf einen Kaffee bei euch vorbeizukommen….“

Es war und ist noch immer sehr interessant, wer sich für den wunderschönen Weg um Nürtingen interessiert und über welche Medien die Leute darauf aufmerksam werden.

Bekannte aus Neckarhausen haben uns auf der CMT entdeckt, eine befreundete Familie von der Alb hat das Internet nach einem schönen Tagesausflug durchsucht, meine weiter weg wohnende Tante hat das Bild in der Broschüre gesehen und Freunde aus Nürtingen haben uns auf einem Wegweiser am Beutwangsee entdeckt. Sogar die Lehrerin von unserer Tochter hat sie beim Besuch der Discgolf-Anlage auf dem Galgenberg auf das Bild an der dortigen Schautafel angesprochen.

So ergeben sich immer wieder nette Gespräche über Nürtingen, mit Menschen, die sonst nicht unbedingt meine jetzige Heimatstadt als Ausflugsziel ausgesucht hätten – und so viele wunderschöne Fleckchen in und um Nürtingen besucht haben.

Tanja Kosic

Stella KosicStella Kosic

Stella ist 9 Jahre alt und wohnt mit ihren Eltern und mit Luna, ihrer älteren Schwester, in Neckarhausen. Sie geht in die dritte Klasse der Anna-Haag-Schule. Sie hat super viel Freude. Mit ihren Freundinnen zusammen bespricht sie schon morgens die lustigsten Geschichten auf dem Schulweg. Stella hat immer was zu erzählen und ist immer gut gelaunt.

Wenn Stella mit der Schule fertig ist, spielt sie sehr gerne mit den Kindern aus der Nachbarschaft oder mit ihren Schulfreundinnen- und Schulfreunden. Sie liebt es Bücher und CDs in der Bücherei in Neckarhausen auszuleihen oder auch mal in der Hauptstelle in Nürtingen ein Theaterstück anzuschauen. Oder, wenn was Spannendes im Kino läuft, geht sie auch gerne in den Traumpalast und isst dort gleich noch leckeres Popcorn.

Wenn es draußen trocken ist, düst Stella gerne auf den Spielplatz. Schnell ‚düsen‘ macht ihr sowieso Spaß und daher ist sie auch im Speedskaten aktiv.
Wenn sie auf ihren Skates Gas gibt, kommen Mama und Papa nicht mehr hinterher.

Im Sommer ist sie so öfters auf dem Radweg nach Nürtingen rein geskatet, um dort in der Stadt ein Eis zu essen. Für den Winter wünscht sich Stella jetzt ganz arg, dass es mal wieder richtig lange eiskalt sein wird, so dass der Neckarhäuser Beutwangsee zufrieren kann. Dann möchte sie sich die Schlittschuhe anschnallen und jeden Tag mit ganz vielen anderen Kindern dort stundenlang Eislaufen, so wie das letzte Mal, als sie noch vier war.

Stella Kosic

Ulrich WatzUlrich Watz

Ulrich Watz

Träume hat wohl jeder von uns. Ulrich Watz wird sie wahrmachen und die Welt bereisen, so wie damals, als er mit seiner Harley bis ans Nordkap fuhr. Ganz alleine, mit Zelt und Schlafsack. Ein Männertraum. Seine grüne Roadking hat ihn mühelos innerhalb zweier Wochen über Stock und Stein gefahren und das 7000 km weit.

Ulrich Watz ist ein Motorrad- und Autofreak und wenn er von PS und Kubik erzählt, dann leuchten seine Augen. Mit seiner BMW, einem umgebauten Scrambler würde er gerne nach Griechenland und Israel biken. Unlängst legte er sich einen Veteranen zu. 250ger Mercedes. Alles noch ohne Elektronic! Der zieht sogar seinen Wohnwagen, in dem sich hinten drin Platz für ein Motorrad befindet. Wenn das kein Luxus ist!

Ulrich Watz stammt gebürtig aus Wetzlar und ist mit zwei Jährchen und für die nächsten zwanzig Jahre nach Stuttgart, Obertürkheim verpflanzt worden. Er besuchte das Wirtschaftsgymnasium in Esslingen und konnte schließlich während der gesamten Studienzeit in Esslingen bei seinen Eltern, inzwischen in Wolfschlugen, wohnen und leben. Heute bezeichnet sich Herr Watz als klassischer Berater im Automobil Gebrauchtwagenhandel. Er arbeitet beim TÜV, ”aber nicht da, wo man den Bäpper bekommt.” Der TÜV hat sehr viele Geschäftsbereiche. Durch seine aufgeschlossene Art ist er der geborene Kommunikationstrainer und führt in einer nurmehr 3Tage Woche, “zum Eingewöhnen in die Rente”, Schulungen für interne Mitarbeiter durch.

Warum Nürtingen? Weil er hier nach einigen Anläufen ein Grundstück in Oberensingen bebauen und dadurch ein Zuhause für sich und seine Familie schaffen konnte. Weil Nürtingen vielerlei Schulen und Vereine hat.

Warum Nürtingen? Weil er der Meinung ist, dass Nürtingen einen guten Weg eingeschlagen hat. Dass man über den Tellerrand hinausgeschaut hat und sich auf vorhandene Ressourcen besann. Die Boule Bahn hinter der Kreuzkirche, der wunderbare Stadtbalkon, der Heinrichsquelle mit Café und, so Watz, “diese Sache mit dem Disc werfen, sind alles Zeichen. Wenn sich jetzt noch die Gastronomie mit ihren Preisen ein wenig `bürgernäher zeigte, dann wäre es beinahe perfekt.“

Wie schön, wenn sich eine Stadt ausprobiert. Die Hotelpläne empfindet er als innovatives Projekt und meint, die Stadt sei (endlich )aus dem Dornröschenschlaf erwacht.

“Es sind sehr gute Ansätze vorhanden. Aber man darf als Bürger dieser Stadt auch nicht erwarten, dass sich in zwei Jahren alles grundlegend verbessert,” sagt Ulrich Watz, dieser lebendige, aktive und positive Mensch, dessen Herzensangelegenheit es ist, “die Gosch aufzumachen” und auf die Menschen zuzugehen.  

Interviewt und aufnotiert von Angelika B. Lauppe, Okt. ´21, Copyright

Katharina TonigoldKatharina Tonigold

Katharina Tonigold

Frau Katharina Tonigold – Von Ungarn nach Nürtingen in den Kroatenhof

1971 kam ich mit meiner Tochter zusammen von Ungarn nach Deutschland. Über München ging es nach Stuttgart und in Schlaitdorf sind wir letztendlich gelandet. Anschließend wohnten wir im Enzenhardt und dann im Roßdorf. Ich war berufstätig bei der Fa. Heller bis zum Rentenalter.

Im Kroatenhof habe ich seit einigen Jahren eine Wohnung, in der ich mich sehr wohlfühle. Ich bin froh, noch in die Stadt gehen zu können, zum Einkaufen oder um auch mal ein Schwätzle zu halten.

Gerne denke ich an die früheren Silvesterfeiern hier im Kroatenhof zurück. Ebenso an die Modeschauen, bei denen ich Vorführdame sein konnte, auch die Mithilfe bei Kaffenachmittagen und beim Fasching machten mir Freude.

Lustig war für mich, bei einer der Veranstaltungen einem jungen Mann das Tanzen beizubringen. Ich denke, Nürtingen ist meine zweite Heimat geworden.

Hannah RankHannah Rank

Hannah Rank

Ich bin Hannah Charlotta und werde im Dezember 4 Jahre alt. Ich habe noch meine Schwester Luisa, sie ist 8 und meinen Bruder Felix, er ist ein Jahr und unsere Katze Lilly, sie ist 15 Jahre alt und dann gibt es noch Mama und Papa.

Ich liebe Einhörner und Regenbögen. Meine Mama hat mir ein großes Wandbild in mein Kinderzimmer gemacht, mit 3 Einhörnern und einem bunten Regenbogen und vielen rosa Herzen, dass ist mein Lieblingsbild! Wenn ich mal groß bin, möchte ich auch ein Einhorn werden.

Amina AbdulaahiAmina AbdulaahiNick BidlingmaierNick Bidlingmaier

Nick Bidlingmaier

Zauberhaftes Nürtingen - damals wie heute

Enge Gässchen, steile Treppen, malerische Winkel - die Nürtinger Altstadt hat es mir wirklich angetan. In der Stadt, in der schon Friedrich Hölderlin oder Eduard Mörike unterwegs waren, hat sich zwar einiges verändert, aber schon immer war der Blick über den Neckar auf die St. Laurentius Kirche besonders.

Genau diesen Blick hat Carl Philipp Fohr 1816 schon eindrucksvoll auf Leinwand gebracht. Wenn man dieses Bild mit dem "Jetzt" vergleicht, ist es fast schon romantisch, wie einige Gebäude sich bis heute im Wasser des Neckars widerspiegeln. Ich bin gerne am Neckar und hoffe, dass die Vertreter der Stadt hier künftig einiges noch schöner gestalten.

Auch ohne Gartenschau.

Nick Bidlingmaier

Michael MedlaMichael Medla

Michael Medla

Nachhaltiges Nürtingen – unverpackt, biologisch, regional

Geboren und aufwachsen im heimischen Familienbetrieb ist mir die Bedeutung unserer Lebensmittel, allen voran hochwertiger Brot- und Backkunst im Bäckerhandwerk, in die Wiege gelegt worden. Dass ich selbst einmal einen Ladenbetrieb für Bio-Lebensmittel führen, gar gründen könnte, kam mir zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht in den Sinn.

Anders war es ein viertel Jahrhundert später: Gemeinsam mit jungen wie erfahrenen Engagierten gründeten wir den ersten Unverpackt - Laden im Landkreis Esslingen. Angetrieben werden wir von der Idee, einen ganz eigenen, lokalen Beitrag für eine nachhaltigere Welt zu leisten. Wir setzen auf verpackungsarme bis - freie, ökologisch produzierte wie regionale Produkte, hochwertige Produkte, wie ich es selbst Zeit meines Lebens von meinen Eltern in der Bäckerei vorgelebt bekommen habe.

Mit Glas & Beutel wollen wir aber noch mehr: Wir wollen dazu einladen, mitzumachen, sich einzubringen und unsere Vision eines nachhaltigen Nürtingens gemeinsam gestalten. Ich selbst bin überzeugt, dass es genau eins braucht, um wirkliche Veränderungen – global wie lokal zu gestalten: Beteiligung. Angefangen vom Pro - statt Konsum, als Kund*in und Mitglied der Genossenschaft wirklich mitentscheiden zu können, bis hin zur gemeinsamen Plattform für weniger Verpackungsmüll und bewusstere Ernährung.

Darum steht Glas & Beutel auch in vielerlei Hinsicht für meine persönlichen Überzeugungen: Wir brauchen mehr ökologische wie soziale Nachhaltigkeit, mehr bewussten Pro Sums statt hektischen Konsums. Wir brauchen mehr lokale Initiativen, die anpacken und ihr Gemeinwesen gestalten. Aber wir brauchen auch politische Rahmenbedingungen, die all dies ermöglichen.

Ich persönlich empfinde es als außerordentliches Privileg, all dies vor Ort in meiner Heimatstadt in vielfältiger Weise mitbegleiten und gestalten zu dürfen. Ob im Unverpackt-Laden, in Kirche wie kommunaler Stadtgesellschaft bis hin zum Jugendring.

Michael Medla

Kim SchlechterKim Schlechter

Geballte Frauenpower - und das schon um 10 Uhr morgens!

Eine Stunde Unterhaltung, eine Stunde Lebensweisheit und Philosophie? Gemeinsames   Lachen. Von allem etwas.

Kim Schlechter überrascht in vieler Hinsicht. In Stuttgart geboren, im Kreis Ludwigsburg in bürgerlichem Elternhaus aufgewachsen, ließ sie sich mit 18 Jahren ihr erstes Tattoo hinters Ohr stechen. Ein abgewandeltes Zitat des Rappers Tupac Shakur. `Nur Mama kann mich richten´. Das war der Einstieg. Inzwischen ist ihr rechter Arm mit all den Tattoos ihrer Mutter gewidmet, denn seit zwei Jahren, seit der Geburt ihrer Tochter mit dem märchenhaften Namen Litycija, weiß Kim Schlechter was es heißt, alleinerziehende Mutter zu sein und Sorge und Verantwortung zu tragen.

Litycija ist eine echte Nürtingerin!!

Wenn Kim an ihre Großeltern denkt, der Großvater Schulleiter einer Berufsschule, die Großmutter Lehrerin an einer Behinderten und Förderschule, dann fallen ihr deren Werte und deren Worte ein, „es kommt bei einem Menschen nicht auf das Äußere an. Man muss hinter die Fassade schauen!“

Natürlich steht sie zu diesen Worten, auch wenn es Kim extrem auf die Optik ankommt. Als erfahrene Piercerin und Tätowiererin weiß sie jedoch, dass hinter jedem Tattoo ein bestimmter Gedanke steht, eine Bedeutung, ein Lebensabschnitt.

„Viele Menschen hängen sich Kunst an die Wand. Ich trage meine Kunstwerke am Körper überall mit hin“, sagt sie und ich weiß beim Anblick ihres hübsch gestalteten Gesichtes, was sie meint. Kein Wunder spricht sie von den Ausführenden als `Artisten´. 

Kim Schlechter arbeitete schon als Erzieherin und als Personalreferentin in verschiedenen Bereichen. Aber das Piercen und Tätowieren war immer schon ihre Profession.

Nach längerem Aufenthalt in Mainz, wo sie das Piercen erlernte, arbeitet sie seit fünf Jahren in der `Villa Kunterbunt´, dieser ansprechenden, geräumigen Location, nahe des Rathauses.

Man kennt sie in der Stadt, hier fühlt sie sich wohl, es ist der Raum zum Arbeiten und Leben. Abends ausgehen? Ach woher. Das ist die Quality Time mit dem Töchterchen. Familie ist ihr überhaupt sehr wichtig. Wenn es die Mutter und Großmutter nicht gäbe, wäre manches viel schwieriger.

Gibt es noch ein Schubladendenken zum Thema Tätowierung? Doch ja, sagt sie, hauptsächlich ältere Menschen seien unsicher im Umgang mit ihr. Aber es bewegt sich etwas, wenn zum Beispiel Mütter mit ihren heranwachsenden Töchtern zum Tätowieren kommen, findet sie das sehr klug, denn,  „verbieten bringt gar nichts.“

Eine Stunde ist verflogen. Gleich öffnen sich die Pforten des Studios und ich muss gehen.

Vielleicht komm´ ich bald wieder…

Unterhalten und aufgeschrieben von Angelika B. Lauppe, Nov. 2021, Copyright 

Nora ReimNora Reim

Nora Reim

Nürtingen und Ich

Nürtingen ist für mich untrennbar mit meiner Oma verbunden. Diese ist zwar noch keine 100 Jahre alt wie meine Heimatstadt am Neckarufer, dennoch hat sie mit ihren 92 Lebensjahren einiges erlebt.

Oma hat mich von Kindesbeinen an begleitet: auf der Garageneinfahrt vor ihrem Haus in der Braike habe ich das Fahrradfahren gelernt, auf dem Ersberg im stürmischen Herbst die Drachen steigen lassen und viele Sommer im Fela-Freizeitcamp rund um die Versöhnungskirche verbracht. In ihrem geliebten Garten hinter dem Haus ernte ich bis heute jedes Jahr zahlreiche Zucchini, die sie in Scheiben in der Pfanne paniert und zusammen mit selbstgeschabten Spätzle vom Brett zu einer schmackhaften Mahlzeit für mich zubereitet.

Viele Nächte verbrachte ich während meiner Jugend in ihrem Haus, fühlte mich sicher aufgehoben und wohlig-warm mit ihren selbstgestrickten Socken im Bett. Bis heute ist sie des Strickens für ihre acht Enkel*innen und inzwischen sechs Urenkel-Kindern nicht müde geworden. Für ihre unerschütterliche Kraft und ihren unbändigen Lebenswillen bewundere ich sie bis weit über ihren Tod hinaus.

Oma war von Anfang meines Lebens dabei und immer da, wenn ich ihre Hilfe gebraucht habe. Mit ihren 92 Jahren nun sie wiederum auf Unterstützung im Alltag angewiesen. Dass ich für sie Lebensmittel einkaufe, Besorgungen in der Stadt erledige und ihr in einsamen Momenten Gesellschaft leiste, versteht sich für mich von selbst. Durch meinen emotionalen Beistand gebe ich ihr einen Teil von dem zurück, was sie zu meiner Persönlichkeitsentwicklung nachhaltig beigetragen hat.

Wenn ich auf die 37 Jahre meines noch jungen Lebens zurückblicke, dann sehe ich in Nürtingen nicht nur das Aufwachsen im Stadtteil Oberensingen und meine Schulzeit am Hölderlin-Gymnasium, sondern habe ein Gefühl von Heimat – meiner Oma sei Dank.

Nora Reim

Andreas FischerAndreas Fischer

Der Drachenboot-Cup: Jährliches Highlight am Nürtinger Neckarufer

Es ist Samstagvormittag am wunderschönen Neckarufer in Nürtingen. Bei strahlendem Sonnenschein haben sich zahlreiche Zuschauer versammelt, um beim traditionellen Drachenboot-Cup des Nürtinger Ruderclubs dabei zu sein. Auch unser Team „AOK Green-Submarine“ ist wieder bereit für den Wettkampf auf dem Wasser.

Zielstrebig nehmen 17 Kolleginnen und Kollegen ihre Plätze im Drachenboot ein. Mit leichten Schlägen treibt die Mannschaft konzentriert das Boot zur Startlinie unterhalb der Wörth-Brücke.

Nach kurzem Halt steigt die Spannung. Dann fällt der Startschuss und die „AOK Green-Submarine“ gleitet pfeilschnell über das Wasser.

Angefeuert von den vielen Fans am Ufer gibt das Team alles und feiert – ob Sieg oder Niederlage – seine Leistung mit lauten Schlachtrufen gemeinsam im Ziel.

Beim Drachenboot kommt es nicht nur auf die Kraft an, sondern auf die Technik sowie das Zusammenspiel der Paddler. Gewinnen können wir nur, wenn alle an Bord zusammen den Takt einhalten und auf die Schlagleute achten. Dieses Gemeinsame macht auch das Besondere an diesem Tag am Nürtinger Neckarufer aus.

Das Gemeinsame erleben wir auch im Anschluss am Ufer mit den vielen anderen Besuchern aus der Region rund um Nürtingen.

Inmitten dem tollem Ambiente am Neckar wird der Tag rundum genossen. Wir schätzen die Zeit, die wir heute für viele Gespräche in geselliger Atmosphäre haben und verweilen bis zum Abend am Ufer.

Bereits beim Heimgehen freuen sich schon alle auf das Aufeinandertreffen im nächsten Jahr am herrlichen Nürtinger Neckarufer – so schön kann Heimat sein.

Otto FrühOtto Früh

Otto Früh

Mein Name ist Otto Früh. 

1944 wurde ich im "alten Nürtinger Krankenhaus" geboren und lebe seither in Oberensingen. 

Bei der Gärtnerei „Otto Rieger“in Nürtingen erlernte ich den Gärtnerberuf. Nach zehn Jahren führte mich mein Berufsleben in andere Gärtnereien und zuletzt nach Hohenheim in den „Botanischen Garten“. 

In Oberensingen ist meine Heimat und ich fühle mich den Menschen dort sehr verbunden. In sechs Vereinen bin ich Mitglied und singe seit über 50 Jahren im „Liederkranz“. 

Seit meiner Kindheit war auch das Wandern eine große Leidenschaft. Auch der Geschichte unseres Ortes und der hier lebenden Familien gilt mein Interesse. 

Auf Wunsch hab ich schon oft Ortsführungen gemacht. Seit es die Friedrich-Glück-Halle gibt, hab ich für viele Veranstaltungen die Dekoration gemacht  z. B. beim „Herbstfest des Obst - und Gartenbauvereins“ u.s.w. 

Andreas HeinzAndreas Heinz

Andreas Heinz

Auch wenn Herr Andreas Heinz seit einem Sturz im Rollstuhl sitzt, hindert ihn das nicht daran, in Jackett und Bügelfalte zum Interview zu erscheinen. Sein Sohn Viktor ist ihm an diesem Vormittag behilflich.

Seine Eltern wurden 1929 von Saradow an der schönen Wolga nach Omsk in Sibirien ausgesiedelt.

Herr Heinz ist 1932 geboren, in Omsk aufgewachsen und zur Schule gegangen. Bereits als Schüler betätigte er sich als Bauarbeiter.

Mit 23 Jahren kam er zum Militär, wo er dreieinhalb Jahre in Königsberg, Kaliningrad diente. Später hat er sich bei der Miliz in Omsk bewährt. Doch wenn er sich als Wolgadeutscher outete, wurde er als Staatsfeind betrachtet und behandelt, dann war der Job weg. 

Er heiratete in Kirgisien, wo auch die ersten zwei Söhne zur Welt kamen. 

Herr Heinz schwärmt davon, 64 Jahre lang einen „eigenen“ Führerschein „für alles“, besessen zu haben, den er noch in Russland machte. Er ist Laster gefahren, Bus, Taxi und natürlich privat. Ein echter Autofreak. Lächelnd sagt er, „ohne Auto waren wir nix!“ Heute lässt er sich bequem überall hinfahren.

Die nächste Etappe, um der Einreise nach Deutschland näher zu kommen, war Estland. Endlich in Deutschland angekommen, folgten verschiedene Durchgangslager, wie Friedland usw..

Schließlich war 1987 endlich die vorletzte Station erreicht, das Übergangswohnheim in der Braike. Bereits nach 6 Monaten konnte die inzwischen sechsköpfige Familie in der Mönchsstraße in der Nürtinger Altstadt eine Wohnung beziehen.  

Herr Heinz hat eine Schreinerausbildung absolviert und als Dreher gearbeitet. Bis zu seinem Rentenantritt im Jahre 1994 war er in einer großen Nürtinger Firma angestellt.

Oh je, da fehlt ja ein Stück Mittelfinger an der rechten Hand. Da hat Herr Heinz nicht aufgepasst, als er vor sieben (!) Jahren, im Alter von 82 Jahren mit seiner Lebensgefährtin nach Russland fuhr, auf deren Datscha eine Gartendusche baute und dabei der Säge zu nahe kam.

Herr Heinz hat ein arbeitsreiches, erfülltes Leben gelebt. Er hat drei Söhne und eine Tochter, 11 Enkel im Alter von 13 bis 30 und sogar einen Urenkel. Da er alleine lebt, kommt morgens die Diakonie. Den großen `Rest´ erledigen abwechselnd die vier Kinder, die zum Glück alle in der näheren Umgebung wohnen. Das nennt man Familienverbund par excellence!!   

Befragt Helga Wick, niedergeschrieben Angelika B. Lauppe, Sept.21, Copyright

Herzlich danken möchten wir Herrn Föhl von Föhl Film Nürtingen für die Fotos, Frau Lauppe für die Korrektur der Texte und dem Engagement der Gruppe „wortWerk“, kreative Schreibwerkstatt der VHS Nürtingen und dem Autorenkreis Atmosphäre unter der Leitung von Frau Beate Treutner für die Durchführung der Interviews.

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